Ein Körbchen mit Flyern zum Thema Geschlechtskrankheiten
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Die STI-Beratungsstelle der Stadt München
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Run auf Münchner Beratungsstelle für Geschlechtskrankheiten

Run auf Münchner Beratungsstelle für Geschlechtskrankheiten

Die Zahl der Geschlechtskrankheiten bleibt in Bayern hoch – ebenso der Bedarf an Tests und Beratung. Ob Sorge vor HIV oder schlechtes Gewissen: In der Beratungsstelle der Stadt München finden Betroffene niedrigschwellig Unterstützung und Antworten.

Über dieses Thema berichtet: BR24 Radio Bayern am .

Der Wartebereich ist voll, fast alle Stühle sind besetzt. Der Grund, warum die Menschen hier sitzen, ist aber noch immer sehr mit Vorurteilen verbunden: Sie wollen sich in der Beratungsstelle der Stadt München auf Geschlechtskrankheiten (STI) testen lassen.

Als wir fragen, ob jemand mit uns sprechen will, reagieren alle sehr zurückhaltend. Nur eine Frau ist bereit, mit uns zu reden und das nur anonym. Wir nennen sie Julia. Sie ist Mitte 30 und arbeitet im medizinischen Bereich. Im Beratungszimmer wartet auf sie der Arzt Hans-Joachim Hennig. Als Erstes fragt Hennig das Geburtsdatum und das Geburtsland ab – Julia muss wegen der Anonymität zu keinem Zeitpunkt ehrlich antworten. Sie entscheidet sich auch dafür, ein falsches Geburtsdatum anzugeben.

Ungeschützter Sex nur nach STI-Tests

Julia ist hier, weil sie in einer neuen Beziehung ist. "Für mich ist es klar: Vor jeder neuen Partnerschaft lässt man sich einmal testen. Ich erwarte das von meinem Partner und erwarte das auch von mir." Sie habe kurz überlegt, sich online ein Testkit zu bestellen. "Aber ehrlich gesagt finde ich es so einfach, hierher zu gehen, wenn man in München wohnt. Hier bin ich sicher, dass am Ende die Testergebnisse richtig sind."

Auch wenn Julia mit keiner Ansteckung rechnet, entscheidet sie sich zusammen mit dem Arzt für HIV und Syphilis per Blutuntersuchung, zusätzlich Gonorrhö und Chlamydien mit einem vaginalen Abstrich, den die Frau selbst durchführt. Nach etwa einer Viertelstunde ist Julia fertig.

Beratungsstelle kurzzeitig wegen Überfüllung geschlossen

Zu diesem Zeitpunkt haben schon 37 Menschen eine Nummer gezogen und warten darauf, dranzukommen. Der Warteschlangenautomat wurde deshalb bereits gestoppt. Es sind zu viele da, um alle beraten zu können. Hier zeigt sich: Die Nachfrage nach anonymen und kostenfreien Beratungen steigt. Dieses Jahr sind bereits bis Ende November schon 18.000 Personen beraten worden.

Anonymität besonders wichtig

"Wir stellen fest, dass es für viele einfach eine Chance ist, sich hier anonym testen zu lassen", erklärt Beatrix Zurek, die Gesundheitsreferentin der Stadt München. Zu dieser Abteilung gehört auch die STI-Beratung. Zurek betont, dass Testungen auf Geschlechtskrankheiten wichtig seien. Das müsse zur regelmäßigen Gewohnheit der Menschen werden, fordert Zurek.

Die Zahlen bestätigen das: Es gibt viele Fälle von Geschlechtskrankheiten in Bayern. Insgesamt leben in Bayern Schätzungen zufolge etwa 11.400 Menschen mit einer HIV-Diagnose.

Große Verunsicherung bei Klientinnen und Klienten

"Es kommen viele zu uns, die sichtlich beunruhigt sind", erzählt Arzt Hennig. Der Hauptgrund sei die Suche nach Antworten im Internet. Da stehen viele Dinge, die eher verunsichern. "Und da ist ein ganz großes Stück Arbeit, auch die wirklich korrekten Informationen zu geben und damit auch unsere Klientinnen und Klienten wieder zu beruhigen." Die Wahrscheinlichkeit, dass sich jemand mit einer Krankheit angesteckt habe, sei eher unwahrscheinlich.

Eine sehr starke Form der Verunsicherung sei die sogenannte AIDS-Angst, erzählt Hennig, also die übersteigerte Angst, sich mit HIV angesteckt zu haben. "Da gibt es Menschen, die immer wieder zum Test kommen und sich testen lassen, obwohl der Test jedes Mal negativ war und das Ereignis schon lange her ist."

Niemand wird verurteilt

"Wir sind hier überhaupt nicht wertend oder moralisierend. Meine Beobachtung ist, dass das Leben einfach so ist, dass es zum Beispiel auch mal zu sexuellen Kontakten außerhalb einer festen Beziehung kommt", sagt Hennig. Dann sei die Beratungsstelle da, um zumindest zu klären, ob eine Infektion zustande gekommen ist.

Eine Woche später sind die Ergebnisse von Julia da: Alle Tests sind negativ. Wer durch einen Test in der Münchner STI-Beratung ein positives Ergebnis bekommt, kann dort weiter beraten werden. Für die Behandlung muss die Person in den meisten Fällen allerdings zu einem niedergelassenen Arzt gehen.

Informationen, wie man sich gegen eine Ansteckung mit Geschlechtskrankheiten schützen kann, gibt es beim Bundesgesundheitsministerium (externer Link).

Auf den Spuren der AIDS-Krise

Zum Weltaidstag erscheint die Reportage "Y History: AIDS und die 80er" in der ARD Mediathek und beleuchtet persönliche Schicksale, politische Kämpfe und den unerschütterlichen Mut der queeren Community. Eine Reise in die Vergangenheit, die zeigt, welche Spuren die Achtziger bis heute hinterlassen.

"Y-History: AIDS und die 80er – Wie starb mein Onkel Fred?“ (Autor: Phillip Syvarth) ist eine Produktion von Dokness im Auftrag von Radio Bremen (Redaktion Michaela Herold) und BR (Redaktion Mike Lingenfelser) für die ARD Mediathek 2025.

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