Josef Steingraber
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Josef Steingraber, Geschäftsführer Bayerischer Bauernverband Rosenheim

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Rosenheimer Bauern massiv unter Flächendruck

Rosenheimer Bauern massiv unter Flächendruck

Die Region ist schön, die Wirtschaft stabil, der Zuzug ungebrochen. Gleichzeitig steigen im Landkreis Rosenheim die Grundstückspreise. Den Flächendruck spüren vor allem auch die Landwirte in der Region.

Über dieses Thema berichtet: Unser Land am .

Sebastian Feichtner steht vor seinem Hof in Mintsberg. Der Ort liegt idyllisch auf einem Hügel nördlich von Rosenheim. Feichnter macht einen großen Armschwenk über die weiten Flächen unter ihm. Der Landwirt wirkt verzweifelt, spricht von Flächenverlust und Existenzangst. Seit Jahrzehnten pachten die Mintsberger Landwirte die Flächen, aber die derzeitigen Pachtverträge laufen 2023 aus. Und wie es weitergeht, ist offen.

Flächendruck am Beispiel Mintsberg

Die 66 Hektar in Mintsberg gehören dem Bund, seit der Enteignung durch die Nationalsozialisten. Verwaltet werden die Flächen von der Bundesanstalt für Immobilien, kurz BImA, und sie regelt auch die Pachtverträge, die in den letzten Jahrzehnten regelmäßig verlängert wurden. Doch die Mintsberger Bauern fürchten nun um die Fortsetzung der Pachtverträge. Offenbar haben gleich zwei große Institutionen Interesse an den bundeseigenen Flächen in Mintsberg. Die Autobahndirektion Südbayern will hier ökologische Ausgleichsflächen verwirklichen, und zwar für den geplanten Ausbau der Autobahn A 8 München-Salzburg. Gleichzeitig ist bekannt, dass die Deutsche Bahn hier auf dem südlichen Teil der Mintsberger Flächen den Brenner-Nordzulauf realisieren möchte. Zwischen den Stühlen: die Landwirte. Rund ein Dutzend rund um Mintsberg ist von den Planungen betroffen, so der Bauernverband.

"Brutaler Run auf die Flächen"

Nirgends in Oberbayern seien die Bauern so unter Flächendruck wie im Landkreis Rosenheim, beklagt der Bayerische Bauernverband in Rosenheim. Seit 1988 seien rund 5500 Hektar landwirtschaftliche Nutzfläche verloren gegangen. Ein Umdenken von Kommunen und Planern sei dringend notwendig, so der Appell. Dass in Mintsberg offenbar gleich zwei große Institutionen Bedarf an den bundeseigenen Flächen haben, sei kurios und tragisch zugleich, meint Geschäftsführer Josef Steingraber. Aber das sei bei diesem "brutalen Run auf die Flächen" auch nicht verwunderlich.

Bundeseigene Flächen hoch im Kurs

Für den geplanten Ausbau der Autobahn A8 im Chiemgau hat sich die Autobahndirektion Südbayern bereits früh Ausgleichsflächen in der Region gesichert. Dabei werde stets versucht Flächen der öffentlichen Hand zu nutzen, erklärt Pressesprecher Josef Seebacher. Für einen Kilometer Autobahnausbau benötige man 2 Hektar ökologische Ausgleichsfläche. Für den Bereich Frasdorf habe man beispielsweise Flächen im Inntal erworben, ehemalige Flächen der Bundeswehrkaserne Brannenburg. Den Bedarf an Mintsberg habe man bereits 2013 an die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben, kurz BImA, gemeldet. Mit der Deutschen Bahn ist die BImA nach eigenen Angaben noch nicht in Kontakt. Die Deutsche Bahn hat also noch nicht offiziell Bedarf angemeldet, da es beim derzeitigen Planungsstand für den Brenner-Nordzulauf dafür noch zu früh wäre. Sollten letztendlich zwei Parteien Interesse an derselben Fläche haben und sich nicht einigen können, liege die letzte Entscheidung beim Bundesverkehrsministerium, so die BImA auf Anfrage des Bayerischen Rundfunks.

Mit der BImA im Gespräch bleiben

Der Bauernverband Rosenheim will weiter das Gespräch mit der BImA suchen, um eine gute Lösung für die Mintsberger Bauern zu erreichen. Am besten wäre es, die Autobahndirektion würde woanders Flächen finden, meint Geschäftsführer Steingraber. Dann wäre in Mintsberg Zeit gewonnen, vielleicht zehn Jahre, bis er denn kommt, der Brenner-Nordzulauf. Bislang aber plant die Autobahndirektion Südbayern in Sachen Mintsberg weiter und will den Landwirten dort künftig Pflegeverträge anbieten. Dann sollen die ehemaligen Pächter künftig Maßnahmen gegen Entgelt umsetzen können.

Auch Kommunen in Sachen Flächendruck gefordert

Der sorgsame Umgang mit Grund und Boden müsse unser aller Interesse sein, so Rosenheims Landrat Otto Lederer. Die Problematik Flächenverbrauch sei den Städten, Märkten und Gemeinden auch bekannt, hier liege die Planungshoheit. Die prozentuale Flächeninanspruchnahme sei in den vergangenen Jahren weiter gesunken, betont Rosenheims Landrat. Dennoch müsse man weiter an flächenschonenden Konzepten arbeiten. Überregionale Verkehrsprojekte wie der Brenner-Nordzulauf würden den Druck auf landwirtschaftliche Flächen massiv erhöhen. Deshalb müsse bereits bei der Planung auf eine flächenschonende Bauweise und vor einer Realisierung der Bedarf nachgewiesen werden, so Landrat Otto Lederer.

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