Die Führung des Textilhändlers H&M habe den Betriebsrat in seiner Arbeit behindert, sagt die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi. Betriebsrätinnen und -räten seien Zulagen gestrichen und Aufgaben entzogen worden, heißt es in einer Mitteilung. Die Gewerkschaft vermutet darin eine gezielte Kampagne gegen die Arbeit des Betriebsrats, der sich in den vergangenen Monaten immer wieder mit Aktionen gegen den Abbau von Arbeitsstunden und die Umstrukturierung im Unternehmen gewehrt hatte. Der Betriebsrat habe deshalb Strafanzeige gegen H&M wegen Betriebsratsbehinderung gestellt, so Verdi.
Verdi: H&M-Betriebsräte werden für Engagement bestraft
Die Streichung der Zulagen und Aufgaben ist nach der Auffassung von Verdi ein klares Zeichen von Betriebsratsbehinderung. Es sei zum einen eine "miese Praktik" der Konzernführung, Mitglieder des Betriebsrats für ihr Engagement zu bestrafen. Zum anderen sei es auch eine Straftat. Betriebsräte müssten sich für ihre Kolleginnen und Kollegen einsetzen können, ohne persönliche Bestrafung fürchten zu müssen, so die zuständige Gewerkschaftssekretärin Jaana Hampel.
H&M: Verhalten uns "neutral und kooperativ"
Auf Anfrage des Bayerischen Rundfunks wies H&M den Vorwurf der Betriebsratsbehinderung zurück. Dieser sei unzutreffend, so das Unternehmen in einer exklusiven Stellungnahme. Die Zulagen, die einige Betriebsräte der Filiale in der Nürnberger Karolinenstraße nicht mehr erhielten, seien sogenannte Funktionszulagen. Wenn Mitarbeitende eine Funktion nicht mehr ausübten, dann erhielten sie auch die zugehörige Zulage nicht mehr, alles andere sei mit einer Besserstellung gleichzusetzen, so H&M. Die Funktion stehe darüber hinaus nicht im Zusammenhang mit dem Ehrenamt des Betriebsrats. H&M verhalte sich gegenüber allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und gegenüber der Gewerkschaft neutral und kooperativ.
Beschäftigte protestieren gegen Abbau von Arbeitsstunden
Beschäftigte in der H&M-Filiale in der Nürnberger Karolinenstraße hatten in den vergangenen Monaten mehrfach gegen den geplanten Abbau von Arbeitsplätzen und eine neue Arbeitszeitstruktur protestiert. Besonders Beschäftigte mit Familie und Alleinerziehende würden dadurch benachteiligt, hieß es. Die Modekette will mehr als 2.400 Arbeitsstunden bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in der Filiale reduzieren. Das entspricht einem Abbau von etwa 28 Prozent der Arbeitsleistung. Im Januar 2021 hatte die Modekette angekündigt, 800 Filialen bundesweit zu schließen.
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