Es klang zum Teil dramatisch, was der Deutsche Wetterdienst am vergangenen Dienstag als Vorwarnung herausgegeben hat: Hagelbälle mit bis zu zehn Zentimetern Durchmesser sowie Orkanböen seien möglich – es drohe ein extremes Unwetter mit der höchsten Warnstufe 4 von Mittwochnachmittag bis Mitternacht.
Doch heraus kam vor allem örtlicher Starkregen – wie im Bayerischen und im Oberpfälzer Wald. Bis auf eine Windhose in der grenznahen Stadt Ulm, die Dächer abgedeckte, zogen die starken Gewitter am gestrigen Mittwochabend recht glimpflich über den Flächenstaat Bayern hinweg. Wird zuweilen also unnötig gewarnt? Und: Wie verlässlich ist eine Größenberechnung von Hagelkörnern vorab? Das haben sich auch User von BR24 in den Kommentaren gefragt, zum Beispiel "Realist312".
Örtliche Gefahrenwarnungen kommen meist erst knapp
Der Deutsche Wetterdienst weist darauf hin, dass die eigentlichen Unwetterwarnungen erst sehr knapp vor dem Ereignis kommen, denn sie können seriös erst unmittelbar vor dem Ereignis prognostiziert werden. Am Tag zuvor hatte der DWD nur allgemein vor einer Gefahrenlage gewarnt, weil die Großwetterlage darauf hindeutete, wie Dirk Mewes von Deutschen Wetterdienst in München erläutert: "Der Ausgangspunkt ist die Vorabinformation, die sensibilisieren soll. Die eigentlichen Informationen dann für den Ort, wo ich mich jetzt aufhalte, kommen natürlich aus der Warnwetter-App oder auf unserer DWD-Seite, wo diese Warnungen dann dargestellt werden, und die resultierenden aus den Radarinformationen", erklärt er. Zudem greife man auf Wetterdaten der App-Nutzer zurück, die zum Beispiel die Größe der Hagelkörner in ihrem Garten oder auf ihrem Auto dort eingeben können.
Hagelgröße hängt von vielen Faktoren ab
Wie groß die Körner in so einem Hagelsturm dann wirklich werden, lässt sich schlecht vorherbestimmen. Nur, dass die Wetterlage für sehr hohe Gewitterwolken sorgen könnte. Denn die haben es in sich, wie Tim Staeger vom Wetterkompetenzzentrum der ARD erläutert: "Hagel entsteht dadurch, dass Regentropfen in große Höhe befördert werden, wo Temperaturen bei dem Gefrierpunkt vorherrschen und drehen dann mehrere Runden. In der Gewitterwolke bilden sich dann wie Zwiebelschalen mehrere Eisschichten. Und bei starken Aufwinden können diese Hagelkörner bis zu zehn Zentimeter Durchmesser erhalten, wie zum Beispiel auch 1984 beim großen Hagelunwetter in München."
Föhn verhinderte am Alpenrand das Schlimmste
Dass es gestern in Südbayern nicht dazu kam, ist laut Bayern 3-Wetterredaktion vor allem dem Föhn zu verdanken, der stärker blies als zunächst erwartet.
Dirk Mewes vom Deutschen Wetterdienst rät, die Warn-App oder die Homepage des DWD an solchen Tagen genau zu verfolgen. Denn dann hätte man gestern auch mitbekommen, dass die befürchtete Warnstufe 4 zwischenzeitlich der Warnstufe 3 gewichen war. Und das geht laut Mewes oft sehr kurzfristig: "Die Warnungen, die erstrecken sich auf einen Bereich von wenigen Minuten, wenn es um frische Entwicklungen geht, die plötzlich auftreten. Doch manchmal ist die Prognose auch ein bis zwei Stunden vorher möglich, wenn die Gewitter-Zellen dann etwas mehr Bestand haben und man abschätzen kann, dass die dann auch auf der Strecke nicht zusammenfallen werden."
Denn das kann natürlich auch noch passieren: Dass örtliche Gewitterwolken einfach so in sich zusammenfallen. Doch auch dann gilt für diesen Regensburger die Devise: "Lieber wird gewarnt und es passiert nichts - als es wird nicht gewarnt und es passiert was."
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