Ausgerechnet vor Weihnachten hat sich der Tarifkonflikt in der bayerischen Logistikbranche verschärft. Verdi rief zu Warnstreiks auf - befristet bis 23. Dezember.
Ein Streik steht für heute noch auf dem Plan – Kühne+Nagel am Standort im unterfränkischen Großostheim. Der Logistiker beliefert aber nicht den Weihnachtsmann, sondern die Industrie. Ansonsten hatte die Gewerkschaft sich bei ihren Aktionen die letzten Tage vor allem Betriebe im Kurier-, Express- und Paketdienst ausgesucht wie DPD, FedEx, Hermes oder UPS. An den acht Warnstreiks der letzten Woche hätten sich knapp 800 Beschäftigte beteiligt – heißt es von Verdi auf Nachfrage.
Hohe Kosten für bestreike Firmen
Und die Folgen? Das ein oder andere Paket dürfte wohl nicht rechtzeitig zu Heiligabend den Adressaten erreichen. Der belieferte Handel dagegen hätte den Warnstreik kaum zu spüren bekommen. Die Logistiker – so die Gewerkschaft – würden da priorisieren und von Anfang an gegensteuern. Bestreikt wurden vor allem die Umschlagsplätze, wo die Pakete einlaufen und weiter verteilt werden auf die Bezirke und die Einzelfahrten. Eingesetzt wurden da Subunternehmer – auch aus dem Ausland. Das aber hat auch Folgen: Es kommt die bestreikten Firmen teuer. Der Landesverband bayerischer Spediteure hat noch keine Auswertung vorliegen. Dass nicht alle Pakete ankommen, schließt der Branchenvertreter gegenüber dem Bayerischen Rundfunk nicht aus.
Deutsche Post nicht betroffen
Einen Profiteur könnte es geben: die Deutsche Post. Die ist nicht betroffen. Bei ihr gilt ein eigener Tarifvertrag. Weil Kunden auswichen, habe es beim Branchenprimus ein höheres Aufkommen gegeben. Da beruft sich Verdi auf die Meldungen von Betriebsräten. Nachgefragt bei der DHL-Group, verweist ein Sprecher nur auf eine im ganzen Jahr sehr dynamische Entwicklung. Man sei gut vorbereitet auf das Weihnachtsgeschäft mit sehr hohen Paketmengen.
Weitere Streiks im Januar nicht ausgeschlossen
Und nach Weihnachten? Das hängt davon ab, wie sich der Tarifkonflikt entwickelt. Sollten sich die Arbeitgeber nicht mit einem verbesserten Angebot melden, dann will Verdi im Januar weiterstreiken. Die Planungen dafür würden laufen. Das stößt beim Landesverband bayerischer Spediteure auf völliges Unverständnis. Die Branche bekomme immer mehr zu spüren, dass in der Konjunkturkrise die Aufträge wegbrechen und es dementsprechend weniger Nachfrage nach Transporten gibt.
Noch steht kein neuer Verhandlungstermin im Raum
Die Arbeitgeber hatten zuletzt ihr Angebot verbessert auf unter anderem sechs Prozent – allerdings für 27 Monate. Das ist der Gewerkschaft zu wenig. Sie verweist auf den stressigen Job und den Kräftemangel. DPD, FedEx und Schenker sind in Vorleistung gegangen: Sie zahlen oder werden ab Januar vorab schon einmal mehr Gehalt zahlen. Das wertet die Gewerkschaft auch als Versuch, Warnstreiks zu verhindern. Einen neuen Verhandlungstermin gibt es bisher noch nicht.
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