Am Hausberg in Garmisch-Partenkirchen läuft seit Mitte Dezember die neue Kreuzwankl-Sesselbahn. Während Kritiker fragen, ob Investitionen in den Wintersport im Zeichen des Klimawandels noch zeitgemäß sind, feiern Wintersportler, Verantwortliche und Technikfans die neue Anlage. Zwischen Tradition, Umweltauflagen und Zukunftsfragen zeigt sich hier exemplarisch, wohin sich der alpine Wintersport bewegt.
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Ein großer Tag für den Hausberg
Es ist ein besonderer Moment für Garmisch-Partenkirchen. Nach nur sechs Monaten Bauzeit ist Mitte Dezember die neue Kreuzwankl-Sesselbahn in Betrieb gegangen. Die moderne Achter-Sesselbahn ersetzt den alten sogenannten Kreuzwankl-Ski-Express aus dem Jahr 1997 und gilt als technisches Herzstück des Wintersportgebiets am Hausberg.
Die ersten Fahrgäste zeigen sich begeistert. Florian Wörndle beschreibt seine Premiere so: "Wir haben das erste Erlebnis gerade hinter uns, eine Riesensache, das freut uns für den kommenden Winter!" Die ersten Fahrgäste loben den Komfort. Ingrid Wörner aus Garmisch-Partenkirchen findet, der Bau habe sich "auf alle Fälle gelohnt", der "Ausstieg ist besser, Einstieg ist besser, alles gut!"
Mehr Komfort, weniger Wartezeit
Mit der neuen Bahn können nun bis zu 3.400 Wintersportler pro Stunde befördert werden – rund 400 mehr als zuvor. Das merken auch die Gäste: "Davor war öfter ein Stau unten, jetzt ist es natürlich bequemer", so Erwin Ehlers aus Grainau. Er kritisiert aber, der neue Einstieg sei tiefer und damit etwas gewöhnungsbedürftig.
Für die Gemeinde Garmisch-Partenkirchen hat der Neubau eine besondere Bedeutung. Bürgermeisterin Elisabeth Koch (CSU) verbindet den Lift mit ihrer persönlichen Lebensgeschichte: "Der Kreuzwankl war schon immer die Drehscheibe im Classic-Gebiet. Dass ich diesen neuen Lift eröffnen darf, ist wunderbar für mich."
Bauen am Berg – eine logistische Herausforderung
Der Bau der neuen Bahn war anspruchsvoll. Schwere Fahrzeuge durften aus Naturschutzgründen nicht überall eingesetzt werden, Teile der Anlage mussten mithilfe von Hubschrauber-Flügen montiert werden. Der Projektverantwortliche Karl Dirnhofer von der Bayerischen Zugspitzbahn hat die Fäden zusammengehalten: "Bestimmte Stützen durften wir nicht anfahren, damit vom Naturschutz aus kein Schaden entsteht." Diese Stützen wurden dann eben eingeflogen.
Besonders spektakulär war die Montage der tonnenschweren Stahlträger an der Bergstation. Millimeterarbeit war gefragt – für Sicherheit und Präzision.
Umweltauflagen und Kritik
Dem Neubau ging ein dreijähriges Genehmigungsverfahren voraus, inklusive der Umweltverträglichkeitsprüfung. Dabei spielte auch ein streng geschützter Schmetterling eine Rolle: der Blauschimmernde Feuerfalter. "Der liebt diese freien Flächen und kann auch nur da leben", erklärt Dirnhofer. Das regelmäßige Mähen der Almwiesen sei entscheidend, um seinen Lebensraum zu erhalten.
Naturschutzverbände sehen den Neubau dennoch kritisch. Martin Schneyder vom Bund Naturschutz sagt: "18 Millionen Euro in ein Skigebiet zwischen 1.300 und 1.500 Metern Meereshöhe zu investieren, das nur noch mit Kunstschnee funktioniert – da stellt sich die Frage, ob das eine gute Investition ist." Er selbst kommt zur Bewertung, das Geld sei dafür falsch investiert.
Tradition trifft Moderne
Der Kreuzwankl als Garmisch-Partenkirchens Hausberg gehört zu den ersten Skigebieten in Deutschland. Er gilt als Wiege des deutschen Skisports. 1936 fanden am benachbarten Kreuzeck olympische Wettbewerbe statt. Schon 1937 stand hier der erste lange Schlepplift Europas, 1960/61 wurde am Kreuzwankl der erste Einer-Sessel-Lift gebaut.
Technik, Tests und ein Blick nach vorn
Nach umfangreichen Tests und Abnahmen läuft die neue Anlage nun digital überwacht. Für die Betreiber ist klar: Trotz Klimawandels soll der Wintersport am Hausberg Zukunft haben. Der Vorstand der Zugspitzbahn Anton Huber ist überzeugt: "Wir sind uns 100 Prozent sicher, dass wir hier auch noch in 25 Jahren Skibetrieb haben werden."
Ob diese Prognose aufgeht, wird die Zeit zeigen. Sicher ist: Die neue Kreuzwankl-Sesselbahn ist derzeit die modernste Anlage zur Beförderung von Wintersportlern in den deutschen Alpen.
Im Audio: Neuer Kreuzwankl-Achter-Sessellift für 18 Millionen Euro
Die neue Kreuzwankl-Achter-Sesselbahn bei Garmisch-Partenkirchen begeistert Wintersportler und Technikfans; aber es gibt auch Kritik.
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