Obstbauer Andreas Willhalm bei seinen Apfelbäumen am Bodensee
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Obstbauer Andreas Willhalm bei seinen Apfelbäumen am Bodensee

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Obstbauern am Bodensee zwischen Blüten und Belastung

Obstbauern am Bodensee zwischen Blüten und Belastung

Am Bodensee stehen die Apfelbäume in voller Blüte – für Obstbauer Andreas Willhalm ist das die schönste, aber auch forderndste Zeit im Jahr. Zwischen Trockenheit, steigenden Kosten und globalem Wettbewerbsdruck bewahrt er sich seinen Optimismus.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Schwaben am .

Im Ortsteil Schönau bei Lindau stehen die Apfelbäume in voller Blüte. Die Luft summt vor Bienen, der Bodensee liegt ruhig im Hintergrund. Für Andreas Willhalm ist das der Auftakt zur arbeitsintensivsten Phase des Jahres. Doch in diesem Frühling fehlt der Regen. "Unsere Böden sind momentan trocken und wir würden Regen benötigen", sagt der Obstbauer. In den Hanglagen fehlt die Möglichkeit zur künstlichen Bewässerung.

Kurzfristig ist die Trockenheit für den Pflanzenschutz von Vorteil: Junge Blätter sind besonders empfindlich gegenüber Pilzkrankheiten, die sich nur bei bei Feuchtigkeit schnell ausbreiten. Willhalm zeigt sich darüber zufrieden. "Ich bin froh, wenn ich mir das Spritzmittel und die Arbeit spare", so der Lindauer. Doch dauerhaft könnte der Wassermangel die Fruchtentwicklung bremsen. Der Obstbauer muss jetzt abwarten, er hofft auf Regen in den nächsten Wochen.

Kosten steigen – Spielraum schrumpft

Neben dem Wetter treiben wirtschaftliche Belastungen viele Obstbauern um, so Willhalm. Betriebsmittel wie Diesel, Pflanzenschutzmittel oder Maschinen sind deutlich teurer geworden. Auch höhere Lohnkosten, etwa durch den steigenden Mindestlohn, und eine gestiegene Lkw-Maut wirken sich auf den Betriebsalltag aus. "Wenn ich heute in die Werkstatt gehe, zahle ich um ein Vielfaches mehr als noch vor fünf Jahren", sagt Willhalm. "Und das bei gleichbleibenden Preisen für unsere Produkte."

Mercosur-Abkommen verunsichert Bodensee-Bauern

Zusätzlichen Druck könnte ein geplantes Freihandelsabkommen bringen: das sogenannte Mercosur-Abkommen zwischen der EU und südamerikanischen Staaten. Ziel ist der Abbau von Zöllen und der Ausbau des Handels – unter anderem auch bei landwirtschaftlichen Erzeugnissen. Während die europäische Industrie auf neue Märkte hofft, befürchten viele Landwirte, dass günstige Importe aus Südamerika auf den Markt drängen – oft produziert unter weniger strengen Umwelt- und Sozialstandards. Die heimischen Betriebe, so Willhalm, könnten mit diesen Bedingungen kaum mithalten. Noch ist das Abkommen nicht unterzeichnet – frühestens 2026 wäre es so weit. In Europa gibt es weiterhin politischen Widerstand gegen die Umsetzung.

Neue Wege im Apfelanbau

Um den steigenden Risiken zu begegnen, setzen viele Landwirte auf zusätzliche Standbeine. Auch Willhalm hat seinen Betrieb in den letzten Jahren erweitert: Neben dem Anbau von Äpfeln, Beeren und Kirschen bietet er Dienstleistungen an und veredelt Früchte mithilfe eines Lasers für Werbezwecke. "Wenn eine Branche mal nicht so gut läuft, dann läuft die andere", sagt er.

Und trotz aller Herausforderungen verliert Willhalm nicht den Blick für das Schöne. Die Blütezeit, sagt er, sei jedes Jahr ein besonderes Erlebnis – auch nach Jahrzehnten im Beruf. "Ich habe noch kein Jahr erlebt wie das andere. Aber das macht diesen Job so interessant – und er macht mir nach wie vor Spaß."

Im Video: Die Obstblüte am Bodensee

Die Apfelblüte am Bodensee - für viele ein Frühlings-Highlight.
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Die Apfelblüte am Bodensee - für viele ein Frühlings-Highlight.

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