Brotlaibe in einem Regal (Symbolbild)
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Volle Auftragsbücher, zufriedene Kunden: Eigentlich läuft alles bei der Familienbäckerei Beck in Zirndorf. Doch was fehlt, ist das Personal.

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Familienbäckerei schöpft neue Hoffnung

Familienbäckerei schöpft neue Hoffnung

Viele Betriebe suchen händeringend Personal. So auch die Familienbäckerei Beck im fränkischen Zirndorf. Die Schließung Ende September war schon zum Greifen nah. Doch nun könnte sich die Personalsituation entspannen.

Über dieses Thema berichtet: BAYERN 1 am Nachmittag am .

In der Backstube der Familienbäckerei Beck in Zirndorf herrscht Hochbetrieb: Während die einen Backwaren in den Ofen müssen, werden andere schon wieder eilig in die Kühlung gebracht. Backschüsseln, Mehlsäcke, eimerweise Nüsse und andere Zutaten stehen parat, um in süße Köstlichkeiten verarbeitet zu werden. Die Auftragslage ist enorm. Und doch hat die Sache einen Haken: Es gibt nur einen Mann, der sich um das alles kümmert: Inhaber Matthias Beck.

Ein Bäckergeselle als Rettung

Der 51 Jahre alte Bäckermeister steht seit mehreren Jahrzehnten in der Backstube. Völlig überlastet wollte er Ende September schließen. Doch nun keimt Hoffnung. Zwar habe ein Bäcker, der zum Probearbeiten am Samstag kommen wollte, noch kurzfristig am Freitagabend abgesagt, doch gebe es weitere Interessenten, erzählt Beck. Ende Oktober – wenn alles klappt – könnte ein Bäckergeselle bei ihm anfangen. "Er stand plötzlich im Laden und erkundigte sich nach dem Job", freut sich Beck. Ein Vertrag ist allerdings noch nicht unterzeichnet.

Den Verkauf im Laden schmeißt Mutter Ingrid. Sie soll bereits am Dienstag Unterstützung bekommen. "Die Dame ist zur Probe da", ergänzt Beck - und man hört die Hoffnung, dass das Bäckereigeschäft weitergehen könnte.

Inhaber an der Belastungsgrenze

Zwei, wenn nicht drei Gesellen oder auch Konditoren könnte Beck locker einstellen, meint er. Die Auftragsbücher sind voll. 80, 90 manchmal auch 100 Stunden arbeitet der 51-Jährige pro Woche in der Bäckerei. "Und dann kommt auch noch der Papierkram dazu, der immer mehr wird", so Beck. Ein Pensum, das er auf Dauer nicht durchhält.

Schon mehrfach habe er versucht, Personal anzuwerben. Mit Plakat-Aktionen, Nachrichten in diversen WhatsApp-Gruppen, auch die Zeitung hatte Matthias Beck bereits eingeschaltet, allerdings ohne Erfolg. Nach einem Artikel in den Fürther Nachrichten hätten sich vier Interessenten gemeldet. Am Ende stand Beck aber wieder allein in der Backstube. Zwei Bewerber seien gar nicht erst zum Vorstellungsgespräch erschienen, ein weiterer habe das Probearbeiten geschwänzt und der Vierte habe eine Arbeitsstelle in der Nähe seines Wohnortes gefunden. "Acht Minuten zu Fuß statt einer halben Stunde mit dem Auto, da hat man dann keine Chance", sagt Beck.

Immer weniger Bäckereien

Das Bäckerhandwerk musste in den vergangenen Jahren schwer federn lassen: Allein im Jahr 2023 haben in Deutschland 365 Bäckereien den Betrieb eingestellt, listet der Zentralverband des Deutschen Bäckereihandwerks auf. Auch die Zahl der Beschäftigten ist in den vergangenen Jahren stetig gesunken.

Im vergangenen Jahr waren es mit 235.000 bundesweit rund 3.200 weniger als noch 2022. Und auch die Zahl der Bäckerlehrlinge nimmt kontinuierlich ab: Waren es im Jahr 2022 noch 10.846, sank die Zahl der Auszubildenden im vergangenen Jahr um gut acht Prozent auf 9.977.

Bürokratische Hürden für qualifizierte Geflüchtete

Von einer Mitarbeiterin des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (BAMF) in Nürnberg, die Matthias Beck kennt, habe er erfahren, ihr würden gleich mehrere geflüchtete Bäcker einfallen, die gerne arbeiten würden, es aber noch nicht dürften. "Mittlerweile sind die eh wieder weg", erzählt Beck.

Er sieht im bürokratischen Umgang mit Geflüchteten ein großes Problem, sowohl für die Menschen selbst als auch für den Arbeitsmarkt: "Wenn Geflüchtete hierherkommen, dann wird in den ersten ein bis zwei Wochen entschieden, wo sie später einmal hinkommen. Und ihre Arbeitsgenehmigung bekommen sie erst, wenn das Asylverfahren durch ist. Das ist ein großes Problem", sagt Beck. "Dann sind die Fachkräfte in den Landkreisen, wo sie nicht arbeiten können, weil sie nichts finden. Und in den Nachbarlandkreisen, wo sie arbeiten könnten, dürfen sie es dann wiederum nicht."

Bäcker will Hoffnung nicht aufgeben

Auch wenn es derzeit schwierig ist in der Familienbäckerei mit der fast 70 Jahre alten Geschichte, keimt nun Hoffnung für die Zukunft der Becks im Landkreis Fürth. Wenn der Geselle tatsächlich Ende Oktober anfängt, will Matthias Beck eine junge Auszubildende aus einem anderen Betrieb übernehmen. Die angehende Konditorin würde gerne zu ihm wechseln. Dann hätte Beck zwei Arbeitskräfte mehr. "Dann ist der Betrieb aus der Intensivstation raus", lacht Beck. Weitere Bewerber sind ihm willkommen.

Mitte Oktober gönnt sich Beck erst mal zwei Wochen Betriebsurlaub und fährt weg. Danach, hofft er, kann sein Betrieb in die Zukunft starten.

Bildrechte: BR/Florian Deglmann
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Volle Auftragsbücher, zufriedene Kunden: Eigentlich läuft es bei der Familienbäckerei Beck in Zirndorf. Doch was fehlt ist Personal.

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