Ein großer, weißer Container steht am Rande des Medizinisches Pferdezentrums Stephansmühle im Landkreis Roth. Hinter den unscheinbaren, weißen Türen steckt ein Magnetresonanztomograph - kurz MRT - für Pferde. Hier können dreidimensionale Bilder vom Inneren der Pferdebeine gemacht werden. Das Pferd wird dafür in den Container geführt. Die Betreuenden positionieren das betroffene Bein zwischen den beiden Polen des Magnets, die hinter blauen Polstern versteckt sind. Dann können die Aufnahmen gemacht werden.
"Pferd kann nicht sagen, wo es zwickt"
Das MRT kommt dann zum Einsatz, wenn andere sogenannte bildgebende Verfahren wie Röntgen oder Ultraschall nicht zu einer Diagnose führen. "Das Problem ist einfach, dass das Pferd uns nicht sagen kann: 'Genau hier zwickt's'", erläutert Tierärztin Lena Petry. Zunächst werde mithilfe von Lokalanästhesie herausgefunden, wo das Problem im Pferdebein ist. Dann werde weiter untersucht.
Genauer Therapieplan
"Bei weitem muss nicht jedes Pferd, das Schmerzen in dem Bereich hat, ins MRT. Viele Fragen kann man auch ohne lösen", sagt Janine Brunner, Fachtierärztin für Pferde am Medizinischen Pferdezentrum Stephansmühle. Denn die Untersuchung im MRT kostet rund 1.500 Euro. Aber: "Gerade im Bereich der Pferdebeine sind wirklich so viele filigranste Strukturen, die man mit Ultraschall und Röntgen nicht komplett abdecken kann", sagt die Tierärztin. Mit dem MRT könnten Erkrankungen wie beispielsweise das sogenannte Hufrollensyndrom gut erkannt und damit ein genauer Therapieplan erstellt werden.
Radiologen bewerten die Bilder
Ein Vorteil dieses MRTs sei es auch, dass die Pferde stehend und ohne Vollnarkose untersucht werden können. Die Tiere werden lediglich sediert. Denn für verwertbare Aufnahmen müssen sie komplett stillstehen. Externe Radiologen bewerten im Anschluss die Bilder. Aufgrund deren Diagnose entscheiden die Tierärzte der Stephansmühle dann, mit welchem Therapieansatz es für das Pferd weitergeht.
Fachkräftemangel bei Tierärzten
Die Investition in das MRT ist für die Stephansmühle auch eine Investition in die Zukunft. "Wir versuchen, neueste und höchste Therapieformen für die Pferdebesitzer und die Patienten anzubieten", sagt Brunner. Das mache das Medizinische Zentrum auch als Arbeitgeber attraktiv. Denn sowohl bei Tierärztinnen und Tierärzten als auch bei tiermedizinischen Fachangestellten macht sich der Fachkräftemangel bemerkbar. Bislang wirke sich der aber nicht auf das medizinische Pferdezentrum im Landkreis Roth aus, sagt die Tierärztin. Es kämen noch genügend Bewerbungen ins Haus.
Rund um die Uhr im Einsatz
In der Stephansmühle arbeiten 90 Menschen. Mindestens 70 brauche es, um auch eine Notfallversorgung rund um die Uhr an sieben Tagen der Woche anzubieten, so Brunner - neben der Klinik auch in der sogenannten Fahrpraxis. Diese Mediziner besuchen die Patienten im heimischen Stall. In der Tiermedizin gehe es aber auch immer mehr darum, sich zu spezialisieren. "Wir haben unter anderem Spezialisten für Bildgebung, für innere Medizin, für Orthopädie oder für Zahnheilkunde", so Janine Brunner. Mit dem Pferde-MRT ist nun eine weitere Spezialisierung dazugekommen.
Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.
"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!