Ein Wolf steht im Wald
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Ein Wolf (Symbolbild)

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Rhön in Unterfranken: Falscher Wolf abgeschossen

Rhön in Unterfranken: Falscher Wolf abgeschossen

Es war der erste Abschuss eines Wolfs in Bayern – seit 142 Jahren: In der Hohen Rhön in Unterfranken wurde eine Wölfin abgeschossen. Zuvor hatten Wölfe immer wieder Schafe gerissen. Jetzt hat sich aber herausgestellt: Es war der falsche Wolf.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Mainfranken am .

142 Jahre ist es her, dass in Bayern der letzte Wolf geschossen wurde. Damals, bei einer Treibjagd im Fichtelgebirge im Jahr 1882. Doch in der Rhön in Unterfranken hatten Wölfe in letzter Zeit immer wieder Schafe, Ziegen und andere Nutztiere gerissen. Halterinnen und Halter waren in Aufruhr. Deshalb hat die Regierung von Unterfranken Anfang August eine Ausnahmegenehmigung zum Abschuss eines Wolfs erteilt. In der Nacht zum 27. August wurde eine Wölfin in der Hohen Rhön abgeschossen. Doch nun hat sich herausgestellt: Es war das falsche Tier.

Falscher Wolf in der Rhön abgeschossen

Das Ziel war eigentlich eine ganz bestimmte Wölfin, die genetisch bekannt ist und der mehrere Risse vom Juni und Juli dieses Jahres zugeordnet sind. Doch bei der getöteten Wölfin handelt es sich laut der Regierung von Unterfranken nicht um diese Wölfin. Die Regierung hat DNA-Proben untersucht – sowohl von der getöteten Wölfin, als auch Spuren an den Ende August gerissenen Schafen. Die DNA stimmt nicht überein.

"Problem-Wölfin" ist noch am Leben

Und noch etwas ist klar geworden: Der letzte Riss in der Nacht zum 26. August, bei dem sechs Schafe getötet und vier verletzt wurden, geht auch nicht auf das Konto der "Problemwölfin". Das hätten genetische Tests ergeben, wie die Regierung weiter mitteilte. Stattdessen war dafür ein männlicher Wolf verantwortlich. Er gehört zum Rudel "Hohe Rhön" und ist das Vater-Tier des diesjährigen Wurfs. Die eigentlich gesuchte "Problem-Wölfin" ist die Mutter dazu. Sie ist ebenfalls genetisch bekannt und ihr sind mehrere Risse zuzuordnen. Die getötete Wölfin stammt laut Regierung aus dem Rudel Wildflecken.

Vorerst wird kein weiterer Wolf geschossen

Mit dem Abschuss der Wölfin hat sich nun auch die artenschutzrechtliche Ausnahme-Genehmigung der Regierung von Unterfranken vom 1. August 2024 erledigt. Das weitere Vorgehen werde aktuell geprüft, so die Regierung. Aktuell dürfen keine weiteren Wölfe in Unterfranken geschossen werden.

Naturschutz und Pro-Wolfs-Organisationen hatten das Vorgehen der Regierung von Unterfranken bereits kritisiert.

Nutztiere waren eigentlich mit Zäunen gesichert

Die Schafe, die der Wolf in der Nacht zum 26. August getötet und verletzt hat, waren zuvor von einem Herdenschutzzaun und Herdenschutzhunden gesichert. Wohl aus Angst vor dem Raubtier hat die Herde von 350 Schafen und 20 Ziegen den Zaun durchbrochen. Erst danach kam es zu den Rissen.

Erster Abschuss eines Wolfs in Bayern seit 142 Jahren

Der Abschuss dieser Wölfin war laut Bund Naturschutz der erste Abschuss in Bayern seit 142 Jahren. Am 21. Juli 1882 hatten Jäger im Fichtelgebirge (in der Oberpfalz) den Wolf erlegt. Das berichtet der Freundeskreis freilebender Wölfe e.V. [externer Link]. Die Männer wollten bei einer Treibjagd eigentlich Hirsche erlegen.

Über hundert Jahre danach gab es keine Wölfe in Bayern, sie waren ausgestorben. Doch seit einigen Jahren kehren sie in ihre angestammten Reviere zurück, so der Bund Naturschutz. Sie wandern aus Ostdeutschland und über die Alpen wieder bei uns ein.

Der letzte Wolf, der in Deutschland im Rahmen des Wolfs-Managements abgeschossen wurde, war ein Welpe – und zwar im Januar 2024 in Sachsen-Anhalt. Die Dokumentationsstelle des Bundes zum Thema Wolf [externer Link] listet alle Fälle auf, auch wenn Wölfe beispielsweise überfahren werden.

Momentan keine Wolfsverordnung in Bayern

Das Thema Wolfs-Abschuss hat in Bayern zuletzt immer wieder für Diskussionen gesorgt. Menschen, die Schafe, Ziegen oder andere Nutztiere halten, erhoffen sich von der Politik Unterstützung. Der Naturschutz hingegen sieht die sogenannte Entnahme kritisch. Eine Wolfsverordnung vom Mai hatte das Abschießen von Wölfen in Bayern erleichtert. Doch der Bayerische Verwaltungsgerichtshof hatte die Verordnung wegen eines Formfehlers kassiert. Die Bayerische Staatsregierung arbeitet gerade an einer neuen Verordnung.

Auch Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler), dessen Ministerium für den Bereich Jagd zuständig ist, hatte zuletzt immer wieder mehr Möglichkeiten für den Abschuss von Wölfen gefordert.

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