Aufnahme von der Verlegung der Stolpersteine.
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Ofer Heinman wird bei der Verlegung der Stolpersteine von seinen Gefühlen übermannt.
Bildrechte: BR/Margit Ringer
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Ofer Heinman wird bei der Verlegung der Stolpersteine von seinen Gefühlen übermannt.

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Sohn ermordeter Juden bekommt Paket von Eltern - nach 82 Jahren

Sohn ermordeter Juden bekommt Paket von Eltern - nach 82 Jahren

Post verspätet sich schon mal. Ein Paket aus Weiden hat allerdings erst nach 82 Jahren seinen Adressaten erreicht - in Israel. Für die Frau, die es gepackt hat, ist nun in Weiden ein Stolperstein verlegt worden.

Über dieses Thema berichtet: Abendschau - Der Süden am .

Die Geschichte beginnt mit einer einfachen Pappschachtel, eingewickelt in gewöhnliches Packpapier. Elise Heimann hat sie gefüllt mit Familienfotos, Dokumenten und Zeugnissen. Das war im Jahr 1942. Kurz darauf kam die Gestapo und deportierte sie und ihren Mann Max in ein Konzentrationslager. Adressiert ist das Paket an die Kinder der beiden, die sie kurz zuvor außer Landes geschafft hatten. Tochter Käthe kam in England unter, für Sohn Theo ergatterten die Eltern die letzte Fahrkarte für ein Flüchtlingsschiff einer jüdischen Organisation. Er wurde als 13-Jähriger allein losgeschickt, mit dem Versprechen der Eltern: "Wir kommen nach." Sie konnten es nicht halten: Elise und Max Heimann wurden 1942 im KZ ermordet.

Post von den Eltern nach 82 Jahren

Das Paket ging jahrzehntelang ungeöffnet durch viele Hände und landete irgendwann beim Verein für christlich-jüdische Zusammenarbeit in Weiden auf einem Dachboden - bis Journalistin Christine Ascherl die Familiengeschichte der Heimanns für ein Buch recherchierte. Tatsächlich gelang es ihr, den Sohn der Heimanns in Israel ausfindig zu machen.

Der junge Ankömmling ist jetzt 99 Jahre alt. Er wurde umbenannt und heißt jetzt nicht mehr Theo Heimann, sondern Daniel Heiman. In Israel kennt man ihn als Kibbuz-Gründer und einen der ältesten Studenten des Landes. Als Christine Ascherl ihm vor einem Jahr - mitten im heißen Nahostkonflikt - das ungeöffnete Paket überreichte, war die Freude groß. "Er hat die Dokumente regelrecht herausgezupft und sofort erklärt, wer auf den Fotos ist", erzählt sie. Mehrmals wiederholt der damals 98-Jährige: "Das passiert auch nicht jedem, dass er nach 82 Jahren noch Post von seinen Eltern bekommt."

Bildrechte: Privat/Christine Ascherl
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Das Paket vor der Übergabe

Die Verfasserin des Pakets, Mutter Elise Heimann, hat in Weiden nun einen "Stolperstein" zum Gedenken bekommen. "Wir geben ihr symbolisch ihren Platz in Weiden zurück", sagte Oberbürgermeister Jens Meyer am Dienstag bei der Verlegung in der Dr. Seeling-Straße. Hier ist sie als Tochter eines Weidener Glasfabrikanten aufgewachsen. Den goldenen Erinnerungsstein lassen Enkel Ofer Heiman und die Ur-Enkel aus Israel und den USA in den Gehweg ein.

Paket wird in Yad Vashem aufbewahrt

Die Zeremonie ist emotional für die Nachfahren, es fließen viele Tränen. "Dieser kleine Stein bedeutet uns so viel", sagt Ofer Heimann. "Ich hoffe, er ist ein gutes Zeichen für Frieden", sagt der 73-Jährige. Seine Gefühle überwältigen ihn. Fast live, über Telefon und Fotos, ist auch sein Vater, der 99-Jährige Daniel Heiman in Israel dabei bei der Stolpersteinverlegung in der Oberpfalz. Er wäre gerne gekommen, konnte die Reise aber aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr antreten.

Sein außergewöhnliches Paket sei inzwischen an einem sicheren Ort, sagt Enkel Haggai Heiman. Die Familie hat es an die Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem gegeben, um es zu konservieren. Haggai Heiman erzählt: Die Dokumente haben die Nachfahren abfotografiert und bewahren sie so als Buch auf.

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