München hat eine besondere Anziehungskraft - kein Zufall, glaubt Christopher Weidner. München sei auf Basis einer heiligen Geometrie erbaut.
Ihr ganz persönlicher Seelenort ist gleich eine ganze Landschaft, sagt die Vorsitzende des katholischen Kreisbildungswerks Christine Sontheim aus Garmisch-Patenkirchen. Mit einer Wandergruppe ist sie auf dem Franziskusweg im Loisachtal unterwegs. "Diese Weite, diese Tiefe vom Loisachtal ist gewaltig", sagt sie, "hier geht mir das Herz auf." Im Loisachtal spüre sie eine enorme Kraft und Lebendigkeit, aber auch eine Mystik und Göttliches durchdringe sie hier durch und durch.
Seelenort Höhle: "die Seele wird weit"
Was bei Christine Sontheim die Weite der Landschaft bewirkt, empfindet der Franziskaner Bruder Georg, wenn er in die Dunkelheit einer der Höhlen bei Verlburg in der Oberpfalz vordringt. Seit 45 Jahren lebt er im Kloster Dietfurt im Altmühltal, doch selbst dort ist es ihm oft zu trubelig, darum geht er zum Meditieren gerne in Höhlen. In der Stille des Berges findet er Ruhe und die Nähe zu Gott. Über 40 Höhlen kennt der 66-Jährige, für ihn "pure Seelenorte". "Wer die Kraft der Höhle kennt, dem wird die Welt zum Kloster", sagt Bruder Georg. Seine Seele werde hier unten in der Dunkelheit weit, er spüre die Anwesenheit Gottes "zu 100 Prozent."
Mitten in München: "Da geht mir gleich das Herz auf"
Bobbi Cermak-Prause hingegen hat ihren Seelenort am Sendlinger Tor, mitten in der Münchner Innenstadt: In fünfter Generation betreibt sie mit ihrer Familie einen Kiosk. Sie selbst ist nahe dem Stadttor aufgewachsen. Für sie ein Kraftort, weil sie hier viel Wärme und Vertrauen empfindet und sich immer gleich wohlfühlt: "Das ist so ein Anziehungspunkt, wenn ich Sendlinger Tor höre, dann geht mir gleich das Herz auf", sagt Bobbi Cermak-Prause.
Kein Zufall, sagt Stadtführer Christopher Weidner. Dass München auf Einheimische, Zugezogene wie Touristen eine Anziehungskraft hat, hängt für ihn auch mit dem Ursprung der Stadt zusammen, als es um die Stadtgründung Münchens im Jahr 1158 ging: "Heinrich der Löwe hat offensichtlich nicht irgendwie geplant, sondern auf der Basis der heiligen Geometrie."
Er habe "heilige Zahlen", also Zahlen mit einer besonderen Bedeutung in den Stadtplan eingewoben, so Weidner. Misst man Radien und Distanzen, tauchen überall in München die "Sieben" für das Göttliche oder die "Zwölf" auf. Diese stehe für das Universum, den Kosmos, die zwölf Apostel oder die zwölf Tierkreiszeichen", erklärt Stadtführer Christopher Weidner. Also kein Zufall, dass das Sendlinger Tor, das Kioskbetreiberin Cermarek-Prause als Kraftort bezeichnet, genau auf einem dieser "heiligen Radien" liegt?
Das Elternhaus als Seelenort: "Das Haus hat eine eigene Seele"
Kraftorte, Seelenorte oder ganze Seelenlandschaften: Sie sind überall dort, wo Orte bei Menschen etwas auslösen. Die Künstlerin Ayla Gingsberg versucht mit ihrer Kunst die Seele eines Ortes einzufangen. Ihr persönlicher Seelenort ist für sie ihr "Hexenhaus", wie sie es liebevoll nennt, das Elternhaus in Garmisch-Patenkirchen, in das sie nach dem viel zu frühen Tod ihrer Mutter wieder eingezogen ist. Das Haus ist ihr Ruheort, hier kann sie Wurzeln schlagen, sich erden und vor allem: "Für mich ist es, als hätte es eine eigene Seele, es ist ein Ort, der uns beschützt und meine Mama ist jeden Tag mit mir hier."
Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.
Sie interessieren sich für Themen rund um Religion, Kirche, Spiritualität und ethische Fragestellungen? Dann abonnieren Sie unseren Newsletter. Jeden Freitag die wichtigsten Meldungen der Woche direkt in Ihr Postfach. Hier geht's zur Anmeldung.