Laut Tierheim-Mitarbeitenden zeigen diese Bilder die im Hausmüll entsorgten Katzen.
Bildrechte: Privat, Collage: BR
Videobeitrag

Laut Tierheim-Mitarbeitenden zeigen diese Bilder im Hausmüll entsorgte Katzen.

Videobeitrag
>

Tote Katzen im Müll? Schwere Vorwürfe gegen Tierheim Ansbach

Tote Katzen im Müll? Schwere Vorwürfe gegen Tierheim Ansbach

Um Kosten zu sparen, sollen im Tierheim Ansbach immer wieder tote Katzen im Hausmüll entsorgt worden sein. Das behaupten mehrere Mitarbeitende. Den zuständigen Ämtern liegen Hinweise dazu vor – und es gibt weitere Anschuldigungen.

Über dieses Thema berichtet: Frankenschau aktuell am .

Es sind schwere Anschuldigungen, mit denen sich mehrere Beschäftigte aus dem Ansbacher Tierheim und eine ehemalige Mitarbeiterin an den Bayerischen Rundfunk gewandt haben: So soll beispielsweise eine Person aus dem Kreis der Tierheimmitarbeitenden durch Vorgesetzte angewiesen worden sein, einen toten Kater zum Müll mitzunehmen. Weiter lautete demnach die Anweisung: "Und dann aber schauen, dass man nicht sieht, dass da eine Katze drin liegt. Also Müll am besten noch auf die Katze drauf tun. Auf jeden Fall aber so, dass man nicht sieht, dass da eine Katze drin ist."

Ehemalige Mitarbeiterin kennt ebenso Vorfälle

Gegenüber BR24 berichten mehrere Personen aus dem Kreis der Tierheimmitarbeitenden von solchen Erfahrungen. Ihre Berichte decken sich mit den Aussagen einer ehemaligen Mitarbeiterin: Anna Eck war etwa ein dreiviertel Jahr als Tierheimleiterin angestellt. Als gelernte Tierarzthelferin war ihr sofort klar, dass Tierkadaver nicht im Müll entsorgt werden können. Sie brachte die Tiere deshalb zum Bauhof. "Und dann wurde ich von dem ersten Vorsitzenden [des Tierheims] angesprochen, dass man das nicht machen darf, weil es eben finanziell zu teuer ist." Laut Anna Eck hieß es weiter, dass man das mit dem Restmüll schon immer so mache und dies auch so bleiben soll.

Vorsitzender vermutet Schmutzkampagne

Im Tierheim kann man sich die Fotos nicht erklären. Günter Pfisterer, der 88 Jahre alt ist und das Heim seit mehr als zwei Jahrzehnten leitet, vermutet eine Schmutzkampagne. "Das ist ein Vorwurf, der einfach nicht zutreffend ist", sagt er. Er habe die Tiere ebenfalls immer über den Bauhof entsorgt. "So kleine Tiere, das kann schon sein, dass da mal was woanders untergebracht worden ist", fügt er hinzu.

Tierkadaver sind "auslaufsicher aufzubewahren"

Anna Eck, die als Tierheimleiterin angestellt war, hatte die Vorfälle immer wieder den zuständigen Ämtern gemeldet, erklärt sie BR24. Da sie nicht locker ließ, so ihre Vermutung, habe der Vorstand sie schließlich im Januar dieses Jahres gekündigt. Auf BR24-Anfrage bestätigen sowohl das Veterinäramt als auch das Ordnungsamt, dass man die Hinweise erhalten habe. Laut dem Landratsamt müsse ein Tierheim Tierkadaver "auslaufsicher aufbewahren". Verstöße gegen dieses sogenannte "Nebenprodukterecht (Tierkörperbeseitigungsrecht)" seien "in der Regel Ordnungswidrigkeiten".

Vorwürfe sind auch der Stadt bekannt

Auch bei der Stadt heißt es, dass die Vorwürfe bekannt seien. Da es sich um ein "laufendes Verfahren" handle, gebe es keine weiteren Auskünfte. Man gehe der Sache aber nach. Die Gruppe der Mitarbeitenden sowie Anna Eck bemängeln allerdings, dass sich trotz dieser Zusicherungen bisher nichts getan habe. Sie fordern eine umfangreiche Aufklärung, denn die Entsorgung der toten Tiere sei nicht der einzige Missstand.

Anweisung: Tier "sterben lassen"?

Sie alle seien davon überzeugt, dass einige der Tiere im Ansbacher Tierheim absolut unzureichend medizinisch versorgt werden würden. Ihren Schilderungen nach dauere es oft Tage, bis akut verletzte oder erkrankte Tiere behandelt werden würden. Oft gebe es lediglich eine "Ferndiagnose" per Foto mit der Tierärztin. Nach Aussage der Mitarbeitenden sei sie die einzige Ansprechpartnerin in Sachen Tiergesundheit. Wenn sie andere Ärztinnen oder Ärzte oder gar Tierkliniken aufsuchten, habe es in der Vergangenheit oft Ärger gegeben. Dennoch, so Anna Eck, habe sie und andere Mitarbeitenden immer wieder Tierheimtiere auf eigene Kosten bei Tierärzten behandeln lassen: "Da wurde ich angesprochen und es wurde gesagt: Sterben lassen. Vor allen Kollegen wurde einfach gesagt, sterben lassen."

Keine Behandlung für verletzte Katzen?

Dem Bayerischen Rundfunk liegen mehrere Fotos von Katzen vor, die äußerlich erkennbare Verletzungen zeigen. Glaubt man den Mitarbeitenden, dann wurden diese Tiere falsch beziehungsweise gar nicht behandelt. Sie alle verstarben demnach nach einigen Tagen. Was genau diesen Katzen fehlt, kann man natürlich im Nachhinein nicht mehr sagen.

"Auf jeden Fall ist es aber so, dass das Tier unermessliche Schmerzen haben muss. Das gehört sofort behandelt." Ilona Wojahn, Präsidentin des bayerischen Landesverbandes des Deutschen Tierschutzbundes

Der BR hat ihr die Bilder der verletzten Tiere vorgelegt. Öffentlich zeigen wollen wir die Bilder nicht. Denn sie lassen möglicherweise Rückschlüsse auf die Hinweisgeber im Tierheim zu.

Richtige Entsorgung wichtig für Seuchenprävention

Die Fotos der entsorgten toten Katzen entsetzen Tierschutzexpertin Ilona Wojahn ebenso: "Ich kann nicht beurteilen, woran die Tiere gestorben sind, was hier für Keime vielleicht auch dabei sind." Um die Verbreitung von Seuchen zu verhindern, sei es aber der einzig richtige Weg, diese Tiere über offizielle Stellen zu entsorgen.

"Wenn es zu teuer ist, soll das Tier lieber sterben"

Im Ansbacher Tierheim höre man immer wieder Aussagen wie: "Das ist nicht so schlimm, das geht schon wieder weg, wird sowieso sterben, müssen wir sowieso einschläfern", schildern die Mitarbeitenden gegenüber BR24. "Sie [die Tiere] werden nach dem Maßstab behandelt: möglichst günstig. Wenn es zu teuer ist, soll das Tier lieber sterben", beschreibt uns eine Person.

Aus dem Tierheim heißt es, dies seien "beleidigende Vorwürfe". Man habe immer großen Aufwand betrieben, um Tiere zu versorgen und zu retten, erklärt Günter Pfisterer. Er ist erschüttert über die Vorwürfe und will gegen diese nun rechtlich vorgehen.

Tierfreunde sollen Tierheim dennoch weiter treu bleiben

Die Gruppe der anonymen Mitarbeitenden wiederum fürchtet sich vor einer Kündigung. Noch größer sei allerdings ihr Wunsch danach, dass die Schuldigen ihre Posten räumen.

"Die Tiere dort haben einfach niemanden, der für sie zuständig ist und auch keine Anwälte." Anna Eck

Keinesfalls, das betonen sie, zielen sie darauf ab, dass das Tierheim keine Spenden mehr erhält. Sie arbeiten gerne dort mit und für die Tiere, doch die Zustände würden sich einfach nicht länger ertragen lassen.

Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!