Im Pavian-Gehege im Tiergarten Nürnberg leben zu viele Paviane auf zu wenig Platz. Der Zoo versucht seit Jahren die Population klein zuhalten, doch mittlerweile sollen es über 40 Tiere sein, während das Gehege für 25 der Affen ausgelegt ist. Da viele Optionen gescheitert sind, steht nun als letzte Lösung die Entnahme einiger Paviane wieder im Raum – also der Abschuss.
Zoodirektor Tiergarten: Kein Platz für die Paviane
"Es ist sehr sicher, solange wir nicht doch noch einen Platz finden, und das sieht im Moment nicht danach aus, dass wir dann Tiere entnehmen müssen. Denn die Haltung ist so auch nicht mehr weiter genehmigungsfähig", sagt Dag Encke, der Zoodirektor vom Tiergarten Nürnberg.
Der Zoo hat einiges versucht, etwa den Weibchen Verhütungsmittel zu geben. Doch diese sind nur für drei Jahre steril geworden. Laut des Zoodirektors soll auch das Sozialgefüge in der Gruppe durcheinandergekommen sein, wodurch diese Maßnahme gestoppt wurde. Auch andere Zoos und Einrichtungen wurden angefragt, die Tiere aufzunehmen: Es gab Angebote aus Großbritannien, Österreich und Indien. Am Ende kamen auch hier keine Einigungen zustande.
💬 BR24-User "Raven25" fragte in den Kommentarspalten, warum dies nicht zustande kam. Das Team von "Dein Argument" hat ergänzt:
Der Tiergarten Nürnberg gibt an, dass alle Angebote sorgfältig überprüft würden. Sie schreiben auf ihrer Webseite (externer Link) aber auch: "Für eine Entscheidung benötigen wir grundlegende Informationen zu den Haltungsbedingungen in der potenziellen Aufnahmeeinrichtung: zum Beispiel zu der Größe der Innen- und Außenanlage, zum Temperaturmanagement oder zur Sachkunde der Einrichtung für die Haltung von Guinea-Pavianen." Derartige Auskünfte zu den Haltungsbedingungen fehlten demnach bisher. Das Angebot eines slowenischen Zoos sei für Guinea-Paviane ungeeignet gewesen. 💬
Tierschützer wollen Strafanzeige stellen
Wie es mit den Pavianen im Tiergarten Nürnberg weitergehen soll, bewegt auch Tierschützer. Die Tierschutzorganisation Pro Wildlife möchte Strafanzeige stellen, wenn die Tiere wirklich erschossen werden sollten.
"Die Strafanzeige unsererseits ist schon vorbereitet", sagt Sandra Altherr, Biologin und Mitbegründerin von Pro Wildlife. "Und auch da spricht das Tierschutzgesetz eine klare Sprache: Wer ein Wirbeltier ohne vernünftigen Grund tötet, riskiert eine Freiheitsstrafe von bis zu drei Jahren oder eine Geldstrafe". Die Tierschutzorganisation beruft sich auf Paragraf 17 Absatz 1 des Tierschutzgesetzes.
Für Pro Wildlife wäre im Falle eines Abschuss kein Grund gegeben, denn der Überschuss der Paviane und das zu enge Gehege hätten aus ihrer Sicht vermieden werden können, wenn der Zoo besser geplant hätte.
Paviane in Nürnberg: Laut Tierschützer verschlepptes Problem
Die Tierschützer von Pro Wildlife argumentieren, dass der Zoo das Platzproblem schon längst hätte lösen können. Laut der Tierschutzorganisation hätte man die Priorität der Investitionen anders legen müssen – und zwar ganz klar in die Gehegegröße der Paviane oder in einen Neubau für die Affen.
"Das hätte man vor vielen Jahren schon verhindern müssen. Denn die Gehegegröße ist bekannt", sagt Sandra Altherr. "Klar, kleine Affenbabys sind wahnsinnig niedlich und sie sind der perfekte Besuchermagnet. Man will weiter züchten. Und das ist eigentlich der Skandal, dass man das Problem jetzt auf diese Art lösen möchte und parallel für andere Tiere neue Gehege gebaut."
Zoodirektor verteidigt Züchtung - und erklärt Platzmangel
Zoodirektor Encke dementiert das nicht und sieht die Züchtung als Beitrag für die Arterhaltung: "Natürlich werden wir weiter züchten müssen, wenn wir die Population über weitere Generationen erhalten wollen", sagt er. "Und es wird immer so sein, wie bei allen Tieren dieser Welt, dass mehr Tiere geboren werden als unter diesen hier lokalen Umstanden bleiben können. Dann wird sich immer wieder die Frage stellen: Finden wir Plätze, finden wir keine Plätze. Wie bei allen anderen Tieren im Zoo auch."
Ob die Tiere nun wirklich erschossen werden, bleibt vorerst noch offen. Der Zoo prüft nach eigenen Angaben noch eine weitere Option, der die Paviane vielleicht noch rettet. Einen Termin für eine Entnahme gibt es noch nicht.
Im Video: Hitzige Debatte - Nürnberger Zoo hält an Pavian-Tötungsplan fest
Paviane im Gehege im Tiergarten Nürnberg
Dieser Artikel ist erstmals am 12.7.2025 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel erneut publiziert.
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