Ein rotes Mopedauto auf dem großer Aufkleber mit der Zahl 45 klebt.
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Sie sind klein, wendig und schon ab 15 Jahren erlaubt: Mopedautos bieten Jugendlichen vor allem auf dem Land eine neue Art der Mobilität.
Bildrechte: picture alliance / CHROMORANGE | Elke Münzel
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Sie sind klein, wendig und schon ab 15 Jahren erlaubt: Mopedautos bieten Jugendlichen vor allem auf dem Land eine neue Art der Mobilität.

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Mopedautos für 15-Jährige: Wie groß ist die Gefahr?

Mopedautos für 15-Jährige: Wie groß ist die Gefahr?

Sie sind klein, wendig und schon ab 15 Jahren erlaubt: Mopedautos, auch Microcars genannt, bieten Jugendlichen vor allem auf dem Land eine neue Art der Mobilität. Doch die Leichtkraftfahrzeuge seien nicht ungefährlich, warnen Experten.

Über dieses Thema berichtet: BR24 am .

Immer mehr Senioren und Jugendliche fahren Kleinstfahrzeuge. Die einen, weil die sogenannten Mopedautos ohne technischen Schnickschnack auskommen und einfach zu bedienen sind. Die anderen, weil sie drei Jahre vor dem teuren Autoführerschein mit den Microcars, wie die Fahrzeuge auch genannt werden, mobil werden und das auch noch ziemlich komfortabel. Ideal für den Weg zur Schule oder Ausbildung, oder etwa nicht?

Auto fahren ab 15 Jahren

Neu sind die auch als Leichtkraftfahrzeuge bekannten Autos keineswegs. Schon seit den 1970er Jahren gibt es sie, vor einigen Jahren stieg ihre Popularität aber stark an. Zu tun hatte das mit der 2013 erfolgten Einführung der europäischen Führerscheinklasse AM für 16-Jährige und der Möglichkeit, nun mit dem "Mopedführerschein" auch Leichtkraftfahrzeuge zu fahren. In Bayern ist das, wie in allen anderen Bundesländern auch, seit 2021 sogar ab 15 Jahren erlaubt.

Nach Angaben des Gesamtverbandes der Versicherungswirtschaft waren 2023 rund 32.000 Mopedautos auf Deutschlands Straßen unterwegs. Neuere Zahlen gibt es nicht, auch keine, die sich auf Bayern beziehen, heißt es aus dem Bayerischen Innenministerium.

ADAC: Microcars als Antwort auf fehlende Kleinwagen

Beim ADAC sieht man aber einen Trend zum Microcar. Sprecher Fabian Faehrmann erklärt das mit den vergleichsweise niedrigen Anschaffungs- und Betriebskosten. Die Autos kosten neu teils deutlich unter 10.000 Euro. Ein Grund für den Trend sei aber auch, dass zunehmend weniger Kleinwagen angeboten werden. Microcars hätten schließlich nicht nur auf dem Land Vorteile, wo der ÖPNV oft schlecht ausgebaut sei, sondern würden auch dem Platzmangel in der Stadt gerecht.

Leicht und bis zu 45 km/h schnell

Anders als gewöhnliche Autos dürfen Microcars aber nur maximal 45 Kilometer pro Stunde schnell fahren. Auf Autobahnen und Kraftfahrstraßen sind sie damit nicht erlaubt. Sie dürfen nicht schwerer als 425 Kilo sein, verfügen über nur einen oder zwei Sitze und haben eine Leistung von rund acht PS.

Vorgeschrieben sind eine Betriebserlaubnis und ein Versicherungskennzeichen. Eine Hauptuntersuchung wie beim Pkw ist hingegen nicht nötig. Der Deutsche Verkehrssicherheitsrat fordert seit Jahren [externer Link], dass Mopedautos "hinsichtlich der Zulassung sowie der regelmäßigen technischen Überwachung wie Pkw behandelt werden".

Experten warnen: niedrige Sicherheitsstandards

Nach Meinung von Experten bergen Mopedautos auch Risiken – vor allem deshalb, weil sie nicht denselben Sicherheitsstandards wie Pkw unterliegen. So müssen Microcars weder Crashtests durchlaufen noch mit modernen Assistenzsystemen ausgestattet sein. Airbags, ABS oder ESP sind ebenso wenig vorgeschrieben wie Notbrems- oder Spurhaltesysteme. Bei einem Unfall mit einem größeren Fahrzeug seien die Insassen der Microautos daher klar im Nachteil - allein des Gewichts und der Bauweise wegen, heißt es vom TÜV Nord in Bamberg.

Der Deutsche Verkehrssicherheitsrat fordert daher: Um Assistenzsysteme auch für Microcars verfügbar zu machen, sollte die Gewichtsobergrenze gelockert werden. Aus dem bayerischen Verkehrsministerium heißt es, Microcars würden mit einer EU-Typgenehmigung in den Verkehr gebracht. Der Freistaat Bayern habe darauf keinen Einfluss.

ADAC: Leichtfahrzeuge für die meisten Fahrten nicht sicher

Der TÜV macht auf ein weiteres Problem aufmerksam: Mopedautos würden von anderen Verkehrsteilnehmern oft falsch eingeschätzt. Oft erkenne man erst spät, dass es sich um ein Leichtfahrzeug handelt und überschätze dessen Geschwindigkeit.

Beim TÜV kommt man daher zu dem Schluss, dass Mopedautos zwar sicherer sind als motorisierte Zweiräder, aber deutlich unsicherer als gewöhnliche Autos. Auch vom ADAC heißt es auf Nachfrage, dass Leichtfahrzeuge insbesondere außerhalb geschlossener Ortschaften "nicht sicher sind".

Allerdings: Zu mehr Unfällen mit Mopedautos kommt es nicht - im Gegenteil. Vom Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft heißt es: Im Durchschnitt kämen auf 1.000 Pkw in Deutschland rund 50 Unfallschäden. Bei Microcars läge die Quote mit 47 Schadensfällen sogar darunter.

Innenministerium: Mopedautos kein Problem

Im bayerischen Innenministerium erklärt ein Sprecher, dass sich im vergangenen Jahr in Bayern insgesamt 188 Unfälle mit dieser Fahrzeuggruppe, zu der auch dreirädrige Kraftfahrzeuge gezählt würden, ereignet haben. Dabei seien 107 Personen verletzt worden. Tödliche Unfälle habe es in den vergangenen zwei Jahre keine gegeben.

Bei 25 dieser Unfälle hätten 15-Jährige am Steuer gesessen. "Die geringe Anzahl zeigt jedenfalls, dass mit diesen Fahrzeugen in Bayern vergleichsweise selten Verkehrsunfälle passieren", so der Sprecher. Es bestehe derzeit kein Anhaltspunkt, dass diese Fahrzeuge ein größeres Problem darstellten.

PULS-Reportage: Günstig Auto fahren ab 15 Jahren?

Nadine Hadad
Bildrechte: BR
Videobeitrag

PULS Reportage: Microcars

Dieser Artikel ist erstmals am 6. August 2025 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel erneut publiziert.

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