Testkäufe im Supermarkt: So leicht kommen Jugendliche an Alkohol
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Testkäufe im Supermarkt: So leicht kommen Jugendliche an Alkohol

Testkäufe im Supermarkt: So leicht kommen Jugendliche an Alkohol

Wie sehr halten sich Einzelhändler in Bayern an Jugendschutzvorgaben? Um das zu testen, lassen manche Kommunen Jugendliche regelmäßig Alkohol und Tabak kaufen - was diesen häufig gelingt. Doch einige Städte sehen diese Testkäufe kritisch.

Über dieses Thema berichtet: BR24 im Radio am .

In Regensburg kommen Jugendliche ziemlich leicht an hochprozentigen Alkohol. Fast die Hälfte der jugendlichen Testkäufer, die die Stadt losschickte, konnte in Supermärkten, Discountern und Getränkemärkten beispielsweise eine Flasche Schnaps kaufen.

Es könne nicht sein, dass Jugendliche "statistisch gesehen spätestens nach dem dritten Versuch eine Flasche harten Alkohol in der Hand halten", erklärt Bürgermeisterin Astrid Freudenstein.

Die meisten Jugendlichen bekommen Alkohol

In Erlangen gab es eine ähnlich ernüchternde Erkenntnis: Vier von acht Testkäufern, also auch wieder die Hälfte, konnte Wodka kaufen. Und das, obwohl die Verkäufer sich den Ausweis zeigen ließen. In Schweinfurt gaben vor wenigen Wochen zwei von drei Betrieben Spirituosen, Tabak und E-Zigaretten an Jugendliche ab.

Auch in Augsburg finden mehrfach im Jahr Testkäufe statt, zuletzt im September 2022. Ergebnis: Von zwölf getesteten Verkaufsstellen verkauften sieben Alkohol an Jugendliche. In Ingolstadt habe ein Drittel der Einzelhändler gegen den Jugendschutz verstoßen, teilt die Stadt mit.

Juristisch heikel: Einige Städte machen keine Testkäufe

Es gibt aber auch Städte in Bayern, die sich in den vergangenen Jahren bewusst gegen Testkäufe entschieden haben. Bayreuth beispielsweise sieht solche Testkäufe mit Jugendlichen "inzwischen eher kritisch". Ähnliches teilt die Stadt Rosenheim mit: Die Auflagen seien sehr streng, da die Jugendlichen in dem Moment eigentlich eine Straftat begehen.

Auch Landshut hat sich gegen Testkäufe entschieden, weil "ordnungsgemäß vorbereitete Testkäufe viel personelle Kapazitäten und Ressourcen" binden. Würzburg sieht wenig Sinn in Testkäufen, da man nicht enttarnen könne, ob Jugendliche in der Realität gezielt Volljährige für ihre Einkäufe bezahlen.

Sozialministerium befürwortet Testkäufe und gibt Tipps

Das bayerische Sozialministerium befürwortet Testkäufe jedoch grundsätzlich. "Für die Einhaltung der Abgabebestimmungen ist es förderlich, wenn Gewerbetreibende mit versteckten Testkäufen rechnen müssen", schreibt ein Sprecher auf BR-Anfrage. Für die Kommunen gebe es "Empfehlungen für die Durchführung von Testkäufen".

Demnach sollten nur jene Jugendliche Testkäufe machen, die eine Ausbildung im öffentlichen Dienst, am besten im Verwaltungsdienst, machen. Sie sollten geschult und während des Kaufs beispielsweise im Hintergrund von einem Zivilpolizisten begleitet werden. Außerdem müsse den Jugendlichen der Alkohol sofort danach abgenommen werden. Auf diese Weise handele es sich um keinen Gesetzesverstoß.

Zuletzt knapp 2.000 Jugendliche mit Alkoholvergiftung

Wie viele Verstöße es in Bayern insgesamt im Jahr gibt, kann das Bayerische Sozialministerium nicht beziffern. Da für eine Ahndung die Kreisverwaltungsbehörden der Kommunen zuständig seien, lägen entsprechende Zahlen nicht vor.

Allerdings gibt es Zahlen dazu, wie viele Jugendliche mit einer Alkoholvergiftung ins Krankenhaus eingeliefert werden. Im Jahr 2021 waren es laut dem bayerischen Landesamt für Statistik 1.990 Jugendliche im Alter zwischen zehn bis unter 20 Jahren. Die meisten, nämlich 157, kamen aus München. Die wenigsten Alkoholvergiftungen gab es in Rosenheim, dort waren es zwei Jugendliche.

Kommunen setzen auf Prävention statt Strafe

Einzelhändlern, die dabei dabei ertappt werden, dass sie Jugendlichen Alkohol oder Zigaretten verkaufen, drohen Strafen von bis zu 1.000 Euro. Das bestätigten mehrere Städte. Den meisten Kommunen gehe es bei den Testkäufen allerdings nicht um Strafen, sondern um Aufklärung und darum, das Verantwortungsbewusstsein für Jugendschutz zu stärken.

Da es sich um "provozierte" Käufe handle, fließe das auch in die Strafe mit ein, schreibt etwa die Stadt Fürth. Zudem setzen die meisten Städte auf Prävention. Würzburg zum Beispiel veranstaltet alkoholfreie Schülerpartys und gemeinsam mit der Polizei Präventionskampagnen in Schulen.

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