Ralf Stegner am "Sonntags-Stammtisch"
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Ralf Stegner: Vier-Tage-Woche nicht für alle möglich

Ralf Stegner: Vier-Tage-Woche nicht für alle möglich

Vier statt fünf Tage in der Woche arbeiten? Das solle für Beschäftigte in manchen Bereichen möglich sein, sagt der SPD-Politiker Ralf Stegner am "Sonntags-Stammtisch". Pauschal für alle gehe es aber nicht – allein schon wegen des Fachkräftemangels.

Über dieses Thema berichtet: Der Sonntags-Stammtisch am .

Dass künftig Menschen in allen Branchen nur noch vier statt fünf Tage pro Woche arbeiten müssten – die Möglichkeit sieht Ralf Stegner nicht. In Teilbereichen aber könnte es durchaus funktionieren, sagte der SPD-Bundestagsabgeordnete am "Sonntags-Stammtisch" im BR Fernsehen: "Wenn die Tarifpartner das vereinbaren." Es sollte ohnehin, überall wo möglich, Tarifvereinbarungen geben.

Vier-Tage-Woche nur in Teilbereichen

Bei der Vier-Tage-Woche sind vor allem zwei verschiedene Modelle in der Diskussion: Einerseits könnte die Arbeitszeit, statt auf fünf, nur noch auf vier Arbeitstage verteilt werden – was längere Arbeitstage bedeuten würde. Andererseits gibt es den Vorschlag, die Arbeitszeit zu verkürzen, und das bei vollem Lohnausgleich. Arbeitgeberverbände bevorzugen das erste Modell.

Eine allgemeine Arbeitszeitverlängerung allerdings sieht Stegner kritisch: "Auf der anderen Seite bin ich dagegen, den Acht-Stunden-Tag infrage zu stellen, wenn man bedenkt, wie in manchen Branchen jetzt schon geschuftet wird." Gerade in der Pflege und in anderen Bereichen sei es schon jetzt schwierig genug. Insbesondere mit Blick auf den Fachkräftemangel in Deutschland sagte er zu einer Vier-Tage-Woche: "Pauschal für alle Bereiche wird es auf keinen Fall gehen."

SPD debattiert über Arbeitszeit

Stegner stellt sich damit in der Debatte, die auch innerhalb seiner Partei geführt wird, hinter die Position von Arbeitsminister Hubertus Heil und des SPD-Co-Vorsitzenden, Lars Klingbeil. Beide haben sich gegen eine starre Regel und für Tarifverhandlungen in den Bereichen, in denen eine verkürzte Arbeitszeit möglich sei, geäußert.

Die zweite Parteichefin, Saskia Esken, hatte sich in einem Interview zuvor grundsätzlicher für eine Vier-Tage-Woche ausgesprochen. Gerade Eltern bräuchten andere, flexiblere und geringere Arbeitszeiten, um ihre familiären Pflichten und Bedürfnisse besser organisieren zu können, so Esken – und das mit Lohnausgleich. Viele Menschen könnten von ihrem Lohn schon jetzt nicht leben.

Verschärfen kürzere Arbeitszeiten den Fachkräftemangel?

Im Kern dreht sich die Debatte oft um den Fachkräftemangel. Einerseits: Wird das Problem nicht noch verschärft, wenn die ohnehin schon knappen Arbeitnehmer weniger lange arbeiten? Andererseits: Begehrte Fachkräfte könnten ganz anders in Gehalts- und Tarifverhandlungen auftreten und auf kürzere Arbeitszeiten pochen.

Es gebe schon jetzt Unternehmen, etwa Heizungsbauer, die mit einer Vier-Tage-Woche um neue Mitarbeiter werben, sagte Evelyn Ehrenberger, Präsidentin der Hochschule der Bayerischen Wirtschaft, am "Sonntags-Stammtisch". Und es gebe auch Branchen, in denen eine extreme Meeting-Kultur auch ein Zeitfresser sei. Dort könne man durchaus Arbeitszeit reduzieren, ohne die Produktivität einzuschränken.

Das Modell mit den längeren Arbeitstagen dagegen, so Ehrenberger, wäre für Familien oft keine Erleichterung, da die Kinderbetreuung bei einem Zehn-Stunden-Arbeitstag noch schwieriger würde.

Pflege, Kinderbetreuung, Medizin: kürzere Arbeitszeiten nötig?

Ebenfalls zu Gast am "Sonntags-Stammtisch" war die ehemalige Chefredakteurin der Boulevardzeitschrift Bunte, Patricia Riekel. In ihren letzten Arbeitsjahren hätten sich junge Menschen beworben und Fragen gestellt wie: "Wie viel Urlaub habe ich? Und wie ist es mit Work-Life-Balance? Und wann kann ich abends, was heißt abends, wann kann ich nachmittags nach Hause gehen?"

Im Video: Patricia Riekel am "Sonntags-Stammtisch"

Ehemalige Bunte-Chefredakteurin im BR Fernsehen
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Patricia Riekel am "Sonntags-Stammtisch"

Die Welt habe sich verändert, so Riekel, die heute für die FDP im Bezirksausschuss München-Bogenhausen sitzt. Früher sei man froh gewesen, überhaupt einen Job zu haben, heute lebten wir in einer anderen Zeit: "Die jungen Leute werden in eine Welt hereingeboren, wo sehr viel mehr vorhanden ist als in unserer Jugend."

Den Ruf nach kürzeren Arbeitszeiten könne sie verstehen, so Riekel. Sie kenne Ärzte und Krankenschwestern, die ihr sagten, sie bräuchten mehr Zeit durchzuatmen: "Pflegeberufe, auch wer in der Kita arbeitet, das sind Menschen, die sind wirklich überstrapaziert." Diese Menschen bräuchten mehr Freizeit, sich von ihren Berufen zu erholen, und idealerweise auch mehr Geld.

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