Eberhard Pfeuffer am ausgetrockneten Schutzgebiet im Augsburger Stadtwald
Bildrechte: BR/ Barbara Leinfelder
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Die Trockenheit macht sich bemerkbar: steigende Waldbrandgefahr, niedrige Pegelstände, ausgetrocknete Schutzgebiete, wie hier am Lech

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Kaum Regen und Schmelzwasser – Trockenheit sorgt für Probleme

Kaum Regen und Schmelzwasser – Trockenheit sorgt für Probleme

Wenig Regen im Februar und März, dazu geringere Schneeschmelze als zu dieser Jahreszeit üblich – das Frühjahr gestaltet sich ungewöhnlich trocken. Das sorgt für Sorgen und Probleme, von den Alpen bis weit in die bayerische Kulturlandschaft.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Schwaben am .

Der Blick in die Berge ist derzeit die pure Idylle: Die Allgäuer Alpen sind schneebedeckt, die Gipfel glitzern in der Frühlingssonne – doch der schöne Schein trügt. Es kommt zu wenig Schmelzwasser aus den Bergen, das sorgt schon jetzt für Probleme.

Waldbrandgefahr im Bergwald

Die oberen Bodenschichten seien bereits sehr ausgetrocknet, erklärt Simon Östreicher vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Immenstadt. Sollte das niederschlagsarme Wetter anhalten, könnten Waldbäume vor allem auf felsigen Böden in den Bergen Probleme mit der Wasserversorgung bekommen.

Auch die Waldbrandgefahr steige weiter – derzeit liegt sie im Oberallgäu bei Stufe 3 bis 4, das bedeutet erhöhte bis hohe Waldbrandgefahr. Auch die Vermehrung des Borkenkäfers könnte so begünstigt werden. "Wir Förster und Waldbesitzer hoffen deswegen jetzt auch auf "Waldwetter" – feucht und kühl – auch wenn das für die Freizeitnutzenden kein schönes Wetter ist", so Östreicher.

Mondlandschaft am Bodensee

Flüsse und Seen haben derzeit ebenfalls Niedrigstände. Am Bodensee etwa hat sich das Wasser viele Meter weit vom Ufer zurückgezogen, Besuchern steigt ein strenger Geruch in die Nase. Frei liegender Schlick und Algen sind für den Gestank verantwortlich. Es sei nicht ungewöhnlich, dass die Pegel am Ende des Winters auf einen Niedrigstand sinken, teilt das Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg (LUBW) mit. Normalerweise führe das Schmelzwasser aus den Bergen bis zum Sommer wieder zu höheren Wasserständen im Bodensee. Allerdings sorgt man sich beim LUBW wegen der "unterdurchschnittlichen Schneedecke und damit weniger Schneeschmelze" im Bereich des Bodensee-Einzugsgebietes.

Für die Landwirte hat die Trockenheit derzeit noch keine Auswirkung, auch die Bodensee-Schifffahrt soll kommenden Sonntag (13.4.) starten. Lediglich um die Landestellen in Bad Schachen, Langenargen und Immenstaad muss die Weiße Flotte zunächst noch einen Bogen machen.

Bedrohte Amphibien am Lech

Entlang des Lechs schlagen die Naturschützer Alarm. Im Augsburger Stadtwald gefährde die Trockenheit die Biodiversität erheblich, so Eberhard Pfeuffer vom Naturwissenschaftlichen Verein Schwaben: Wichtige Biotope, die von Amphibien genutzt würden, seien besonders betroffen. Der Artenreichtum im Stadtwald nehme ab, der Grasfrosch stehe kurz vor der Auslöschung. Laut Pfeuffer hätten die niedrigen Wasserstände des Lechs, unter anderem durch Sanierungsarbeiten am Forggensee und fehlenden Winterablass, zu einem drastischen Rückgang des Grundwasserspiegels geführt.

Die Lechallianz, ein Zusammenschluss aus Umweltverbänden und anderen Organisationen, hat sich daher in einem Brandbrief an Umweltminister Thorsten Glauber gewandt. Sie fordern umfassende Ursachenforschung und sofortige Maßnahmen, um die Flora und Fauna in den streng geschützt FFH-Gebieten zu schützen. Die Lechallianz kritisiert die aktuelle Praxis des Kraftwerksbetreibers Uniper, den Forggensee trotz eines geringen Zuflusses an Schmelzwasser aus den Alpen aufzustauen, was zu Wassermangel im Lech und in den Auen führe.

Hier allerdings widerspricht Uniper. Der Betreiber des Forggensee-Kraftwerkes bei Roßhaupten meldet derzeit einen Pegelstand von 773,00 müNN. "Das bedeutet, dass der See um ca. 7,5 Meter im Vergleich zum Vollstau abgesenkt ist. Das ist für diese Jahreszeit ein nicht unüblicher Pegelstand", so Christian Buchbauer von Uniper. Darüber hinaus ist Uniper überzeugt, dass ein pünktliches Erreichen des Sommerstauziels nicht in Frage steht. Bis 1. Juni muss der See wieder gefüllt sein, damit die Forggensee-Schifffahrt pünktlich starten kann.

Hochwasser und Wassermangel

Laut Professor Harald Kunstmann von der der Universität Augsburg stehen wir beim Thema Wasser dennoch vor großen Veränderungen: "Wir dachten über Jahrzehnte, dass wir hauptsächlich von Hochwasser bedroht sind. Aber wir sehen spätestens seit den aufeinanderfolgenden trockenen Jahren seit 2018 das wir eben auch ein Wassermengen-Problem, temporär und regional, haben. Das bezeichnen wir mittlerweile auch als Sicherheitsthema. Und deshalb müssen wir uns diesem Thema Wassersicherheit“ annähern."

Der Hydrologe zeigt sich allerdings zuversichtlich, dass ein reiches Land wie Deutschland das Wasser-Problem in den Griff bekommt, schließlich sei die Betroffenheit des Einzelnen sehr direkt: "Ich bin beim Hochwasser direkt betroffen. Ich bin bei der Wasserversorgung direkt betroffen, daher sind wir viel schneller bereit, uns anzupassen, auch Geld zu investieren. Außerdem sind wir von der Infrastruktur und von der Finanzstärke her ein sehr reiches Land auf dieser Erde. Wir haben schlaue Köpfe, wir haben gute Finanzmittel. Wir haben also alles in der eigenen Hand, das zu lösen."

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