Paviane sitzen mit einem Jungtier in ihrem Gehege im Tiergarten Nürnberg.
Paviane sitzen mit einem Jungtier in ihrem Gehege im Tiergarten Nürnberg.
Bild
Die Population der Paviane im Tiergarten Nürnberg ist zu groß.
Bildrechte: dpa-Bildfunk/Daniel Karmann
Schlagwörter
Bildrechte: dpa-Bildfunk/Daniel Karmann
Bildbeitrag

Die Population der Paviane im Tiergarten Nürnberg ist zu groß.

Bildbeitrag
>

Paviane in Nürnberg: Abschuss wird immer wahrscheinlicher

Paviane in Nürnberg: Abschuss wird immer wahrscheinlicher

Die Gruppe der Paviane im Tiergarten Nürnberg ist zu groß geworden – und sorgt für Probleme. Der Zoo konnte bislang keine Lösung finden und zieht in Erwägung, einen Teil der Tiere zu erschießen. Tierschützer wollen Strafanzeige stellen.

Über dieses Thema berichtet: BR24live am .

Im Pavian-Gehege im Tiergarten Nürnberg leben zu viele Paviane auf zu wenig Platz. Der Zoo versucht seit Jahren die Population klein zuhalten, doch mittlerweile sollen es über 40 Tiere sein, während das Gehege für 25 der Affen ausgelegt ist. Da viele Optionen gescheitert sind, steht nun als letzte Lösung die Entnahme einiger Paviane wieder im Raum – also der Abschuss.

Zoodirektor Tiergarten: Kein Platz für die Paviane

"Es ist sehr sicher, solange wir nicht doch noch einen Platz finden, und das sieht im Moment nicht danach aus, dass wir dann Tiere entnehmen müssen. Denn die Haltung ist so auch nicht mehr weiter genehmigungsfähig", sagt Dag Encke, der Zoodirektor vom Tiergarten Nürnberg.

Der Zoo hat einiges versucht, etwa den Weibchen Verhütungsmittel zu geben. Doch diese sind nur für drei Jahre steril geworden. Laut des Zoodirektors soll auch das Sozialgefüge in der Gruppe durcheinandergekommen sein, wodurch diese Maßnahme gestoppt wurde. Auch andere Zoos und Einrichtungen wurden angefragt, die Tiere aufzunehmen: Es gab Angebote aus Großbritannien, Österreich und Indien. Am Ende kamen auch hier keine Einigungen zustande.

💬 BR24-User "Raven25" fragte in den Kommentarspalten, warum dies nicht zustande kam. Das Team von "Dein Argument" hat ergänzt:

Der Tiergarten Nürnberg gibt an, dass alle Angebote sorgfältig überprüft würden. Sie schreiben auf ihrer Webseite (externer Link) aber auch: "Für eine Entscheidung benötigen wir grundlegende Informationen zu den Haltungsbedingungen in der potenziellen Aufnahmeeinrichtung: zum Beispiel zu der Größe der Innen- und Außenanlage, zum Temperaturmanagement oder zur Sachkunde der Einrichtung für die Haltung von Guinea-Pavianen." Derartige Auskünfte zu den Haltungsbedingungen fehlten demnach bisher. Das Angebot eines slowenischen Zoos sei für Guinea-Paviane ungeeignet gewesen. 💬

Tierschützer wollen Strafanzeige stellen

Wie es mit den Pavianen im Tiergarten Nürnberg weitergehen soll, bewegt auch Tierschützer. Die Tierschutzorganisation Pro Wildlife möchte Strafanzeige stellen, wenn die Tiere wirklich erschossen werden sollten.

"Die Strafanzeige unsererseits ist schon vorbereitet", sagt Sandra Altherr, Biologin und Mitbegründerin von Pro Wildlife. "Und auch da spricht das Tierschutzgesetz eine klare Sprache: Wer ein Wirbeltier ohne vernünftigen Grund tötet, riskiert eine Freiheitsstrafe von bis zu drei Jahren oder eine Geldstrafe". Die Tierschutzorganisation beruft sich auf Paragraf 17 Absatz 1 des Tierschutzgesetzes.

Für Pro Wildlife wäre im Falle eines Abschuss kein Grund gegeben, denn der Überschuss der Paviane und das zu enge Gehege hätten aus ihrer Sicht vermieden werden können, wenn der Zoo besser geplant hätte.

Paviane in Nürnberg: Laut Tierschützer verschlepptes Problem

Die Tierschützer von Pro Wildlife argumentieren, dass der Zoo das Platzproblem schon längst hätte lösen können. Laut der Tierschutzorganisation hätte man die Priorität der Investitionen anders legen müssen – und zwar ganz klar in die Gehegegröße der Paviane oder in einen Neubau für die Affen.

"Das hätte man vor vielen Jahren schon verhindern müssen. Denn die Gehegegröße ist bekannt", sagt Sandra Altherr. "Klar, kleine Affenbabys sind wahnsinnig niedlich und sie sind der perfekte Besuchermagnet. Man will weiter züchten. Und das ist eigentlich der Skandal, dass man das Problem jetzt auf diese Art lösen möchte und parallel für andere Tiere neue Gehege gebaut."

Zoodirektor verteidigt Züchtung - und erklärt Platzmangel

Zoodirektor Encke dementiert das nicht und sieht die Züchtung als Beitrag für die Arterhaltung: "Natürlich werden wir weiter züchten müssen, wenn wir die Population über weitere Generationen erhalten wollen", sagt er. "Und es wird immer so sein, wie bei allen Tieren dieser Welt, dass mehr Tiere geboren werden als unter diesen hier lokalen Umstanden bleiben können. Dann wird sich immer wieder die Frage stellen: Finden wir Plätze, finden wir keine Plätze. Wie bei allen anderen Tieren im Zoo auch."

Ob die Tiere nun wirklich erschossen werden, bleibt vorerst noch offen. Der Zoo prüft nach eigenen Angaben noch eine weitere Option, der die Paviane vielleicht noch rettet. Einen Termin für eine Entnahme gibt es noch nicht.

Im Video: Hitzige Debatte - Nürnberger Zoo hält an Pavian-Tötungsplan fest

Paviane sitzen in ihrem Gehege im Tiergarten Nürnberg.
Bildrechte: picture alliance/dpa/Daniel Karmann
Videobeitrag

Paviane im Gehege im Tiergarten Nürnberg

Dieser Artikel ist erstmals am 12.7.2025 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel erneut publiziert.

Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!