Das Rathaus in Seeg
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Nach Pflegebetrugs-Skandal: Seeg hat einen neuen Bürgermeister

Nach Pflegebetrugs-Skandal: Seeg hat einen neuen Bürgermeister

Wegen Betrugs und Untreue wurde der bisherige Bürgermeister der Gemeinde Seeg im Ostallgäu zu einer Haftstrafe verurteilt. Nach einer langen Hängepartie konnten die Seeger jetzt einen neuen Rathauschef wählen. Der ist dort kein Unbekannter.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Schwaben am .

Lorenz Schnatterer heißt der neue Erste Bürgermeister der Gemeinde Seeg im Ostallgäu. Der bisherige zweite Bürgermeister war als einziger, parteiloser Kandidat bei der Wahl am Sonntag angetreten und bekam 99 Prozent der Stimmen. Damit übernimmt Schnatterer nun offiziell das Amt des Rathauschefs in der Ostallgäuer Gemeinde. Seit der Verhaftung des Ersten, hauptamtlichen Bürgermeisters Markus Berktold vor zweieinhalb Jahren (damals CSU) hatte Schnatterer als dessen Stellvertreter die Amtsgeschäfte geführt – neben seinem eigentlichen Beruf als Key-Account-Manager bei einem großen Maschinenbau-Unternehmen.

"Rückenwind" für den neuen Bürgermeister

"Ich bin mit dem Ergebnis sehr zufrieden", sagte Schnatterer dem BR nach seiner Wahl. "Das gibt ordentlich Rückenwind und ist eine Bestätigung meiner Arbeit in den letzten zweieinhalb Jahren und ein Zeichen, dass die Bevölkerung hinter mir steht." Für den neuen Seeger Bürgermeister ist die Wahl ein großer Schritt hin zur Normalität nach dem Pflegebetrugs-Skandal um seinen Vorgänger. "Natürlich wird das Thema immer mal wieder aufploppen", sagte Schnatterer dem BR. "Aber da nun alle offiziellen Stellen wieder besetzt sind, wird wieder Ruhe einkehren im Dorf und wir können den Blick wieder nach vorne richten."

Januar 2023: Razzia im Rathaus

Am 11. Januar 2023 war Schnatterers Vorgänger Markus Berktold nach einer Razzia im Rathaus, im Seniorenheim und in Privaträumen des Bürgermeisters und eines Pflegedienstleiters in Seeg festgenommen worden. 50 Beamte stellten zahllose Dokumente und Datenträger sicher. Konten wurden gepfändet. Der Vorwurf: Zusammen mit dem Leiter des Pflegediensts in Seeg soll der Bürgermeister Coronahilfen in Höhe von rund zwei Millionen Euro falsch abgerechnet haben – unter anderem mit Scheinrechnungen. Später stellte sich heraus, dass der Rathauschef bei der Betreibergesellschaft des Seniorenheims und dessen Trägerverein darüber hinaus noch einen Millionenbetrag veruntreut hatte.

Januar 2024: Bürgermeister wird zu Haftstrafe verurteilt

Im Januar 2024 verurteilte das Landgericht Nürnberg-Fürth den Seeger Bürgermeister Markus Berktold wegen Betrugs, versuchten Betrugs und Untreue in Millionenhöhe zu fünfeinhalb Jahren Haft. Der mitangeklagte Leiter des örtlichen Pflegedienstes erhielt eine Haftstrafe von drei Jahren und elf Monaten wegen 28-fachen Betrugs und versuchten Betrugs. Der Anwalt des damaligen Bürgermeisters, der Kaufbeurer Strafverteidiger Robert Chasklowicz, bezeichnete das Urteil als völlig überzogen und beantragte Revision beim Bundesgerichtshof.

Bürgermeister zunächst vorläufig suspendiert – Hängepartie in Seeg

Solange das Urteil nicht rechtskräftig war, blieb Bürgermeister Berktold allerdings nur vorläufig seines Amtes enthoben. Einen freiwilligen Rücktritt lehnte er ab. Neuwahlen in Seeg waren damit zunächst nicht möglich. Es folgte eine lange Hängepartie für die Gemeinde. Erst im Februar 2025 – mehr als zwei Jahre nach der Verhaftung des Bürgermeisters - bestätigte der BGH schließlich das Urteil. Der Weg für Neuwahlen in Seeg war damit frei. Am Sonntag wählten die Seeger nun ihren bisherigen zweiten Bürgermeister zum Rathauschef.

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