Mehrere orangene Schuhe und ein Rollstuhl vor dem Landratsamt Würzburg.
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133 Paar grell-orangefarbene Schuhe wurden in und vor dem Landratsamt Würzburg verteilt, um ein Zeichen gegen Gewalt an Frauen zu setzen.

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Orange Akzente in Würzburg als Zeichen gegen Gewalt an Frauen

Orange Akzente in Würzburg als Zeichen gegen Gewalt an Frauen

Am 25. November ist "Orange Day" – der Internationale Tag gegen Gewalt an Frauen. Das Landratsamt Würzburg setzt mit orangefarbenen Schuhen ein Zeichen. Auch Rollstühle wurden aufgestellt, um auf Betroffene mit Behinderung aufmerksam zu machen.

Über dieses Thema berichtet: Frankenschau aktuell am .

Die Zahl der erfassten Opfer häuslicher Gewalt ist in Deutschland zuletzt wieder angestiegen. Insgesamt steht Bayern im Ländervergleich momentan auf Platz drei der meisten gemeldeten Opfer häuslicher Gewalt: 2021 waren es knapp 19.300 Fälle, im vergangenen Jahr 2.000 mehr. Nur in Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen gab es mehr offiziell gemeldete Opfer häuslicher Gewalt. Die Dunkelziffer wird um ein Vielfaches höher geschätzt. Um auf diese Problematik aufmerksam zu machen, gibt es vielerorts rund um den 25. November Aktionen – so auch in Würzburg.

Orangefarbene Schuhe am Würzburger Landratsamt

Der 25. November ist der Internationale Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen, auch als "Orange Day" bekannt. Das Landratsamt Würzburg hat in Zusammenhang mit dem Aktionstag für jede Frau, die 2022 durch Partnerschaftsgewalt getötet worden ist, Schuhe in und vor der Behörde verteilt. Insgesamt sind es 133 Paar grell-orangefarbene Schuhe. "133 Paar Schuhe – weil Frauen falsche Partner gewählt haben oder wählen mussten. 133 getötete Frauen, das muss sich ändern", betont Carmen Wallrapp, Gleichstellungsbeauftrage des Landkreises Würzburg.

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"Hätte ich früher mehr gewusst, hätte ich mich wehren können"

Sie macht außerdem darauf aufmerksam, dass insbesondere Frauen mit Behinderung in dem Kontext oft in Vergessenheit geraten. Eine von ihnen ist die 34-jährige Emel (Name geändert) aus dem Landkreis Würzburg. Über fünf Jahre wurde sie von ihrem Mann erniedrigt und geschlagen, auch während ihrer Schwangerschaften.

Emel hat eine psychische Behinderung. Erst mithilfe ihrer Betreuerin gelang es ihr, sich über ihre Rechte zu informieren. Sie reichte schlussendlich die Scheidung ein. Heute sagt die 34-Jährige: "Es war schwer, mich zu wehren, weil ich vieles nicht wusste, etwa, welche Rechte ich habe. Mein Mann hat Gesetze erfunden, die es nicht gab. Hätte ich früher mehr gewusst, hätte ich mich wehren können. Aber mein Mann hat das ausgenutzt und mich abhängig gemacht."

Mehr Maßnahmen für Frauen mit Behinderung gefordert

Die Gleichstellungsbeauftragte Carmen Wallrapp fordert mehr Maßnahmen, um diese Frauen gezielt vor Gewalt zu schützen. Deshalb sind im Landratsamt zwischen den ganzen Schuhen auch orangefarbene Rollstühle. Studien zeigen, dass Frauen mit Behinderung besonders gefährdet sind, Opfer von Diskriminierung und Gewalt zu werden – zwei- bis dreimal höher ist die Gefahr, verglichen mit einer Frau ohne Behinderung.

"Frauen mit körperlicher und geistiger Behinderung sollen sich, ebenso wie andere Frauen, die Gewalterfahrungen gemacht haben, frei, selbstständig und unabhängig Zugang zu Hilfsangeboten verschaffen können. Ohne, auf andere angewiesen zu sein. Das kann nur gelingen, wenn wir Barrierefreiheit nicht nur äußerlich, sondern auch in den Köpfen schaffen", erklärt die Gleichstellungsbeauftragte.

Bedeutung von Präventionsarbeit

Jede zweite Frau mit Behinderung erlebe in ihrem Leben sexualisierte Gewalt. Laut Carmen Wallrapp ist beispielsweise Präventionsarbeit unwahrscheinlich wichtig - und das nicht erst im Erwachsenenalter, sondern an Kindergärten und an Schulen. Man müsse Kinder in der Erziehung dahingehend beeinflussen, dass Gewalt für sie keine Selbstverständlichkeit ist.

Wie die Stadt Würzburg mitteilt, gab es laut einer Statistik des Polizeipräsidiums Unterfranken im vergangenen Jahr 1.874 Fälle häuslicher Gewalt in Mainfranken – davon 261 Fälle in der Stadt Würzburg.

Sollten Sie selbst von Gewalt betroffen sein: Die Hilfetelefone "Gewalt gegen Frauen" und "Gewalt an Männern" beraten kostenfrei und anonym. Das Hilfetelefon "Gewalt gegen Frauen" erreichen Sie unter 08000/116016, das Hilfetelefon "Gewalt an Männern" unter 0800/123 9900.

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