Blühende Obstbäume stehen hinter einer Plantage vor den schneebedeckten Bergen.
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Die Gästezahlen im Allgäu und dem übrigen Bayerisch-Schwaben haben im vergangenen Jahr deutlich zugelegt.

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Tourismus in Schwaben: Mehr Gäste - aber auch viele Sorgen

Tourismus in Schwaben: Mehr Gäste - aber auch viele Sorgen

Tourismusbetriebe in Schwaben freuen sich über gestiegene Übernachtungszahlen – auch wenn der Anstieg schwächer ausfällt als in anderen Regionen Bayerns. Gleichzeitig gibt es in der Branche eine ganze Reihe von Herausforderungen.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Schwaben am .

Die Gästezahlen im Allgäu und dem übrigen Bayerisch-Schwaben haben im vergangenen Jahr deutlich zugelegt. Die Zahl der Übernachtungen stieg um gut fünfeinhalb Prozent auf 17,1 Millionen. Die Zahlen erreichten damit nahezu das Niveau des Jahres 2019 vor der Corona-Pandemie. Allerdings fiel der Zuwachs nicht so stark aus wie bei den Tourismuszahlen der anderen bayerischen Regionen, etwa Franken oder Oberbayern. Vorgestellt hat die Zahlen der Tourismusverband Allgäu/Bayerisch-Schwaben bei seiner Jahreshauptversammlung in Leipheim.

20 Euro für ein Schnitzel

Trotz der gestiegenen Zahlen plagen Hoteliers und Gastronomen Sorgen. Die Kosten für Energie, Lebensmittel aber auch Personal sind gestiegen. Hinzu kommt, dass die Mehrwertsteuer wieder von sieben auf 19 Prozent angehoben wurde. Nicht immer könnten Gastwirte die höheren Kosten eins zu eins an die Kunden weitergeben. "Sie müssen natürlich abwägen, wann Gäste wegbleiben. Wir haben zum Glück noch keine Schweizer Verhältnisse, aber 20 Euro muss ein Schnitzel heutzutage schon kosten", sagt Bernhard Joachim, der Geschäftsführer des Tourismusverbands.

Ministerin Kaniber betont Bedeutung touristischer Einnahmen

Gleichzeitig ist bei zahlreichen Gemeinden das Geld knapp. Viele stellen sich deshalb die Frage, wie sich touristische Infrastruktur, beispielsweise Wander- und Radwege oder Schwimmbäder, erhalten lassen. Im Gespräch sind neben einer Abgabe, die pro Übernachtung erhoben wird, auch Modelle, die alle miteinbeziehen, die vom Tourismus profitieren – etwa Geschäfte. Dass Geld aus dem Tourismus für viele Städte und Dörfer wichtig ist, machte Staatsministerin Michaela Kaniber deutlich: "Ohne diese Einnahmen fehlt Gemeinden das Geld. Sie können dann oft keine neue Kita bauen, Kulturveranstaltungen abhalten oder Museen aufrechterhalten."

Staatsregierung will Kongresse in die Regionen holen

Kaniber warnte vor dem derzeit viel zitierten Begriff "Overtourism". Es gebe ihn in Bayern nicht, man habe lediglich Spitzenzeiten. Um die Besucherströme künftig besser lenken zu können, plädierte die Staatsministerin dafür, mehr auf Digitalisierung zu setzen. So müssten Urlauber beispielsweise sehen können, ob eine Attraktion an einem bestimmten Tag bereits überlaufen sei oder noch viele Parkplätze frei seien. Das erhöhe auch die Zufriedenheit der Gäste. Bayerns Tourismusministerium hat einen Kongressfonds in Höhe von 25 Millionen Euro aufgelegt. Dieser soll größere Veranstaltungen in die Regionen locken, ähnlich der Tagung der Nobelpreisträger in Lindau. Denn mit 260 Euro pro Tag lässt ein durchschnittlicher Kongressgast viel Geld in der Region.

Ministerin spricht sich für flexiblere Arbeitszeiten aus

Um das Problem des Fachkräftemangels in den Griff zu bekommen, forderte Kaniber, die Arbeitszeiten zu lockern. Statt einer täglichen sollte es eine wöchentliche Höchstarbeitszeit geben, damit etwa Gastwirte ihre Angestellten flexibler als bislang einsetzen können. Für mehr Motivation könne zudem sorgen, Überstunden von der Steuer zu befreien, so die Ministerin.

Wohnungsmangel bremst Tourismusbranche

Getroffen wird die Tourismusbranche auch vom allgemeinen Wohnungsmangel: Oft findet das Personal keine bezahlbare Bleibe. "Bei Hotels gibt es inzwischen immer mehr Mitarbeiterwohnungen. Ich denke, das ist der Weg, den wir gehen müssen", sagt Rita Maria Zinnecker, die Vorsitzende des Tourismusverbands Allgäu/ Bayerisch-Schwaben.

Skiregion muss Klimawandel im Blick behalten

Sorgen bereitet Zinnecker außerdem der Klimawandel. Weil die Winter im Allgäu milder werden, müsse man das Ganzjahresangebot stärken, um die Folgen für die Skiregion abfedern zu können. Trotz aller Probleme gibt es aber Zuversicht für das Tourismusjahr 2024. Denn Umfragen zufolge wollen die Deutschen lieber im Alltag sparen als im Urlaub.

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