UPM-Werk in Ettringen vor Bergpanorama
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Das Werk des Papierherstellers UPM ist der mit Abstand größte Arbeitgeber in der Gemeinde Ettringen im Unterallgäu.
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Das Werk des Papierherstellers UPM ist der mit Abstand größte Arbeitgeber in der Gemeinde Ettringen im Unterallgäu.

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Protest wegen Stellenabbau bei Papierfabrik UPM

Protest wegen Stellenabbau bei Papierfabrik UPM

Der Papierhersteller UPM schließt sein Werk in Ettringen im Unterallgäu mit 235 Mitarbeitern. Die angebotenen Abfindungen und Altersteilzeitregelungen reichen der Gewerkschaft aber nicht aus. UPM argumentiert mit der schwierigen Lage der Branche.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Schwaben am .

Vor der Ankündigung einer Werksschließung des Papierherstellers UPM in Ettringen und eines Stellenabbaus am Standort Augsburg kritisieren Gewerkschaftsvertreter den Umgang mit den Mitarbeitern. Weil das Angebot des Unternehmens nicht sozialverträglich sei, hat die Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE) am Donnerstag zu einer "Kundgebung gegen soziale Kälte bei UPM" vor der Hauptverwaltung des Papierherstellers in Augsburg eingeladen. Rund 250 Beschäftigte haben dabei nach Schätzungen der Polizei gegen die Pläne des Unternehmens protestiert.

Gewerkschaft: Deutlicher Rentenabschlag für die Mitarbeiter

Die geplante Schließung des Werks in Ettringen im Unterallgäu mit 235 Mitarbeitern geschehe "in einer Art und Weise, wie wir das von dem Konzern nicht kennen", sagte IG BCE-Bezirksleiter Torsten Falke dem BR. So habe es bei früheren Werksschließungen etwa in Plattling in Niederbayern oder in Hürth bei Köln eine deutlich größere "soziale Abfederung der Betroffenen" gegeben.

Falke nennt etwa sehr langfristige Altersteilzeitregelungen und großzügige Abfindungen. Das jetzige Angebot folge dagegen lediglich "der Faustformel, die beim Arbeitsgericht üblich ist: ein halbes Monatsgehalt pro Beschäftigungsjahr Abfindung und eine sehr kurzfristige Altersteilzeitregelung". Diese würde laut Falke für die betroffenen Mitarbeiter mindestens 18 Prozent Rentenabschlag bedeuten. Papier-Spezialisten müssten zudem umgeschult werden für andere Spezialisten-Tätigkeiten "und in dieser Zeit weiter bezahlt werden", so Falke weiter.

UPM: "Andere Situation als vor zwei, drei Jahren"

Das Unternehmen argumentiert mit der "unbefriedigenden Entwicklung im grafischen Sektor". Bei sogenanntem ungestrichenen Magazinpapier, wie es in Ettringen produziert wird und das zum Beispiel für Zeitungen und Werbebeilagen verwendet wird, sei die wirtschaftliche Situation so "dramatisch", dass man nicht mehr anbieten könne, sagte Werksleiter Wolfgang Ohnesorg dem BR.

In diesem Sektor verzeichne man jährlich einen nahezu zweistelligen Nachfragerückgang aufgrund der Digitalisierung. Die Situation sei heute "nochmal eine andere als vor zwei, drei Jahren", als etwa die Schließung des Werks Plattling abgewickelt wurde.

Schließung schon im Juli unrealistisch

Dass die Werksschließung in Ettringen und der Abbau von 45 Stellen am Standort Augsburg mit seinen insgesamt 260 Mitarbeitern wie ursprünglich angekündigt schon im Juli erfolgen kann, sei jedoch unrealistisch, so Ohnesorg weiter. Denn Gewerkschaft und Betriebsrat wollen weitere Verhandlungen.

Die Unternehmensleitung würde lieber gleich in ein Einigungsstellenverfahren vor einem Arbeitsrichter gehen, da der von UPM vorgelegte Sozialplan und die Erwartungen des Betriebsrats "extrem weit auseinander" liegen, sagt Werksleiter Ohnesorg.

Gewerkschaft erwägt weitere Schritte

Laut IG BCE-Bezirksleiter Falke habe man UPM weitere Verhandlungstermine angeboten, das Unternehmen sei "nun am Zug". Sollte UPM nicht verhandeln wollen, werde die Situation "weiter eskalieren". Dann erwägt man bei der Gewerkschaft, die Produktion an Feiertagen lahmzulegen: "Wir haben hier einen Tarifvertrag, der Sonderregelungen für die Papierindustrie vorsieht. Wenn wir sagen, es kann hier nicht gefahren werden, dann ist es so, dann müssen sie sich an das Feiertagsgesetz halten. Dann müssen sie ihre Maschinen abstellen, und das kostet sehr viel Geld", so Falke zum BR.

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