In einem kleinen Schwimmbecken bringt eine Frau Kindern das Schwimmen bei.
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Alternative mobiles Schwimmbad: Wenn kein Platz im Schwimmbad ist, kommt das Schwimmbad eben zu den Kindern.

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Mobiles Schwimmbad: "Seepferdchen" auf dem Schulhof

Mobiles Schwimmbad: "Seepferdchen" auf dem Schulhof

Die Zahlen sind alarmierend: In Deutschland kann jedes fünfte Kind nicht schwimmen. Dazu sind immer mehr Schwimmbäder sanierungsbedürftig und Wartelisten für Schwimmkurse lang. Im oberfränkischen Kasendorf sorgt ein mobiles Schwimmbad für Abhilfe.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Franken am .

Es ist die sechste Stunde an der Grundschule Kasendorf im Landkreis Kulmbach. Auf dem Stundenplan steht: Schwimmen. Das ist neu und erst seit Ende der Osterferien so. Auch neu: das Schwimmbad steht direkt vorm Schulgebäude. "Einfach phänomenal, dass wir das hier haben, und die Kinder haben so viel Spaß", freut sich Schulleiterin Andrea Gust.

Ziel: Seepferdchen!

Das Schwimmbad trägt den Namen "Swim Salabim". Der Name steht groß zwischen gemalten Meerestieren auf einer Plane, die über eine Art Container gespannt ist. Ein Kran hat den mobilen Pool vor der Schule abgestellt. Im Inneren: ein WC, zwei Duschen und ein mit Wasser gefülltes, drei Meter breites und sieben Meter langes Edelstahlbecken. Ein weiterer Container mit Umkleidekabinen ist direkt daneben aufgebaut. Aus diesem kommen gerade sechs Seepferdchen-Anwärter. Ihr Kurs beginnt gleich. "Ich finde es toll, dass ich schwimmen lernen darf", freut sich Melina. Und Emilian ergänzt: "Ich habe mein Seepferdchen noch nicht, aber bald!". Melina und Emilian gehören zu 50 Kindern, die an ihrer Grundschule entweder noch gar nicht oder noch nicht gut genug schwimmen können. Für sie ist diese Schwimmbad-Lösung gedacht.

Schwimmkurs anstelle von Weihnachtsgeschenken

Anfang April wurde das in Österreich hergestellte Schwimmbad in den Landkreis Kulmbach gebracht. Die Kosten für den Transport haben die zwei Kasendorfer Firmen der inuwat AG übernommen. Sie haben auch die Steuerungselektronik entwickelt. Im Dezember entstand die Idee, anstelle von Weihnachtsgeschenken für Kunden lieber den Kindern vor Ort etwas Gutes zu tun, so Vorstandsvorsitzender Michael Otte. "Hier ist das Geld sinnvoll investiert. Zu viele Kinder können noch nicht schwimmen, das wollten wir ändern." Auch die Kosten für die Schwimmtrainerin übernehmen die Firmen. Strom- und Wasserkosten trage die Gemeinde, versichert Bürgermeister Norbert Groß (CSU).

Keine Kapazitäten im Hallenbad

Für erste Schwimm- und Tauchübungen sei der Platz perfekt, sagt Schwimmtrainerin Melanie Gandyra. In einem Nichtschwimmerbecken in einem normalen Schwimmbad sei auch nicht mehr Platz. Bis Ende Juli gibt sie täglich Kurse im Swim Salabim. Diese Möglichkeit hätten die Schülerinnen und Schüler sonst nicht, so Schulleiterin Andrea Gust. Denn Kasendorf hat kein eigenes Schwimmbad und das zwölf Kilometer entfernte Hallenbad in Kulmbach habe keine freien Plätze mehr für weitere Schulen. Ein weiteres Problem: "Die Kinder müssen ja auch mit dem Bus hin. Bis sie im Wasser sind, bleibt kaum Zeit – vielleicht effektiv 15 Minuten, das lohnt sich eigentlich nicht.“

Mobiles Schwimmbad als Alternative

Ein Problem, nicht nur in Kasendorf. Bundesweit sind Schwimmkurse und Wasserflächen rar, Wartelisten dementsprechend lang – und immer mehr Schwimmbäder sind sanierungsbedürftig. Umstände, die ein Heilbronner Unternehmen auf den Plan gerufen haben, eine mobile Schwimm-Lösung gemeinsam mit den Bäderexperten aus Oberfranken zu entwickeln. "Wir wollten eine Lösung, die eine Wasserfläche zur Verfügung stellt, ohne dass irgendwelche Bauanträge gestellt werden müssen. Die dazu auch einigermaßen kostengünstig ist und trotzdem die volle Funktion eines Schwimmbads erfüllt", so Projektleiterin Natalia Camps Y Wilant. Das Swim Salabim könne auch für Seniorenkurse oder – dank Gegenstromanlage – für Spitzensportler eine Lösung sein.

Die Kinder aus Kasendorf setzen ihren Kurs nach acht Wochen im "Container-Pool" im Freibad fort. Dort möchten sie ihr Seepferdchen machen. Das Swim Salabim wird dann woanders aufgestellt, damit weitere Kinder schwimmen lernen können. Anfragen kommen aus dem gesamten Bundesgebiet.

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Einflug des mobilen Schwimmbads in Kasendorf

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