Die Polizei hat fünf Jugendliche und einen 18-Jährigen aus dem Landkreis Roth festgenommen. Sie sollen sich auf einem Online-Portal zu fingierten Sextreffen mit erwachsenen Männern verabredet haben. An den vereinbarten Orten sollen die Tatverdächtigen den Männern mit Pfefferspray und einem Elektroschocker aufgelauert und auf sie eingeschlagen und -getreten haben. Außerdem nahmen sie den Männern Wertgegenstände ab.
Nach vier bekanntgewordenen Fällen von Anfang Juni ermittelt die Kripo Schwabach und die Staatsanwaltschaft Nürnberg-Fürth gegen sechs Verdächtige im Alter von 16 bis 18 Jahren. Sie kommen aus dem Raum Hilpoltstein und sitzen unter anderem wegen des Verdachts des schweren Raubs in Untersuchungshaft. Sie sollen die Taten in wechselnder Besetzung begangen haben.
Wohl nicht alle Opfer gehen zur Polizei
Die Betroffenen zogen sich demnach zum Teil schwere Verletzungen zu, die im Krankenhaus behandelt werden mussten. Nicht alle Opfer wandten sich an die Polizei. Manche Fälle wurden erst im Zuge der Ermittlungen bekannt. Es sei nicht auszuschließen, dass es noch weitere Fälle gebe. Die Polizei weist darauf hin, dass sich gerade jugendliche Täter der Tragweite ihres Handelns möglicherweise nicht vollständig bewusst seien: Es handle sich bei den Vorfällen um schwere Straftaten wie etwa schweren Raub, die eine längere Haftstrafe nach sich ziehen könnten.
"Pedo Hunter": Polizei warnt vor dieser Art der Selbstjustiz
Vorfälle wie diese sind unter dem Namen "Pedo Hunter" (deutsch: "Pädophilen-Jäger") bekannt. Dabei handelt es sich um eine Person, die sich auf Internetportalen als minderjährig ausgibt, um mutmaßliche Sexualstraftäter in eine Falle zu locken. Das Aufeinandertreffen wird meist gefilmt und im Internet geteilt. Diese öffentliche Bloßstellung geschieht ohne rechtliche Legitimation.
Obwohl viele Akteure sich auf ein moralisches Anliegen berufen, verstoßen sie häufig selbst gegen Strafgesetze – etwa durch Nötigung oder Verleumdung. Die Polizei warnt ausdrücklich vor dieser Form der Selbstjustiz, da sie neben der strafrechtlichen Problematik laufende Ermittlungen gefährden kann.
Verfassungsschutz alarmiert – Aufrufe aus rechtsextremer Szene?
Da Betroffene solcher Taten aus Scham darauf verzichten könnten, den Vorfall anzuzeigen, können Täter darauf hoffen, unerkannt zu bleiben. Verfassungsschutzbehörden beobachten Aufrufe zum "Pedo-Hunting" aus der rechtsextremen Szene. Was das Motiv der Verdächtigen in Mittelfranken ist, sei bislang noch völlig unklar, betonte der Sprecher. Hinweise auf rechtsextreme Bezüge gebe es nicht.
Mit Material von dpa
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