Pflicht zur Kartenzahlung? Bayerns Gastwirte befürchten Kosten
Bildrechte: picture alliance / M.i.S. | Bernd Feil
Audiobeitrag

Pflicht zur Kartenzahlung? Bayerns Gastwirte befürchten Kosten

Audiobeitrag
>

Pflicht zur Kartenzahlung? Bayerns Gastwirte befürchten Kosten

Pflicht zur Kartenzahlung? Bayerns Gastwirte befürchten Kosten

Union und SPD wollen Händler dazu verpflichten, neben Bargeld auch Kartenzahlung zu akzeptieren. Gastronomen in Bayern befürchten dadurch höhere Kosten - einige könnten sich vorstellen, diese direkt an den Gast weiterzugeben.

Über dieses Thema berichtet: BR24 am .

Im Sommer wird der Biergarten des "Hofhaus am See" wieder voll sein. Die Gäste sitzen idyllisch unter großen Kastanien, der Blick geht direkt auf den Schliersee. Wer sich hier regionalen Fisch, einen Braten oder ein Bier bestellt, sollte allerdings ausreichend Bargeld dabei haben. Die Kartenzahlung hat Inhaber Christian Wagner während der Corona-Pandemie abgeschafft – es sei schlichtweg zu teuer: "Wir für unseren kleinen Betrieb haben im Jahr Kosten von circa 10.000 Euro, die wir zahlen müssen für die Transaktionen", erklärt er.

Doch mit dieser Regelung könnte bald Schluss sein. Union und SPD wollen Gewerbetreibende dazu verpflichten, außer Bargeld auch elektronische Bezahlung anzubieten. Das berichtete die Welt am Sonntag (externer Link) unter Berufung auf den SPD-Finanzpolitiker Michael Schrodi. Die Koalition plane damit eine "echte Wahlfreiheit" - für die Kunden, nicht jedoch für die Unternehmer.

Effektives Mittel gegen Steuerbetrug?

SPD-Politiker Schrodi sieht in dem Vorhaben auch ein effektives Mittel gegen Steuerbetrug - gerade in bargeldintensiven Bereichen wie der Gastronomie. So sei es möglich, "die vielen steuerehrlichen Unternehmer zu schützen".

Bayerns Finanzminister Albert Füracker von der CSU bezeichnet die Kartenzahlung als wichtigen Service für Gäste, es sei "eine Frage der Kundenfreundlichkeit und der Kundenattraktivität", diese möglichst flächendeckend anzubieten. Dennoch ist er dafür, dass jeder so zahlen soll, wie er möchte. Die Bargeld-Zahlung dürfe auf keinen Fall wegfallen.

Damit dürfte Füracker wohl stellvertretend für die meisten Deutschen sprechen: Laut Angabe der Deutschen Bundesbank ist Bargeld nach wie vor das beliebteste Zahlungsmittel. Im Jahr 2023 wurden 51 Prozent aller Bezahlvorgänge mit Banknoten und Münzen durchgeführt.

Pflicht zur Kartenzahlung könnte kleine Betriebe belasten

Händler zahlen für jeden Kartenzahlungsvorgang Gebühren. Je nach Kartentyp fallen für einen 100-Euro-Einkauf zwischen 19 Cent und mehr als ein Euro an. Dazu kommen die Miete für das Kartenterminal und eine Servicepauschale.

Die Freien Wähler lehnen unter anderem aus diesem Grund den Vorstoß von Union und SPD ab: Was als Fortschritt verkauft wird, sei in Wahrheit ein Angriff auf die Freiheit von Bürgern und Unternehmen, so die Partei. Sie fürchtet um kleine Betriebe und Gastronomen, die unter den zusätzlichen Kosten leiden, wenn die Pflicht zu Kartenzahlungsterminals kommt. "Das ist weder fair noch wirtschaftlich sinnvoll", so Susann Enders, Generalsekretärin der FW in Bayern.

In die gleiche Kerbe schlägt der Hotel- und Gaststättenverband Dehoga Bayern. Laut dem Dehoga-Vorsitzenden Thomas Geppert lehnt der Verband eine pauschale gesetzliche Verpflichtung ab. Die Entscheidung, welche Zahlungsmittel man akzeptiere, solle grundsätzlich beim Unternehmer selbst liegen. Eine Verpflichtung würde die Realität vieler Betriebe nicht berücksichtigen, so Geppert.

Gebühren an die Kunden weitergeben?

Die zusätzlichen Kosten waren auch für Bettina Baumgart der Hauptgrund, auf reine Bargeld-Zahlung umzustellen. Sie betreibt das "Café Sommer" in München-Giesing. Durch die Abschaffung der Kartenzahlung spare sie sich nun einen fünfstelligen Betrag im Jahr. Laut Baumgart haben die meisten Kunden Verständnis – nur ab und zu gehe jemand wieder, ohne etwas zu kaufen.

Auch beim "Hofhaus am See" am Schliersee haben die meisten Gäste Verständnis für die Bargeld-Regelung, so Inhaber Christian Wagner. Wenn er tatsächlich von der Politik dazu verpflichtet würde, die Kartenzahlung wieder einzuführen, könnte er sich vorstellen, die zusätzlichen Kosten an die Kunden weiterzugeben. "In Dubai ist das längst schon so", argumentiert Wagner.

Dieser Artikel ist erstmals am 8.4.2025 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel erneut publiziert.

Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!