Zahlreiche Strommasten
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Nach Kehrtwende der Staatsregierung: Bayern bekommt womöglich dritte Stromautobahn (Symbolbild)

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Nach Kehrtwende: Bayern bekommt womöglich dritte "Stromautobahn"

Nach Kehrtwende: Bayern bekommt womöglich dritte "Stromautobahn"

Kommt eine dritte "Stromautobahn" in Bayern? Eine Tennet-Sprecherin sagt, als deren Endpunkt sei Trennfeld vorgesehen, ein Ortsteil des unterfränkischen Marktes Triefenstein. Die Trasse würde - bei Bestätigung - in den 2030er Jahren gebaut werden.

Bayern bekommt möglicherweise eine dritte der sogenannten Stromautobahnen - also eine dritte Hochspannungs-Gleichstromtrasse zusätzlich zu Südlink und Südostlink. Als Endpunkt ist Trennfeld vorgesehen, ein Ortsteil des Marktes Triefenstein im unterfränkischen Kreis Main-Spessart. Das hat eine Tennet-Sprecherin dem Bayerischen Rundfunk bestätigt. Zuerst hatte der "Münchner Merkur" darüber berichtet.

Aiwanger: Bundesnetzagentur "ignoriert bayerische Bedürfnisse"

Hintergrund ist eine Kehrtwende der bayerischen Staatsregierung: Nachdem vor allem Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) jahrelang die Notwendigkeit zusätzlicher Gleichstromtrassen nach Bayern infrage gestellt hatte, fordert die Staatsregierung nun sogar eine zusätzliche Hochspannungs-Gleichstrom-Verbindung (HGÜ) von Norddeutschland nach Bayern. Das hat der bayerische Ministerrat am Dienstag beschlossen. Die Bundesnetzagentur "ignoriert bayerische Bedürfnisse", sagte Aiwanger. Nur mit einer zusätzlichen HGÜ seien zu erwartende Engpässe im Stromnetz wirksam zu reduzieren.

Tennet will Pläne kommende Woche einreichen

Die Reaktion kommt nun unerwartet schnell. Die Bundesnetzagentur hatte vom Netzbetreiber Tennet gefordert, eine für die 2030er Jahre geplante Stromleitung nach Baden-Württemberg von zwei Gigawatt auf vier Gigawatt zu verstärken. Sie ist im Netzentwicklungsplan 2037/2045 mit dem Kürzel "DC 42" bezeichnet. Tennet reagiert darauf jetzt mit dem Vorschlag, einen Abzweig nach Bayern zu ergänzen – und zwar eben nach Trennfeld, einem Netzknotenpunkt, an dem ohnehin bereits die Verstärkung bestehender Hochspannungsleitungen geplant ist.

Tennet will die Pläne am Montag bei der Bundesnetzagentur einreichen. Diese müsste die Pläne dann zunächst bestätigen, bevor sie weiter verfolgt werden. Der Abzweig nach Bayern wird jedoch – wenn er kommt - nur wenige Kilometer lang sein, da Trennfeld nahe der Grenze zu Baden-Württemberg liegt.

Landtags-Grüne: Pläne überraschend, aber sinnvoll

Für Martin Stümpfig, den energiepolitischen Sprecher der Grünen-Landtagsfraktion, kommen die Planungen für die dritte Stromautobahn überraschend. Er hält sie aber für "voraussichtlich sinnvoll".

Die bayerische Staatsregierung habe bisher viel zu wenig für den Ausbau Erneuerbarer Energien getan, die Leitungen bisher massiv blockiert. „Wir hängen am Tropf der nördlichen Bundesländer“, sagt Stümpfig dem BR. „Und wir haben in Bayern einen Wirtschaftsminister, der jedes Jahr seine Meinung ändert. Das ist Gift für jede Planung.“

Außerdem solle Aiwanger Sachpolitik machen, anstatt „alle Leute quer durch Deutschland zu beleidigen“. Bayerns Wirtschaftsminister hatte am Dienstag nach der Kabinettssitzung den Chef der Bundesnetzagentur, Klaus Müller, als „grünen Parteigänger“ bezeichnet, der „vielleicht bei vielen Themen eine andere Vorstellung hat als der Freistaat“.

Wie könnte Stromnetz nach Energiewende im Endausbau aussehen?

Der Netzentwicklungsplan 2037 mit Ausblick auf 2045 wurde von den Netzbetreibern im März präsentiert. Er gibt zum ersten Mal eine Vorstellung, wie das Stromnetz nach der Energiewende im Endausbau aussehen könnte, wenn Deutschland sein Ziel erreicht hat und im Jahr 2045 klimaneutral ist. Bundesweit sieht er fünf neue große Gleichstromtrassen vor. Bayern sollte von den Plänen ursprünglich nicht berührt werden, anders als die Nachbar-Bundesländer Baden-Württemberg, Hessen und Sachsen.

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