Größere und kleinere Steine liegen in einem Vorgarten.
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Schottergärten führen zu Streit: Kommunen fühlen sich alleingelassen.

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Streitpunkt Schottergärten: Reichen kommunale Lösungen?

Streitpunkt Schottergärten: Reichen kommunale Lösungen?

Schottergärten tragen zur Versiegelung und zu steigenden Temperaturen bei. Darum ermöglicht Bayern den Kommunen, neue Schottergärten zu verbieten. Mit dem Thema fühlen sich Kommunen alleingelassen, kritisieren sie im BR-Politikmagazin "Kontrovers".

Über dieses Thema berichtet: Kontrovers am .

Sie sind in vielen Orten Bayerns umstritten, nahezu jeder scheint eine Meinung zu ihnen zu haben: Schottergärten sind ein Aufreger-Thema. Für die einen sind sie vor allem praktisch, unkompliziert und schick – andere hingegen sehen in den steinigen Schottergärten einen Mangel an Geschmack und ein Problem für Tiere und Pflanzen. Die Gestaltung des eigenen Vorgartens ist nicht nur unter Nachbarn zum Politikum geworden, sondern beschäftigt tatsächlich auch Politiker in Bayern.

Seit 2021: Kommunen dürfen Schottergärten verbieten

Der Freistaat ermöglicht Kommunen rechtlich schon seit der Reform der Bayerischen Bauordnung vom Februar 2021, reine Schottergärten zu verbieten. Denn solche Gärten tragen wie Betonflächen zur Flächenversiegelung und somit zu steigenden Temperaturen bei. Die Folgen dessen sind für Natur und Mensch spürbar. Auch Bayern kämpft zunehmend mit großer Hitze und hohen Temperaturen. Im Freistaat wird es immer heißer: Die Zahl der Hitzetage mit einer Tageshöchsttemperatur von mehr als 30 Grad Celsius hat sich seit den 1950er Jahren in Bayern verdreifacht.

Streit um die Gartengestaltung auch im Rathaus

Doch so aufgeladen, wie das Thema unter Nachbarn diskutiert wird, so geht es auch in den Rathäusern weiter. Bayernweit gibt oder gab es Streit um die Schottergärten: Erlangen, Würzburg, München. Und jüngst auch im oberbayerischen Penzberg: Hier wollte man im Rathaus versuchen, das Problem um die Flächenversiegelung und den Hitzestau, den Schottergärten mit sich bringen, kommunal zu lösen.

Ein Jahr lang haben die Fraktionen im Penzberger Voralpenland verhandelt. Die Idee - von den Fraktionen der Grünen und von "Penzberg Miteinander" angestoßen - war, dass eine neue Frei-Flächen-Gestaltungssatzung Schottergärten und betonversiegelte Flächen künftig aus dem Stadtbild verdrängen sollte. So wollte die Stadt Penzberg ihren Beitrag dazu leisten, dass sich stauende Hitze durch Flächenversiegelung nicht ein noch größeres Problem wird. Von der Regelung der Satzung wären nach Informationen des BR-Politikmagazins "Kontrovers" auch einige bereits bestehende Gärten betroffen gewesen.

Keine Lösung in Penzberg gefunden

Doch das Ergebnis im Stadtrat Penzbergs war: ernüchternde Unzufriedenheit auf allen Seiten. Denn der lang verhandelte Kompromiss fiel am Ende, nach einem Jahr Diskussion, durch: für Vertreter von SPD und CSU ging die Satzung schlicht zu weit. Für die Fraktionen der Grünen und "Penzberg Miteinander" unverständlich:

"Es werden uns verschiedene Sachen entgegenhalten wie Gängelei. Aber Gängelei gibt es für uns in diesem Zusammenhang nicht. Für uns ist es ein Sieg des Individualismus vor dem Gemeinschaftswohl." Annette Völker-Rasor, Fraktion "Penzberg Miteinander"

Statt eines Schottergarten-Verbots gibt es nun zumindest einen Leitfaden mit Gartenbau-Empfehlungen.

Kontrovers: Hitze in Bayern – Streit um Schottergärten

Gartenzwerg in einem Schottergarten
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Gartenzwerg in einem Schottergarten

Zwischen Freiheit und Verantwortung: Die Fronten sind verhärtet

Die Einbindung eines Schottergartenverbots in die Frei-Flächen-Gestaltungssatzung Penzbergs zeigt, dass es bei der Diskussion um die Schottergärten nicht nur um persönlichen Geschmack geht. Für Eigentümer gehe es, sagt etwa Ulrike Kirchhoff von Haus und Grund, auch um Rechte und Freiheiten auf dem eigenen Grundstück: "Es geht nicht um 'hässlich' oder 'weniger Arbeit', sondern darum, was ich mit meinem Eigentum tun darf."

Naturschützer wie Martin Hänsel vom Bund Naturschutz Bayern hingegen verweisen auf die Verantwortung, die Eigentum mit sich bringe. Hitze und Flächenversiegelung, wie sie derzeit eben auch durch Schottergärten ausgelöst werden, sind für ihn nur der Anfang, wie er "Kontrovers" sagt: "Meine Befürchtung ist, dass dieses Thema größer wird, weil die Menschen immer weniger Zeit haben, sich mit natürlichen Lebensvorgängen, mit Wirkungsgefügen auseinanderzusetzen."

Staatsministerium will sich raushalten

Wie in Penzberg sehen sich auch andere Kommunen mit der Frage konfrontiert, wie sie einerseits die Freiheiten der Bürger nicht beschränken und andererseits ihrer Verantwortung und der Hitzeproblematik nachkommen können.

Sie fühlen sich von der Staatsregierung mit der Suche nach einer Lösung für ein bayernweites Problem im Stich gelassen. Denn in Bayern kann jede Gemeinde selbst festlegen, wie viel Schotter zulässig ist. Es sind aber gerade die Details der kommunalen Bauordnung, die – wie in Penzberg – oft zu keinem zufriedenstellenden Ergebnis führen, wenngleich Handlungsbedarf besteht.

Staatsregierung sieht Verantwortung bei Kommunen

Doch an der Zuständigkeit der Kommunen will das Staatsministerium für Wohnen, Bau und Verkehr nichts ändern. Das Ministerium verweist auf Anfrage von "Kontrovers" auf die Kompetenz und Verantwortung der Kommunen:

"Wir vertreten (…) die Auffassung, dass ortsbezogene Fragen auch am besten vor Ort gelöst werden können." Bayerisches Staatsministerium für Wohnen, Bau und Verkehr am 04.07.2022

Der Bayerische Gemeindetag sieht hingegen in einer landesweiten Lösung die größte Chance und will, dass die Themen der Schottergärten und Flächenversiegelung vom kommunalen Baurecht in das landesweit einheitlich geltende Naturschutzgesetzt überführt werden. Ein baldiges Ende des Schottergartenstreits ist nicht abzusehen – unabhängig davon, wie heiß und trocken es künftig werden könnte.

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