Marshmallow-Grillen an einer Feuerstelle im Spessart
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Noch immer ist unklar, ob der Spessart künftig eine Biosphärenregion wird.

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Streit ums Holz: Kommt die Biosphärenregion Spessart?

Streit ums Holz: Kommt die Biosphärenregion Spessart?

Noch immer ist unklar, ob der Spessart künftig eine Biosphärenregion wird. Die Mehrheit der Kommunen hat sich zwar bereits dafür ausgesprochen. Doch die Abstimmungen laufen noch – und es gibt Gegenwind: Die Holzrechtler halten nichts von den Plänen.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Mainfranken am .

Ein Schatten liegt über den idyllischen Tälern, den tiefen Wäldern und weiten Streuobstwiesen des Spessarts. Es ist der Schatten einer Idee, an der sich die Gemüter erhitzen. Sie trägt den Namen Biosphärenregion. Die Mehrheit der Kommunen hat bereits pro Biosphäre gestimmt. Die Abstimmungen laufen aber noch. Und es gibt nicht nur Befürworter. Es wäre die 18. UNESCO-Biosphärenregion in Deutschland.

Wird der Spessart zur Biosphärenregion?

Viele Bürger – auch Naturschutz- und Tourismusverbände, Bildungsträger sowie einige Gastronomen und Hoteliers – erhoffen sich wichtige Impulse von einer UNESCO-Modellregion. Und auch Sabine Sitter (CSU), Alexander Legler (CSU) und Jens Marco Scherf (Grüne) – Landräte in den Kreisen Main-Spessart, Aschaffenburg und Miltenberg – sowie Aschaffenburgs Oberbürgermeister Jürgen Herzing (SPD) hoffen, dass es zu dem Projekt kommen wird. Ihr Ziel: Die Region im Dreiländereck Bayern-Hessen-Baden-Württemberg zukunftssicher aufzustellen.

Projekt muss Rückhalt in der Bevölkerung haben

Gemeinsam hatten sie eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben, die dem Spessart auch gute Chancen bescheinigt, die Kriterien der UNESCO zu erfüllen. Sie wollen das Projekt aber nur vorantreiben, wenn dies die Mehrheit der Menschen in der Region auch möchte. 104 Kommunen, einige in Verwaltungsgemeinschaften zusammengeschlossen, stimmen darüber ab.

Bisher haben 45 Kommunen pro Biosphäre gestimmt und 18 dagegen. 19 betroffene Kommunen haben noch keinen Beschluss gefasst. Die Abstimmungen können sich bis ins kommende Jahr hinziehen. Bislang hat keine der 17 UNESCO-Biosphärenregionen in Deutschland ihr Siegel zurückgegeben. Warum also die hitzige Debatte im Spessart? Sie hat mit einem jahrhundertealten Recht zu tun, das es so nur in der Region gibt.

Die Angst der "Holzrechtler"

Im Wald bei Weibersbrunn im Hoch-Spessart machen Dennis Roth und seine Familie traditionell Brennholz, dreimal im Jahr. Kostenlos dürfen sie das Holz für den Eigenbedarf entnehmen, das Mitarbeiter des Forstbetriebs auf dem Waldboden liegenlassen. Die sogenannten Spessartforstrechte gelten für 28 Gemeinden im Hochspessart. Laut Staatsregierung ist wegen der hohen Energiekosten die Zahl derer gestiegen, die die Forstrechte aktiv nutzen. Dennis Roth erklärt: "Wärmepumpen kann sich nicht jeder leisten. Und da bleibt für uns nur die Wahl zwischen Holz oder Öl. Durch das Rechtlerholz, das natürlich kostenlos ist, weil wir die Rechte haben, nehmen wir natürlich das." Sollte der Spessart eine Biosphärenregion werden, fürchten die Holzrechtler die sogenannte Kernzone, in der der Mensch nicht in die Natur eingreifen soll.

Aschaffenburgs Landrat Alexander Legler versucht diese Angst zu entkräften: "Wir haben immer deutlich gemacht, seitens der Landräte, seitens des Oberbürgermeisters, dass die Holzrechte auch in einer Biosphäre gewahrt bleiben müssen, unangetastet bleiben, dass die Holzrechtler auch weiter ihr Holz machen können. Das war für uns immer oberste Prämisse. Eine Einschränkung der Holzrechte wird es mit uns nicht geben."

Was ist eine UNESCO-Biosphärenregion?

Eine Biosphärenregion, auch Biosphärenreservat genannt, ist kein klassisches Naturschutzgebiet, wie etwa ein Nationalpark. Sie gliedert sich in drei Zonen. Über die drei Prozent große Kernzone wird am hitzigsten gestritten. Sollte die Biosphärenregion Spessart so wie geplant auf einer Fläche von insgesamt 170.000 Hektar umgesetzt werden, wären das 5.000 Hektar unter Totalschutz. Dort soll die Natur sich selbst überlassen bleiben – zu Forschungszwecken in Sachen Artenvielfalt und Klimawandel. Auf den übrigen 97 Prozent der Fläche, in der Pflege- und Entwicklungszone, stehen der Mensch und sein Wirken im Mittelpunkt. Hier soll er nicht eingeschränkt, sondern dazu angeregt werden, nachhaltige Projekte umzusetzen – in ökologischer, wirtschaftlicher und sozialer Hinsicht.

Im Video: Angst ums Spessart-Holz - Dieser Plan spaltet die Region

Streitthema Biosphärenregion Spessart
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