Bunte, kleine Zwerge mit nach oben gerecktem Daumen des Künstlers Ottmar Hörl
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Gibt es für das Jahr 2021 wirklich "Daumen hoch"? Künstler Ottmar Hörl stellte im Sommer 250 "Optimisten"-Zwerge in Pocking auf

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Rückblick: Das war das Jahr 2021 in Niederbayern

Rückblick: Das war das Jahr 2021 in Niederbayern

Wie viele Daumen gehen hoch für das ablaufende Jahr? Was ist passiert? Oder besser: Ist etwas passiert? Lange Zeit geschah ja einfach nichts: Lockdown, Abstand, Corona-Pause. Trotzdem hatte 2021 auch Lustiges, Erstaunliches und Tragisches zu bieten.

Über dieses Thema berichtet: Das Aktuelle am Mittag am .

Das Jahr 2021 begann ohne Krach und bunte Lichter. Stattdessen hörte man in ganz Niederbayern die Kirchenglocken zum Jahreswechsel läuten, die sonst von tosendem Feuerwerk und Partymusik samt Neujahrsglückwünschen übertönt werden. Das nun zu Ende gehende Jahr begann im Lockdown.

Januar: Ablenkung mit Kunst und Krapfen

Im Januar bauten zwei junge Leute aus dem Landkreis Dingolfing-Landau einen XXL-Schneemann, der betrunken vom Stuhl fiel. Etwas Abwechslung in Corona-Zeiten sollte er bringen - sowohl für die Erbauer, als auch für die Bestauner. Die eineinhalb Stunden Bauzeit haben sich wohl gelohnt.

Abwechslung und Ablenkung war auch die Intention in Straubing. Da dort die alljährliche Ausstellung im Herzogsschloss wegen Corona nicht stattfinden konnte, verlagerte die Gemeinschaft Bildender Künstler ihre Kunstwerke in das Impfzentrum. Rund 80 Werke von über 40 Kunstschaffenden gab es dort während der Wartezeit auf die Corona-Schutzimpfung zu sehen. Künstler Alfred Dick hatte die Idee zur Kunst im Impfzentrum: "Es soll ablenken und vielleicht öffnet es für einige den Weg zur Kunst." Die Idee sollte bald bundesweit Nachahmer finden.

Auch in Landshut wurde man kreativ. Der Impfstoff gegen das Coronavirus war knapp, was den Bäcker Stefan Gschaider dazu inspirierte, Corona-Spritz-Krapfen zu kredenzen. Sein Präparat unterschied sich insofern deutlich von den bis dato offiziell zugelassenen Impfstoffen, als dass es alkoholisch und zuckersüß war: "Wir haben eine Gin-Tonic Impfung!" Die ganze Familie des Bäckers musste mithelfen, um dem drohenden Ausverkauf entgegenzuwirken.

Februar: Ein nächtlicher Großbrand und eine hellwache Seniorin

Der Februar begann dramatisch: Als die ersten Einsatzkräfte in der Nacht auf den 1. Februar bei der Arcobräu-Brauerei in Moos im Landkreis Deggendorf eintrafen, stand laut Polizei die Heiz- und Stromzentrale schon lichterloh in Flammen. Aus mehreren umliegenden Ortschaften rückten Feuerwehren an. Trotz des Großaufgebots entstand am Technikbau Totalschaden. Firmenvertreter bezifferten den Schaden später auf acht Millionen Euro. Verletzte gab es laut Polizei glücklicherweise nicht. Die Bier-Produktion wurde kurzfristig lahmgelegt.

Etwas später im Februar wurde eine 80 Jahre alte Frau aus Straubing zur Heldin. Sie legte zwei Telefonbetrügern das Handwerk. Die beiden Männer wollten bei der Seniorin Geld abholen - sie spielte mit. Heimlich wählte sie die 110, damit an der Haustüre etwas später dann die Handschellen klicken konnten. "Vorbildlich und tatkräftig" habe die 80-Jährige die Beamten unterstützt, hieß es dann später in einer Pressemitteilung der Polizei. Die 23 und 35 Jahre alten Männer kamen ins Gefängnis.

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Einsatzkräfte mehrerer Feuerwehren bekämpfen den Brand in der Brauerei in Moos

März: Kreativ gegen Krisen

Mit guten Ideen ging es auch im März weiter. Eine Grundschullehrerin aus Viechtach im Landkreis Regen hält nichts von Versetzungen und der damit einhergehenden Wohnungssuche. Sie baute zusammen mit ihrem Freund ein Tiny-House - 30 bewohnbare Quadratmeter auf Rollen. Das kleine Haus kann sie nun jedes Jahr woanders hinstellen. Außerdem ist das Holz aus dem Bayerischen Wald und sie hat - egal wohin sie versetzt wird - immer ein Stück Heimat um sich. Auch den hohen Mieten in den Großstädten schlägt sie so ein Schnippchen.

Wer vielleicht beruflich Fuß gefasst, aber noch keinen Partner zu seinem Glück gefunden hat, dem machte es Corona nicht leichter. Wo soll man ohne Kneipen und Feste jemanden kennenlernen? Das Essenbacher Unternehmen Eskara aus dem Landkreis Landshut hatte die Idee zu einem Corona-konformen Auto-Speed-Dating. Es fand zum Frühlingsanfang Ende März statt und sprengte die Erwartungen der Veranstalter. Am Ende nahmen rund 130 Singles teil und eine Wiederholung des Speed-Datings im Auto sollte bereits wenig später stattfinden.

Nach dem Motto "kreativ gegen die Krise" erschienen einem Modehändler aus Freyung wohl Klopapierrollen im Traum. Jedenfalls schob er in seinem nach wie vor wegen des Lockdowns geschlossenen Geschäft ein paar Pullis zur Seite und machte Platz für "Systemrelevantes". Er halte sich an Gesetz und Recht, sagte er und sperrte kurzerhand am 25. März auf. Zwischen Hemden und Hosen gab es jetzt Drogerieartikel und Lebensmittel zu kaufen. Die Kunden kamen zahlreich und die Behörden waren zunächst verwirrt. Erst Mitte April bekam das Geschäft, das kurzfristig in "Klopapier & Fashion" umbenannt wurde, eindeutige Post vom Landratsamt: Die Schließung wurde angeordnet.

April: Paukenschläge und Schreckmomente

Im April gab es Paukenschläge und Schreckmomente - manche kamen erwartet, andere rissen wortwörtlich aus dem Schlaf.

Am Freitagmittag, es war der 9. April, ordnete die Landesanwaltschaft Bayern die sofortige Suspendierung des Zwieseler Bürgermeisters im Landkreis Regen an. Die Zweite Bürgermeisterin übernahm die Amtsgeschäfte und war überrascht, "dass es jetzt so schnell ging". Für die vorläufige Suspendierung nannte die Landesanwaltschaft eine ganze Reihe von Gründen: unter anderem Vorteilsannahme und mehrfache Überschreitungen seiner Zuständigkeiten. Ein Gerichtsverfahren sollte folgen.

Ende April wurden die Einwohner Straubings gegen 4 Uhr morgens aus dem Schlaf gerissen. Der auf- und abschwellende Ton der Katastrophenschutzsirene war zu hören und niemand wusste, was das zu bedeuten hat. Ein Ohrenzeuge erzählte später dem Bayerischen Rundfunk: "Ja, das war unheimlich. Ich habe immer überlegt, wo ist der Keller - wenn was ist, dann schnell runter laufen. Es war angeblich ein technischer Fehler - na gut eine schlaflose Nacht kann man hinnehmen." Die Polizei ermittelte und stellte fest: Der Alarm wurde wohl absichtlich durch jemanden ausgelöst, der nicht dazu berechtigt war.

Kurz darauf mussten die Eishockeyfans in einem dramatischen Spiel das Playoff-Aus der Straubing Tigers verkraften. Im entscheidenden Spiel gegen die Adler Mannheim gaben die Straubinger in den letzten zehn Minuten eine 3:0-Führung aus der Hand. Unter anderem wegen eines Psycho-Tricks des Mannheimer Trainers: Er nahm zehn Minuten vor dem regulären Ende zweimal den Torhüter raus. Am Schluss stand es 4:3 nach Verlängerung. Nach dem Playoff-Aus in der Geisterspiel-Saison verließen etliche Spieler die Tigers. Trotzdem sprach der damalige Pressesprecher von einer "absolut erfolgreich abgeschlossenen Saison". Die Tigers gehörten zu den besten acht Eishockeyteams in ganz Deutschland und das sei für eine so kleine Stadt wie Straubing ein toller Erfolg.

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Anzeigetafel im Eisstadion am Pulverturm in Straubing während eines Spiels in der Saison 2020/2021 ohne Zuschauer

Mai: Glückliche und ungewollte Rettungen - auch Corona lenkte ein

Ungewöhnlich war der Mai in Niederbayern. Nicht nur, dass Menschen aus dem Wasser und von Bäumen geholt wurden. Auch, weil sich Corona und der Marstall in Landshut langsam verabschiedeten.

Anfang Mai wurden in Straubing und in Passau zwei Männer aus der etwa 14 Grad kalten Donau gezogen. Beide kamen unterkühlt ins Krankenhaus. Die Retter blieben unverletzt. Im Straubinger Fall war ein 17-Jähriger bei der Insel Gstütt in die Donau geraten. Warum ist unbekannt. Der junge Mann konnte noch selbst einen Notruf absetzen. Zahlreiche Einsatzkräfte von Feuerwehr, Rettungsdiensten und der Wasserwacht rückten an. Letztendlich sprang ein 27-jähriger Polizeihauptmeister ins Wasser und zog den Jugendlichen einige Meter flussabwärts heraus. In Passau warf eine 19 Jahre junge Passantin dem 31-jährigen Gestürzten einen Rettungsring zu und hielt ihn fest, bis Hilfe kam. Sie erzählte später, sie habe den Mann zuvor im Vorbeigehen auf einer Mauer am Fluss sitzen sehen.

In Passau musste die Polizei mehrere Klimaaktivisten von Bäumen holen. Die jungen Leute hatten sich dort mit Schlafsäcken, Essen und Trinken auf längeres Campieren vorbereitet. Jedoch vergaßen sie, eine Toilette mitzunehmen, erzählten sie einer BR-Reporterin. Sobald sich jemand abseilte, verhinderte die Polizei ein erneutes Aufsteigen. Mit den Verbliebenen wurde lange verhandelt, bis letztendlich das SEK anrückte und die Aktivisten herunterholte. Etwas später durften sie auf ein Angebot der Stadt hin einen "Ersatz-Baum" besteigen. Ein Bußgeld war dennoch fällig.

Außer im Landkreis Rottal-Inn, der wegen hoher Inzidenzwerte weiter im Lockdown verharren musste, durften Ende Mai langsam Freizeiteinrichtungen wieder öffnen. Zum Beispiel die Thermen in den Kurorten Bad Füssing und Bad Griesbach im Landkreis Passau. Auch im Landkreis Regen, der am 15. Mai mit seinem Inzidenzwert unter 100 lag, ging das öffentliche Leben wieder los: Tourismus und Außengastronomie starteten und auch Freibäder durften in weiten Teilen Niederbayerns dank rückläufiger Corona-Zahlen wieder aufmachen.

Während alles langsam öffnete, wurde Ende Mai ein großes Gebäude in der Landshuter Innenstadt verhüllt: der Marstall der Stadtresidenz. "Ein Hauch von Christo" hieß es damals - der berühmte Aktionskünstler verpackte vor rund 25 Jahren den Berliner Reichstag. Jedoch hatte die Verhüllung in Landshut nichts mit Kunst, sondern viel mehr mit Sanierungsarbeiten zu tun. Faulige Balken und kaputte Sparren mussten unter anderem ausgetauscht werden. "Die Schäden waren sogar noch schwerer als befürchtet", sagte damals eine Sprecherin des Staatlichen Bauamtes Landshut. Weitere Bauabschnitte in der Residenz bis ins Jahr 2026 werden folgen - 32 Millionen kostet das alles.

Juni: Wassermassen fluten Niederbayern

Ungemütlich war der verregnete Juni. Während Deutschland bei der Fußball-Europameisterschaft spielte, ergossen sich regelmäßig Wassermassen über Niederbayern. Ende Juni kam es dann zu einem katastrophalen Jahrhundertereignis in Landshut.

Zunächst waren die Landkreise Straubing-Bogen, Passau, Deggendorf, Rottal-Inn, Regen und Freyung-Grafenau von mehreren Unwettern mit Starkregen heimgesucht worden. In Passau konnte sich ein Mann gerade noch aus seinem Auto retten, das in einer überfluteten Unterführung liegen geblieben war. In Mallersdorf-Pfaffenberg im Landkreis Straubing-Bogen musste das Public Viewing des Fußballspiels zwischen Deutschland und Ungarn wegen des heftigen Regens abgebrochen werden. Besonders hart getroffen wurde Künzing im Kreis Deggendorf: Binnen weniger Minuten wälzte sich eine Flutwelle durch die Straßen.

Beim Glasunternehmen Joska in Bodenmais im Kreis Regen entstand Millionenschaden. Das Wasser kam dort sturzflutartig über die angrenzenden abschüssigen Hang-Wiesen herunter, erzählten Betroffene. Es sammelte sich in der Senke, in der der Glashandelsbetrieb steht. Als der Juniorchef in der Nacht dort nach dem Rechten schaute, musste er zum Eingang schwimmen, erzählte seine Schwester. Das Gelände stand teils bis zu einem Meter hoch unter Wasser.

Während des Fußball-EM-Spiels gegen England braute sich dann Ende Juni ein Jahrhundertunwetter am Himmel zusammen. Landshut traf dies besonders schlimm: Die Altstadt versank regelrecht in einer Flut. Es gab dort rund 800 Einsätze im Zusammenhang mit dem Unwetter. Mehrere Menschen wurden laut Polizei leicht verletzt. Der Landshuter Oberbürgermeister Alexander Putz (parteilos) schilderte dem Bayerischen Rundfunk dramatische Szenen: "Überall sind Wassermassen aus dem Wald gekommen, aus den Feldern, über Straßenzüge - wir haben Wildbäche gehabt, dort wo Straßen sind normalerweise. Schlammlawinen, Wasser in der Alt- und in der Neustadt, Straßenabspülungen." Die Wettermessstation in Landshut-Reithof verzeichnete in 25 Minuten knapp 60 Liter Wasser pro Quadratmeter. "Das heißt, es war definitiv ein Jahrhundertereignis. Statistisch gesehen geschieht so eine Regentätigkeit nur alle 150 Jahre im Raum Landshut", war sich ein Wetterexperte sicher.

Handyvideos zeigen das Ausmaß der Überschwemmungen in Landshut
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Handyvideos zeigen das Ausmaß der Überschwemmungen in Landshut

Juli: Aufräumen und Aufbaggern im Kampf gegen das Hochwasser

Im Juli wurden die Folgen der Unwetter aus der ersten Jahreshälfte deutlich. Viele Bauern rund um Passau beklagten verhagelte Ernten. Der Bauernverband sprach von "apokalyptischen Ausmaßen". Rund um Passau seien knapp 10.000 Hektar Ackerland zerstört worden. Der Bauernverband richtete eine Futtermittelbörse ein, damit geschädigte Landwirte ihre Tiere weiter versorgen konnten.

Auch in Landshut wurde während der Aufräumarbeiten darüber nachgedacht, wie man eine zerstörerische Flutwelle, wie sie durch die Straßen gerauscht war, in Zukunft verhindern könne. Über Gründächer und Rückhaltemaßnahmen wurde gesprochen. Die Grünen im Landshuter Stadtrat forderten ein Starkregen-Risikomanagement.

Weiter östlich hingegen startete derweil eines der größten Bauprojekte Niederbayerns, der Donauausbau. Am 9. Juli kam jede Menge Politprominenz nach Reibersdorf in den Kreis Straubing-Bogen, um die Großbaustelle dort noch mal mit einem Spatenstich offiziell zu eröffnen. Der Donauausbau käme auch der Schifffahrt zugute, hieß es, Güter sollen dann von der Straße aufs Wasser verlagert werden - alles im Einklang mit dem Naturschutz. Gebaut wird nun erst einmal bis Deggendorf und noch bis 2028.

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Verkehrsminister des Landes und des Bundes, der Landrat und andere Politiker beim Spatenstich zum Donauausbau im Kreis Straubing-Bogen

Noch ein Donau-Thema sorgte im Juli für Spannung: die Hängepartie um den Donaulimes. Das Unesco-Welterbekomitee entschied sich zunächst dagegen, den Titel Welterbe zu verleihen: Ungarn hatte sich nämlich kurzfristig zurückgezogen, woraufhin nur noch der Donaulimes in Bayern, Österreich und in der Slowakei zur Debatte stand. Im Endeffekt störte sich die Unesco dann offenbar nicht daran, dass die ungarischen Kastelle entlang der Donau ausgeklammert wurden und die Unesco erklärte unter anderem den niederbayerischen Abschnitt des römischen Grenzwalls bei Bad Gögging im Landkreis Kelheim und über Straubing bis nach Passau zum Welterbe. Die Freude in Niederbayern war groß. Thomas Maurer, der Leiter des Passauer Römermuseums, reagierte geradezu euphorisch: "Das war nach den schweren Geburtswehen ja kaum noch zu glauben. Die Wehen waren sehr lange, aber das Baby ist gesund".

Ende Juli sorgte dann eine Kunstinstallation in Form von 250 bunten Zwergen in Pocking im Kreis Passau und darüber hinaus für Aufsehen. Der Künstler Ottmar Hörl schraubte sie über sechs Etagen auf dem Geländer des Römerturms fest. Mit dem Daumen nach oben sollten die einen halben Meter großen Zwerge gute Laune verbreiten. Hörl hoffte, dass die Bürger beim Anblick der "Optimisten" darüber nachdenken, "wie gut es uns hierzulande geht". Drei Wochen waren die Zwerge zu sehen, danach wurden sie für einen guten Zweck verkauft.

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Künstler Ottmar Hörl bringt die ersten Figuren selbst an

August: Kurioses und zwei schreckliche Unfälle

Der Hochsommermonat wurde überschattet von zwei schrecklichen Unfällen und dem Abzug der Bundeswehr aus Afghanistan. Aber auch kuriose Ereignisse gab es. Wie zum Beispiel schippernde Holländer auf dem Schwarzen Regen bei Viechtach im Landkreis Regen. Eine Urlaubsfamilie war mit einem selbstgebauten Amphibienfahrzeug auf dem Fluss unterwegs. Die Polizei beendete die Tour.

Am 5. August kam dann der neue Eberhofer-Krimi "Kaiserschmarrndrama" in die Kinos. Die Filme bescheren dem niederbayerischen Frontenhausen im Kreis Dingolfing-Landau immer viele Besucher, denn der Ort wird als Filmkulisse genutzt. Im Mittelpunkt: Der Eberhofer-Kreisverkehr am Ortseingang. Er gilt inzwischen als wichtigster Kreisverkehr der deutschen Filmgeschichte. Wegen der vielen Besucher hat die Marktgemeinde dort bereits einen kleinen Parkplatz anlegen lassen - für alle, die aussteigen und ein Selfie machen wollen, wie der Bürgermeister sagt.

Neben dem neuen Film war eine uralte Wiesenkoralle im Böhmerwald Gesprächsthema Anfang August. Sie wurde von einer Familie auf deren unberührter Blumenwiese im Kreis Freyung-Grafenau nahe des Nationalparks Bayerischer Wald entdeckt. Die vom Aussterben bedrohte amethystfarbene Wiesenkoralle sei ein Urzeit-Relikt, so ein Experte.

Mitte August war man schockiert über einen tödlichen Unfall mit einem völlig Unbeteiligten bei Schöfweg im Kreis Freyung-Grafenau. Ein betrunkener Autofahrer war von der Straße abgekommen und direkt auf einen kleinen Rastplatz zugerast. Dort hielt sich zu der Zeit ein Pärchen auf. Umherfliegende Teile verletzten den 24-jährigen Mann so schwer, dass er noch vor Ort starb. Seine Freundin, die alles mit ansah, blieb unverletzt. Tage später kam heraus: Der Fahrer hatte fast zwei Promille Alkohol im Blut. Er muss sich unter anderem wegen fahrlässiger Tötung verantworten.

Ende August folgte dann ein schwerer Busunfall am Dreieck Saalhaupt im Kreis Kelheim. Fünfzehn Menschen wurden dabei zum Teil schwer verletzt. Der Reisebus aus Tschechien war auf der Rückfahrt von Italien. In der Überfahrt von der A93 auf die B15n kam er ohne Beteiligung anderer Fahrzeuge ins Schlingern und kippte um. Später wurde gegen den Busfahrer ermittelt. Er soll übermüdet gewesen sein.

Unter den Menschen, die nach der Machtübernahme der Taliban aus Afghanistan gebracht wurden, befand sich im August auch eine junge Frau, die ihre Familie in Passau hat: die Juristin Suhailah Akbari. Sie war wegen eines Lehrauftrages in ihre alte Heimat Afghanistan gegangen und beriet die afghanische Regierung in Außenhandelsfragen. Nach der Machtübernahme der Taliban musste sie schnellstmöglich das Land mit ihren Kindern verlassen. Durch ihre politischen und sozialen Tätigkeiten war Akbari in höchster Lebensgefahr. Tagelang saß sie in Kabul fest. "Fünf Tage lang ohne Schlaf - wie konnte ich das überleben? Fünf Tage lang sind wir gerannt, haben gekämpft. Wo habe ich diese Energie hergenommen", fragt sie sich später. Letztendlich konnte sie gerettet und am Passauer Bahnhof von ihrem Mann in Empfang genommen werden.

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Ankunft in Passau: Suhailah Akbari ist wieder mit ihrer Familie vereint

September: Tierisches und die große Politik

Der September hatte nicht nur die Bundestagswahl, sondern auch Tierisches zu bieten: So zum Beispiel ein in Schlamm eingesunkenes Pferd in Kumhausen im Kreis Landshut. Es wurde von der Feuerwehr mit Tragegurten aus seinem Schlamassel befreit. Später wurde die ausgebüxte Stute dann frisch geduscht und vom Tierarzt untersucht wieder in ihren Stall gebracht - Happy End.

In Kelheim wurde die Polizei Mitte September zu einem Wohnhaus gerufen. Ein Mann hatte in seinem Keller einen Skorpion gefunden. Der war wohl als blinder Passagier aus dem Urlaub mit nach Niederbayern gekommen. Das Tier wurde von der Polizei abgeholt und in den Tiergarten Straubing gebracht.

Nach der Bundestagswahl am 26. September war klar: Acht niederbayerische Politikerinnen und Politiker haben es über die Parteilisten nach Berlin geschafft. Darunter sehr erfahrene Mandatsträger, aber auch politische Neulinge, wie Muhanad Al-Halak aus Grafenau im Bayerischen Wald. Der 32 Jahre alte FDP-Politiker hat irakische Wurzeln und will sich für Freiheit und Weltoffenheit einsetzen. "Bei den Liberalen spielt die Herkunft, die Hautfarbe und aus welchem Elternhaus man stammt, gar keine Rolle", erklärte Al-Halak seine Parteizugehörigkeit. Er sei im Jahr 2000 im Alter von elf Jahren mit seiner Familie aus dem Irak nach Deutschland gekommen: "Wir wurden damals im Bayerischen Wald herzlichst aufgenommen." Jetzt möchte er als Politiker etwas zurückgeben, sagt er. Insgesamt vertreten 13 Abgeordnete Niederbayern im Bundestag.

Abschiede gab es auch: Der ehemalige SPD-Chef in Bayern und stellvertretende Vorsitzende der SPD-Fraktion im Deutschen Bundestag, Florian Pronold, trat nicht mehr für seinen Wahlkreis Rottal-Inn/Dingolfing-Landau an. Fast 20 Jahre seien genug. Er wolle nicht "am Sessel kleben", sagte Pronold und, bevor er 50 werde, etwas Neues beginnen.

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Für Niederbayern in Berlin: Muhanad Al-Halak, FDP-Politiker aus dem Bayerischen Wald

Oktober: Sorgenfalten in Sport und Wirtschaft und ein verheerender Brand

Der Oktober sorgte hie und da für Sorgenfalten. Im Bayerischen Wald spaltete ein umstrittenes Sport-Großereignis die Menschen, während es viel Mitleid für die erfolgloseste Fußballmannschaft Bayerns gab. Außerdem sorgte der Rohstoffmangel für große Probleme in niederbayerischen Betrieben. Ein schlimmer Brand stürzte Ende Oktober eine ganze Region in Trauer.

Am 15. Oktober kamen über 160 Motorsport-Teams aus ganz Europa in den Landkreis Freyung-Grafenau. Es war die 57. Ausgabe der ADAC-3-Städte-Rallye. Ein durchaus umstrittenes Spektakel, denn während sich viele Motorsportfans über das sportliche Spektakel freuten, kritisierten es Naturschützer und Anwohner. Der ADAC setzte auf Transparenz und informierte alle 1.200 direkt betroffenen Anwohner in sieben Bürgerversammlungen. Der Bund Naturschutz zeigte wenig Verständnis. Dennoch startete die 3-Städte-Rallye auf dem Volksfestplatz in Waldkirchen. Zielort war Freyung.

Mit 220 Gegentoren in 15 Spielen gilt der TSV Böbrach aus dem Landkreis Regen als die schlechteste Fußball-Mannschaft Bayerns. Aber die Böbracher gaben nicht auf, obwohl die ersten Spiele allesamt zweistellig verloren gingen. Mit viel Willen gingen sie Ende Oktober in ihr letztes Spiel vor der Winterpause. Auch das verloren sie. Trotzdem ist der Vorstand mit seiner Mannschaft zufrieden. "Sie geben immer ihr Bestes und das ist das Wichtigste." In der Winterpause werde weiter trainiert. Hintergrund der Niederlagenserie ist, dass sich kurz vor Saisonbeginn die bestehende Mannschaft aufgelöst hatte. Die neu zusammengestellte Mannschaft bestand dann auch aus Spielern, die noch nie gespielt hatten oder noch nicht lange Fußball spielten.

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Der TSV Böbrach in blau mit Gegenspielern auf dem Platz

Nicht mangelndes Können, sondern Materialmangel zwang im Oktober niederbayerische Betriebe dazu, ihre Produktionen zu drosseln. Weil Halbleiter fehlten, fiel zum Beispiel die Spätschicht bei BMW in Dingolfing wochenlang aus. Ab 18. Oktober lief Europas größtes BMW-Werk nur noch im Ein-Schicht-Betrieb. Auch beim Wohnmobil- und Caravanhersteller Knaus Tabbert aus Jandelsbrunn im Landkreis Freyung-Grafenau stoppten kurzzeitig die Bänder. Wegen Lieferproblemen bei Fahrgestellen musste die Wohnmobilproduktion für einige Wochen angehalten und die Arbeitszeit deutlich reduziert werden.

Auch die Großbaustelle Landshuter Eisstadion wurde vom Rohstoffmangel getroffen: Die Lampen für die leuchtende textile Außenfassade konnten nicht mehr rechtzeitig geliefert werden. Der feierlichen Eröffnung des Stadions tat das aber im Oktober keinen Abbruch. Die Landshuter sind stolz auf ihr neues Stadion - am Gutenbergweg steht nun eine der modernsten Eishockeyarenen Deutschlands. Gut 23 Millionen Euro hat die Stadt investiert.

Eine Tragödie ereignete sich dann Ende Oktober in Reisbach im Kreis Dingolfing-Landau. Wie sich später herausstellte, löste wohl eine angelassene Herdplatte Feuer in einem Mehrfamilienhaus aus, drei Frauen und ein ungeborenes Baby starben. Viele andere Bewohner des Hauses wurden verletzt und kurz darauf obdachlos. "Niemand ist in Reisbach auf der Straße", sagte Landrat Werner Bumeder (CSU) am Tag nach dem Brand, "die wenigen, die man trifft, sind geschockt, wie so etwas mitten im Ort passieren kann". Die Anteilnahme war groß. Auch der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer kam in den Ort und sprach mit den Betroffenen. Die Gemeinde koordinierte die eingegangenen Spenden und im nächsten Monat kam es zum "Spendenwunder von Reisbach". Auf das Konto sollten bis Ende November weit mehr als 100.000 Euro eingehen.

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Das Mehrfamilienhaus in Reisbach in der Brandnacht

November: Zurück in den Corona-Lockdown

Im November kam Corona mit geballter Kraft zurück und Niederbayern traf die sogenannte vierte Welle besonders hart. Der Landkreis Rottal-Inn erlangte traurige Berühmtheit, denn noch nie seit Beginn der Pandemie hatte eine Region in Deutschland einen Inzidenzwert von 1.000 überschritten. Michael Fahmüller, CSU-Landrat im Kreis Rottal-Inn, wollte noch am 10. November den Katastrophenfall für seinen Landkreis ausrufen lassen. Bayernweit war das aber ohnehin bald der Fall.

Gesundheitsämter, Kliniken - alle arbeiteten am Anschlag. Eine Krisensitzung der Bayerischen Staatsregierung jagte die nächste und bald sollten weitere niederbayerische Regionen die Inzidenzmarke von 1.000 knacken. Niederbayern war wieder zur Hotspot-Region geworden. Ein erneuter Lockdown wurde angeordnet - die bereits aufgebauten Christkindlmärkte wurden verboten. Ende November war die Stimmung vor dem anstehenden Lockdown im Hotspot-Gebiet Freyung-Grafenau richtig schlecht: Viele Menschen verstanden nicht, warum gerade bei ihnen die Inzidenz mit über 1.500 so hoch war. Es nützte nichts: Restaurants, Kultur- und Sportstätten wurden wieder geschlossen.

Die Lage spitzte sich endgültig zu, als am letzten November-Wochenende erste Patienten im sogenannten "Kleeblatt-System" von Niederbayern nach Norddeutschland verlegt werden mussten.

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Die Pressekonferenz "zur aktuellen Lage in den Corona-Hotspotregionen Niederbayern" in Neuburg am Inn im Kreis Passau

Dezember: Leben ohne Lockdown und ein "lebenslänglich" für Mord?

Langsam gingen im Dezember die Inzidenzwerte zurück, die Lockdowns wurden nach und nach aufgehoben - Niederbayern befand sich plötzlich in der Vorweihnachtszeit. Weil es die Skigebiete geschafft hatten, die Politik von 2G statt 2G plus zu überzeugen, wollten das die Thermen auch. Zum Beispiel die Limes-Therme in Bad Gögging im Kreis Kelheim. Sie schickten erneut einen Hilferuf.

Ziemlich sicher ist dagegen ein Wiederaufnahmeverfahren eines Mordprozesses, der vor einigen Jahren mit "Totschlag" als Urteil endete. Es geht um eine getötete 20-Jährige aus Freyung und deren Freund. Dieser will die junge Mutter seines Sohnes in einem Streit erstochen haben. Das sagte er zumindest damals vor Gericht. Dafür verurteilte das Landgericht Passau Dominik R. 2017 zu zwölf Jahren Haft. Nun wird das Verfahren wieder aufgerollt, da es wohl Falschaussagen während des ersten Prozesses gab. Freunden soll der Angeklagte erzählt haben, er habe das Opfer im Schlaf erstochen. Damit wären Heimtücke, Wehr- und Arglosigkeit gegeben und das Urteil könnte lebenslang wegen Mordes lauten. Am 17. Dezember wurde bekannt, dass der Prozess nun doch nicht am 20. Dezember in Deggendorf beginnt, sondern auf kommendes Jahr verschoben wird. Grund: Der Angeklagte Dominik R. ist in der Straubinger JVA an Corona erkrankt.

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