Angehende Kommissaranwärterinnen und -anwärter sitzen bei ihrer Vereidigung im Saal.
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Polizeiausbildung ab 16 – bald auch in Bayern möglich?
Bildrechte: dpa-Bildfunk/Laszlo Pinter
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Polizeiausbildung ab 16 – bald auch in Bayern möglich?

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Polizeiausbildung ab 16 – bald auch in Bayern möglich?

Polizeiausbildung ab 16 – bald auch in Bayern möglich?

Können Jugendliche in Bayern künftig schon mit 16 Jahren die Polizeiausbildung starten? Bisher ist das erst ab 17 möglich - ein Grund, warum sich manche Schulabgänger gegen die Landespolizei entscheiden.

Über dieses Thema berichtet: BR24 TV am .

Er sammelt Schlüsselanhänger mit Polizeiaufschrift, bringt Flyer von Karrieremessen mit nach Hause und spricht bei jeder Gelegenheit mit echten Polizisten. Sandros Kindheitstraum ist es, Polizist zu werden: "Man sieht immer die Polizei, überall – wie sie Leuten helfen. Und eigentlich wollte ich ein Teil davon sein". Also besucht er Messen, bereitet sich auf das Auswahlverfahren vor. Und dann die große Enttäuschung: Als Sandro seine Realschule beendet, ist er 16 Jahre alt - zu jung für die bayerische Polizeiausbildung.

Traum geplatzt: Versicherungskaufmann statt Polizist

In einigen Bundesländern wie Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern oder Schleswig-Holstein werden auch schon 16-Jährige genommen. In Bayern aber nicht. Er muss für die Polizeiausbildung mindestens 17 Jahre alt sein. Ein Jahr warten ist für ihn keine Option. Deswegen entscheidet er sich schweren Herzens gegen die Landespolizei und für eine Ausbildung zum Versicherungskaufmann.

Wie vielen anderen Schulabgängern in Bayern das auch so geht wie Sandro – wegen des Alters eine andere Ausbildung starten - ist nicht ganz klar. Einige gehen aber auch direkt zur Bundespolizei. Dort ist ein Einstieg schon mit 16 möglich. Laut Bundesinnenministerium haben sich bei der Bundespolizei im vergangenen Jahr 292 16-Jährige aus Bayern beworben.

Bisher sieht das bayerische Innenministerium kein Nachwuchsproblem, die Bewerberzahlen übersteigen die Ausbildungsplätze um ein Vielfaches. Trotzdem sagt die bayerische SPD-Abgeordnete Christiane Feichtmeier: Mit der Altersgrenze gehe Nachwuchs verloren, der dringend gebraucht werde – gerade, weil viele der älteren Generation in Pension gingen.

Seltene Allianz im Landtag für Polizeiausbildung schon ab 16

Deswegen hatte ursprünglich die bayerische SPD vorgeschlagen, das Einstiegsalter für die Polizeiausbildung zu senken. Der Antrag wurde inzwischen zurückgezogen. Stattdessen hat sich nun eine seltene Allianz aus SPD- und CSU-Fraktion gebildet – und möglicherweise kommen noch die Freien Wähler dazu: Gemeinsam wollen sie einen Prüfantrag stellen. Das CSU-geführte Innenministerium soll daraufhin fachlich prüfen, ob und wie ein Einstieg in die Polizeiausbildung bereits mit 16 Jahren möglich wäre.

Eine Option wäre, das Einstiegsalter generell zu senken. Damit könnten Realschulabgänger wie Sandro direkt nach ihrem Schulabschluss mit 16 Jahren in die Polizeiausbildung starten. Die Bayerische Polizeigewerkschaft DPolG zeigt sich allerdings skeptisch. Man freue sich zwar über das Interesse junger Menschen, warne aber vor einem Schnellschuss. Die Ausbildung sei derzeit schlicht nicht auf 16-Jährige ausgelegt.

Minderjährige Polizisten möglicherweise den Herausforderungen nicht gewachsen

Die Bedenken: Nach einem Jahr Ausbildung beginnt das Berufspraktikum. Die Anwärter, die mit 17 starten, sind dann 18 Jahre – und tragen Waffen, fahren Streife oder arbeiten im Schichtdienst. Auch arbeitsschutzrechtliche Gründe spielen eine Rolle: "Da brauchen wir Leute, die eine Waffe führen können, die auch emotional dem Beruf gewachsen sind. Das ist eine große Herausforderung im Polizeibereich: Konflikte bewältigen, unter Umständen belastende Einsätze mitbekommen, mit getöteten Personen, Unfällen, Tötungsdelikten. Und da ist es fraglich, ob es gut ist, in dem Praktikum noch nicht 18 Jahre alt zu sein", sagt CSU-Abgeordneter Alfred Grob, früherer leitender Kriminaldirektor bei der Polizei.

Mögliche Alternative: Praktikum mit 16 als Einstieg bei der Polizei

Eine Alternative wäre, den Ausbildungsvertrag über ein bezahltes Praktikum vorzuziehen, um den Polizeialltag in der Inspektion kennenzulernen – ohne Waffe, ohne Schichtdienst. Wer die Aufnahmeprüfung besteht, hätte eine Einstellungszusage und könnte etwa mit 16 als Praktikant bei der Polizei beginnen – und mit 17 Jahren offiziell in die Ausbildung einsteigen. Dieses Modell befürwortet auch Alfred Grob von der CSU: Im Praktikum "die Verbindlichkeit, dass man die Ausbildungsstelle bekommt, sich den Job nochmal ganz intensiv ansieht. Sich auch reflektiert: Ist das Richtige? Bin ich psychisch, körperlich, intellektuell dem Job gewachsen?"

Sandro hätte gerne zumindest die Chance bekommen, sich mit 16 zu beweisen: "Meiner Meinung nach sollte jeder die Möglichkeit bekommen – der wirklich auch die Kompetenzen mitbringt - sich da wenigstens mal zu versuchen."

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