Passaus Bischof Stefan Oster hat in einem am Freitag veröffentlichten Video-Statement (externer Link) zur Deeskalation im Streit um den Pfarrer aus Hauzenberg aufgerufen. Er bat um Abkühlung von Emotionen und um Nüchternheit. Die 12.000 Einwohner-Stadt Hauzenberg im Landkreis Passau ist in der Sache gespalten.
Kritiker des Pfarrers laut Bischof gemobbt und bedroht
Oster zeigte sich geschockt darüber, dass es in bestimmten Gesprächen und Kommentaren keine zweite Meinung über das positive Wirken des Pfarrers geben dürfe, dass die Erzählung in Hauzenberg laute: Einige wenige Personen hätten den Pfarrer beim Bischof hingehängt und seien die eigentlichen Schuldigen.
"Viele, die sich kritisch positionieren, erleben sich ausgegrenzt oder gemobbt, bis hin zu konkreten Drohszenarien." Diese Menschen seien weder "feige Denunzianten noch böswillige Neider", sondern Menschen, die in Sorge für Kinder und Jugendliche gewesen seien, sagte der Bischof. Er rief dazu auf, im christlichen Geist miteinander zu sprechen und zu versuchen, das Gegenüber zu verstehen.
Schutzkonzept in Hauzenberg gescheitert
Außerdem kündigte Oster an, alsbald Personen in den Pfarrverband zu schicken, die von außen kommen und einen Prozess der Aufarbeitung begleiten. Auch er stünde für Gespräche bereit. Es habe ihm schon seit Tagen "unter den Nägeln" gebrannt, sich öffentlich zu den Vorgängen zu äußern. Viele Dingen rund um den Vorgang seien aber vertraulich und nicht für die Öffentlichkeit bestimmt.
Erstmals sprach Oster in seinem Video-Statement auch davon, dass die Präventionsstelle des Bistums Passau im Spätsommer 2024 ein Schutzkonzept in der Pfarrei Hauzenberg einrichten wollte. Das sei aber nicht zustande gekommen, "weil - so meine Mitarbeiter - die Leitungsperson kompromittiert sei", so Oster. Es habe damals keine Atmosphäre von Vertrauen aufgebaut werden können.
Seit Weihnachten 2024 habe sich die Situation weiter zugespitzt. Dann sei auch mehrfach mit dem betroffenen Pfarrer gesprochen worden – unter anderem sei es um seine finanzielle Versorgung während der Zeit seines Ausstiegs gegangen. Der Pfarrer habe dann im März erstmals selbst angeboten, sich aus der Gemeinde zurückziehen zu wollen. "Von ihm selbst kam das Wort 'Resignation auf den Pfarrverband'", so Oster.
Zwei Präventionsgremien empfehlen Absetzung
Hauzenbergs Pfarrer war am vergangenen Montag vom Bischof suspendiert worden. Der Grund: mutmaßliches Fehlverhalten in der Jugendarbeit. Der Pfarrer soll Minderjährigen Alkohol besorgt und mit ihnen exzessiv gefeiert haben. Es geht unter anderem um angebliche Trink-Gelage – unter anderem auf Hüttenausflügen.
Der Bischof setzte den Pfarrer auf Empfehlung zweier Präventions-Gremien ab. Seitdem bekunden Tausende Hauzenberger ihre Solidarität mit dem Geistlichen. 80 Ministranten sind aufgrund dessen zurückgetreten, knapp 60 Menschen aus der Katholischen Kirche ausgetreten.
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