Flüchtlingszelt vor dem Landratsamt Fürstenfeldbruck.
Bildrechte: BR / Moritz Steinbacher
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Neben Landratsamt: Festzelt als Notlösung für Geflüchtete

Neben Landratsamt: Festzelt als Notlösung für Geflüchtete

Weil die Unterkünfte im Landkreis fast voll belegt sind, hat das Fürstenfeldbrucker Landratsamt nun auf eigenem Grund ein ehemaliges Festzelt aufgestellt, um weitere Flüchtlinge unterzubringen. Warum es daran auch Kritik gibt.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Oberbayern am .

Es ist ein ungewohntes Bild: Vor dem Fürstenfeldbrucker Landratsamt steht ein weiß-graues Festzelt. Doch gefeiert wird dort nicht, denn das Zelt soll demnächst als dezentrale Unterkunft für Geflüchtete verwendet werden. Rund 40 Menschen sollen hier vorübergehend beherbergt werden. Die nötigen Container für Dusche, WC und Küche stehen nebenan.

Alle zwei Wochen kommen 50 neue Geflüchtete hinzu

Die Idee zur Zelt-Unterkunft vor dem Fürstenfeldbrucker Landratsamt hatte der dortige Chef, Landrat Thomas Karmasin (CSU). Alle zwei Wochen muss die Behörde 50 neue Geflüchtete unterbringen. Doch die rund 80 Unterkünfte in den Gemeinden im Landkreis seien fast voll, so Karmasin. Rund die Hälfte der Plätze seien von sogenannten Fehlbelegern besetzt, also Geflüchteten, die anerkannt oder geduldet sind und selbst eine Wohnung finden müssen, dabei aber bislang nicht erfolgreich waren.

Für die Unterbringung von noch nicht anerkannten Geflüchteten sind grundsätzlich die staatlichen Landratsämter zuständig. Da diese aber kaum eigene Gebäude oder Grundstücke besitzen, sind sie bei der Suche nach Unterkünften auf die Mithilfe der Städte und Gemeinden in ihrem Landkreis angewiesen.

Zelt darf nur drei Monate stehen – hoffen auf Fliegerhorst

Im Landkreis Fürstenfeldbruck sind derzeit laut Landratsamt von 2.260 möglichen Unterbringungsplätzen fast alle belegt. Neue Unterkünfte in den Gemeinden seien nur noch vereinzelt zu finden. Sollten Anfang Dezember wieder 50 Geflüchtete ankommen, hätte das Landratsamt Probleme, diese Menschen unterzubringen. Deswegen entschied sich Landrat Karmasin dafür, ein Zelt vor dem Landratsamt aufzustellen.

Allerdings darf dieses Zelt nur drei Monate auf dem Rasen vor der Behörde stehen, solange gilt es als "fliegender Bau". Nach Ablauf der Frist müsste das Landratsamt bei der Stadt Fürstenfeldbruck extra einen Bauantrag stellen. Deswegen liegen die Hoffnungen des Landratsamtes nun auf dem nahe gelegenen Bundeswehr-Fliegerhorst. In leerstehenden Gebäuden könnten dort Anfang nächsten Jahres bis zu 100 Geflüchtete untergebracht werden. Auf dem Gelände betreibt die Regierung von Oberbayern bereits eine Aufnahmeeinrichtung.

Kritik: Zelt energetisch die schlechteste Lösung

Nicht jeder begrüßt die Interimslösung mit dem Zelt vor dem Landratsamt. Willi Dräxler sitzt für die Brucker Bürgervereinigung (BBV) im Fürstenfeldbrucker Stadtrat und ist dort unter anderem Integrationsbeauftragter. Man hätte zumindest Container aufstellen können, findet er, die seien auch energetisch besser als ein Zelt. Allerdings seien Container die zweitschlechteste Lösung.

Auch sei eine Unterbringung auf dem Fliegerhorst nicht optimal. In großen Unterkünften sei eine hohe Fluktuation, was es für ehrenamtliche Integrationshelfer schwer mache, ihre Arbeit zu erledigen.

Positivbeispiel "Ständerbauweise"

Eine Alternative wären nach Ansicht des Fürstenfeldbrucker Integrationsbeauftragten Unterkünfte in Ständerbauweise – meist Wohnboxen aus Holz, die als Module zusammengefügt werden. Diese könnten relativ zügig aufgebaut werden und böten den Geflüchteten zumindest ein bisschen Privatsphäre. Für Unterkünfte in Ständerbauweise gebe es in den Gemeinden des Landkreises noch genügend Freiflächen, doch würden sich diese wegducken, ist der Fürstenfeldbrucker Integrationsbeauftragte überzeugt. Als Positivbeispiel verweist Dräxler auf die Gemeinde Hebertshausen im Landkreis Dachau.

Rund 6.050 Einwohner hat die Gemeinde, davon sind rund 250 Geflüchtete. Probleme mit der Unterbringung habe man hier tatsächlich nicht, erklärt Bürgermeister Richard Reischl (CSU). Grundsätzlich erlauben deutliche Lockerungen im Baurecht, dass man auch in Gewerbegebieten Hallen anmieten könne, um dort Geflüchtete unterzubringen. Außerdem sei es erlaubt, so Reischl, auch in Außenbereichen von Gemeinden temporäre Unterkünfte für Asylbewerber zu errichten - also dort, wo eigentlich nur Landwirte bauen dürften.

Bürgermeister fordert mehr Geld für Integration

Viel mehr als die Unterbringung von Flüchtenden beschäftigt den Hebertshausener Bürgermeister die Frage nach der Integration. Die Politik hätte schon längst erkennen müssen, dass es mehr Geld für die Integration brauche, so Reischl. Seit zehn Jahren verlasse man sich auf die Arbeit von Ehrenamtlichen. Der Vorsitzende seines Helferkreises sei 76 Jahre alt und habe eine 50-Stunden-Woche, das könne es nicht sein, findet Reischl. Er fordert deswegen bezahlte Kräfte in den Rathäusern, um die Ehrenamtlichen zu entlasten. Zudem will er mehr Geld für Sprachkurse.

Asylbewerber als Arbeitskräfte gewünscht

Ein weiterer wunder Punkt sind für den Hebertshausener Bürgermeister teilweise hohe bürokratische Hürden, um Asylbewerber in den Arbeitsmarkt zu bekommen: "Wir haben wahnsinnig viele Unternehmer im Ort, die sofort Geflüchtete einstellen würden. Und ich stelle die These auf, dass wir mehr Bedarf haben, als wir decken können." Dabei spreche er nicht von Fachkräften, sondern von Arbeitskräften, die schlicht und einfach anpacken könnten, erklärt der gelernte Elektrikermeister Reischl.

Als Beispiel nennt er den örtlichen Bäcker, bei dem Menschen aus 18 Nationen arbeiten. "Bei uns dreht ein Asylbewerber die Brezn und bei der kann man nicht unterscheiden, ob sie ein Deutscher gedreht hat oder ein Afrikaner", fügt er mit einem Lächeln hinzu.

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