Das Nockherberg-Singspiel 2024 - Foto von der Generalprobe
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Nockherberg-Albträume: Politiker im Horrorkrankenhaus

Nockherberg-Albträume: Politiker im Horrorkrankenhaus

Politiker-Fastnacht im Horrorkrankenhaus: Bismarck Söder, Maurer Aiwanger, Vampir Habeck, Pippi Langstrumpf Merz stranden im Nockherberg-Singspiel in Franken und bescheren sich wechselseitig Albträume. Und Biene Reiter begeistert mit einem Lied.

Über dieses Thema berichtet: Auf dem Nockherberg am .

Es kommt knüppeldick für CSU-Generalsekretär Martin Huber. Da attackiert er seit Monaten regelmäßig die Grünen - und erwacht im Nockherberg-Singspiel ausgerechnet neben der Grünen Katharina Schulze im schmalen Bett. Zum Glück liegt sein starker Chef Markus Söder im Nachbarbett, Huber sinkt auf die Knie und stimmt einen Hymnus an: "Wunderschön prächtiger, / großer und mächtiger, / liebreich holdseliger, baumlanger Kerl", preist er den CSU-Chef, "der uns so kühn wie zart / vor jedem Grün gewahrt, / und uns beschützt / vor wokem Geschwerl. / Auf allen Sendern / schmähst Du das Gendern."

Der Gesang weckt Söder, an dessen Seite Freie-Wähler-Chef Hubert Aiwanger mehr Platz im gemeinsamen Bett beansprucht. Der Ministerpräsident verweigert seinem Vize direkte Verhandlungen und schickt Huber vor: "Martin, sag meinem Forstwirtschaftsminister, dass ihm allenfalls ein Drittel zusteht." Aiwanger geht aus Prinzip nicht auf Söders Vorschlag ein und verlangt entschieden 25 Prozent.

Es wird eifrig gestritten im neuen Singspiel auf dem Nockherberg. Nach und nach dämmert den bayerischen Politikern, wo sie sich befinden und warum: Auf dem Rückweg von der "Fastnacht in Franken" hatte ihr Bus einen Unfall, nun liegen sie in einer sonderbaren Klinik. Ihre Fastnacht-Kostüme aus Veitshöchheim tragen sie noch: Söder ist Reichskanzler Otto von Bismarck, Aiwanger ein Maurer, Schulze gibt Barbie, Huber den "Onkel Fester" aus der "Addams Family". Bald stellt sich heraus: Die Bayern sind nicht allein. Die Klinik wird zum Schauplatz von landes- und bundespolitischen "Albträumereien" ganz unterschiedlicher Ausprägung und Dramatik.

Aiwanger und der Winnetou-Gruß

Zunächst aber messen Söder und Aiwanger ihre Kräfte. Der Freie-Wähler-Chef erklärt sich zum "Maggi in der politischen Suppe" Bayerns. Söder schwärmt von seinen politischen Erfolgen ("Letztes Jahr haben wir Bayern mehr Windkraftanlagen genehmigt als das gesamte Saarland"), fühlt sich aber in der "popeligen Provinzpolitik" unterfordert: "Ich bin eher der Typ fürs große Geschäft." Auf die Melodie des Songs "Reality" aus der französischen 80er-Jahre-Teenager-Komödie "La Boum" verkündet er: "I Dream of Regiering in Berlin, Regiering is my Lebenssinn."

Seinem Vize Aiwanger droht Söder mit einem "Eintrag ins Kabinettsbuch": "Und wenn des nicht fruchtet, dann gibt's einen Fragebogen." Mehrfach spielt das Singspiel auf die Flugblatt-Affäre vom vergangenen Herbst an. Zum Beispiel als Aiwanger ein Loblied auf die "Hubertät" anstimmt: "Ich lebe ja nur im Heute. / Wozu Erinnerung? / Und weil ich nix dazulern, / drum bleib ich ewig jung." Bald werde sich im Volk die Spreu vom Weizen trennen: "Alle, die dann mitmarschieren, die wissen sicherlich, / sie brauchen keine Nazis wählen, die wählen halt lieber mich."

Gegen Ende spricht Söder seinen Vize auch noch auf alte Fotos an, die von ihm aufgetaucht seien: "Machst Du da gerade ..." Aiwanger dementiert entscheiden: "Nein! Das ist der Winnetou-Gruß. Außerdem war ich sechzehn!"

Habeck, "der Fürst der Finsternis"

Entsetzen macht sich bei den Bayern breit, als plötzlich Robert Habeck als grüner Vampir vor ihnen steht: "Der leibhaftige Habeck!", ruft Aiwanger aus, der einen Heizkörper im Arm trägt. "Mir wird schon ganz kalt." Auch Söder ist alles andere als erfreut: "Der Fürst der Finsternis! Der uns den Atomstrom abgedreht hat." Aiwanger stößt eine Drohung an den Grünen-Politiker aus: "Obacht, gell! Weil sonst lass' ich mich mit meinem Dienstwagen nach Berlin fahren und setze mich auf einen Traktor!"

Habeck bleibt gelassen: "Ich strahle offensichtlich ein gewisses Gefährdungspotenzial für Sie aus. Aber ganz unter uns: Das liegt nicht an mir. Ich bin nur der Posterboy am Altar ihrer Ängste." Später wundert er sich, warum die Grünen bei den Leuten einen solchen Beißreflex auslösen: "Wir Grünen stehen doch mittlerweile eh für … sehr wenig. (...) Wir sind der Boxsack der Unvernünftigen." Gemeinsam mit Schulze schmettert Habeck einen Punk-Song mit dem Titel "Grüner Hass".

Aber nicht nur der Vize-Kanzler hat sich aus der Bundespolitik im Kostüm nach "fucking Franken" begeben, auch Christian Lindner als Kleiner Prinz, Kanzler Scholz mit Faschingshütchen und Friedrich Merz als Pippi Langstrumpf sind in der "Horrorklinik" gestrandet. Auf dem Nockherberg geht die "Fastnacht in Franken" in eine Fastenzeit-Verlängerung.

Söders Albtraum

Die Ampelspitzen haben auch im Singspiel ein zerrüttetes Verhältnis. Habeck erklärt dem bayerischen Ministerpräsidenten: "Wissen Sie, das ist ungefähr so, wie zwischen Ihnen und Herrn Aiwanger". Scholz bringt die rot-grün-gelbe Arbeitsweise auf die Formel: "Good Cop, Bad Cop, Fischkopp." In einer Szene hängen Scholz, Habeck und Lindner alle am gleichen Tropf, dem Liberalen aber reicht es: "Ich verlasse diese freudlose Ménage-à-trois!"

Bei allem Streit - einig sind sich die Ampel-Politiker, dass sie mehr Geld benötigen. Da kommt Söder gerade recht. "Nein! Von unserem bayerischen Geld kriegt ihr nix mehr", schreit der CSU-Politiker. Lindner ist anderer Meinung: "Du weißt überhaupt nicht, wo ich schon überall Sondervermögen rausgefischt habe." Es ist Söders Albtraum: Die Ampel-Spitzen zwingen ihn aufs Bett und stürzen sich auf ihn, um ihm Geld zu entnehmen.

Kaniber, Habeck und die Wurst

Auch die Bundespolitiker erleben ihren Albtraum. Söder und Huber diagnostizieren bei der Ampel gleich eine Reihe von Krankheiten: Burnout, inhaltliche Lähmung, rhetorische Krampfungen, chronische Haushaltsschwäche, Finanzblasenentzündung - und bei Habeck eine "akute Mangelernährung". Zur Therapie setzt Söder Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber, die ihre Singspiel-Premiere erlebt, auf den Grünen-Politiker an.

Sie zwingt ihm Wurst auf und erläutert dabei die bayerische Kultur- und Kreislaufwirtschaft: "Vom Stall in den Schlachthof, von dort in die Kühltheke und dann in unsere stabilen bayerischen Mägen." In ihrem bayerischen Tierwohl-Lied sinniert sie: "Das Tier ist ein Mensch wie wir alle, / es freut sich, wenn man es belohnt / Das Rind ist ja grade / gern in der Roulade / Weil Anbindehaltung ist's ja gewohnt."

Aiwanger: Ich bin die schweigende Mehrheit

Aiwanger durchlebt Ängste nicht nur bei Begegnungen mit Grünen, sondern auch bei wiederholten Versuchen, ihn zur Logopädie zu zwingen. "Die wollen mir meine Sprache nehmen, weil Sie mich nicht zum Schweigen bringen können. Aber ich bin die schweigende Mehrheit." Als er sich schließlich doch einer Behandlung unterziehen muss, verliert er seine "bodenständigen A-Laute" - und ist bestürzt. Wie kann er ohne seinen "Hubert-Sound" nur im Bierzelt oder auf der Bauerndemo punkten? "Das ist ein Albtraum. Meine ganze Glaubwürdigkeit ist im Arsch."

Merz erlebt seinen Albtraum, als er nur mit Hilfe von Grünen und FDP Kanzler wird. Die versammelten CSUler erbleichen, als sie hören: "Ein bayerischer Beamter hat gegendert." Kanibers Horrorvision: Die Ernährungsministerin bekommt eine Wurstallergie. "Quasi das Wurst-Case-Scenario", sinniert Habeck. So vereint das Singspiel hinter- mit vordergründigem Humor, Wortwitz und bissige Anspielungen mit Kalauern und Klamauk.

"Diese Biene, die ich meine, nennt sich Reiter"

Auch Dieter Reiter ist mit von der Partie. "Ich war gestern beim Karneval in Franken. Inkognito. Daheim in München kann ich ja nicht gescheit feiern. Da steh’ ich immer unter Beobachtung oder irgendeiner will was von mir." Jetzt schleicht er mit quälendem "Schädelweh" über die Bühne und sucht nach Kopfschmerztabletten. Sein Albtraumszenario: SPD-Spitzenkandidat in Bayern zu werden. "Ich bin Oberbürgermeister und FC-Bayern-Mitglied. Ich bin das Verlieren fast nicht gewohnt."

Sein Biene-Reiter-Song ist einer der Höhepunkte des Singspiels: "In einem eher schwarzen Land / in einer eher grünen Stadt / ist eine Biene sehr bekannt / die einen roten Stachel hat. Und diese Biene, die ich meine, nennt sich Reiter, Oberbürgermeister Dieter Reiter." Und das Lied schließt mit den Zeilen: "Reiter alle lieben Reiter, Reiter - Dieter, Reiter - Dieter, Reiter, zapf weiter für uns ooooo."

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