Einsatzleiter Markus Schlechtizky-Karmann und Einsatzleiterin Erika Walleitner
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"Weiß nie, was passiert": Unterwegs mit Münchens U-Bahn-Wache

"Weiß nie, was passiert": Unterwegs mit Münchens U-Bahn-Wache

Sie greifen ein, helfen in Notfällen und sorgen so für Sicherheit im Untergrund – die Mitarbeiter der U-Bahnwache. "Kontrovers – Die Story" begleitete ein Wochenende lang ein Team durch die Münchner Innenstadt.

Über dieses Thema berichtet: Kontrovers am .

Erika Walleitner wirft so schnell nichts aus der Bahn. Beleidigungen gehören zu ihrem Berufsalltag, sogar Pfefferspray hat sie schon eingeatmet – unfreiwillig. Die kleine Frau mit dem strengen Pferdeschwanz ist Einsatzleiterin vom Dienst bei der Münchner U-Bahnwache. Und doch gibt es Situationen, die auch Erika Walleitner an ihre Grenzen bringen.

Anzeige wegen Nötigung und Hausverbot gegen Pöbler

Münchner Hauptbahnhof, Untergeschoss. Walleitner und ihr Kollege Markus Schlechtizky-Karmann weisen einen schlafenden Mann höflich darauf hin, dass er dort nicht bleiben dürfe und schicken ihn zur Bahnhofsmission. Der Mann mit der blauen Jacke ignoriert die Aufforderung, bleibt uneinsichtig. Dann nimmt Erika Walleitner ihm seinen Rucksack weg. Er schreit ihr entgegen: "Was machen? Kurwa!" – und spuckt ihr mitten ins Gesicht. Sie wischt es mit dem Handrücken ab, sagt später trocken: "Ich denke, er war durch meine weibliche Stimme nicht ganz angetan. Und egal was ich gesagt habe, er ist sofort in die Luft gegangen."

Die Konsequenzen für den Mann: Eine Anzeige wegen Nötigung und Hausverbot im Bahnhof. Zwar mag das eine Ausnahmesituation gewesen sein. Doch Walleitner und ihr Kollege Schlechtizky-Karmann müssen jeden Tag damit rechnen, dass irgendetwas eskaliert. Oder irgendwer. Kontrovers - Die Story hat die beiden ein Wochenende lang bei ihren Schichten durch München begleitet.

"Wenn ich heute in die Arbeit gehe, ich weiß nie, was passiert"

Es sei genau diese Abwechslung, sagt Markus Schlechtizsky-Karmann, die ihn schon so lange im Job halte: "Wenn ich heute in die Arbeit gehe: Ich weiß nie, was passiert. Für mich wäre es sehr anstrengend oder schwierig, über einen längeren Zeitraum einen Beruf zu machen, wo jeden Tag das Gleiche passiert. Deswegen bin ich hier seit 23 Jahren gut aufgehoben."

Berüchtigter Ort in München: die Katakomben

Bis zu 15 Doppelstreifen der Münchner U-Bahnwache sind gleichzeitig unterwegs. Koordiniert werden sie von einem Einsatzleiter, der die Teams in Notfällen gezielt einsetzt. Walleitner und Kollege Schlechtizky-Karmann beginnen ihre Schicht in den Katakomben, den unterirdischen Gängen der U-Bahn. Ein berüchtigter Ort in München: Die Katakomben galten lange als Schutzraum für Drogensüchtige und Obdachlose.

Eine Begegnung dort habe sie besonders geprägt, erzählt Erika Walleitner: "Da habe ich eine Dame angetroffen, die hatte Oralverkehr mit einem Mann, gegen Drogen. Ich musste sie im Auftrag der Polizei auch durchsuchen und habe dann entdeckt, dass diese Frau lauter Striemen am Rücken hat. Dann hat sie gemeint: Ja, das ist von ihrem Zuhälter. (…) Das Problem an der Sache: Ich kann dieser Frau nicht helfen, weil, da muss sie selber raus."

Inzwischen geschehen solche Begegnungen kaum noch. Die Zugänge zu den Katakomben sind weitestgehend verschlossen, teilweise alarmgesichert. Doch das Problem hat sich nur verlagert. Die Süchtigen halten sich jetzt an der Oberfläche auf, unter anderem in den öffentlichen Toiletten.

Polizeistreife kommt zur Verstärkung

Der nächste Tag, wieder Hauptbahnhof, wieder Untergeschoss. Die beiden Einsatzleiter treffen einen alten Bekannten wieder: Den Mann in der blauen Jacke, der Erika am Vortag ins Gesicht gespuckt hat. An das ausgesprochene Hausverbot hält er sich nicht. Um kein Risiko einzugehen, rufen die beiden direkt eine Polizeistreife zur Verstärkung. "Wir lernen aus dem Gestrigen", sagt Erika Walleitner.

Nach ein paar weiteren kleineren Einsätzen neigt sich die Schicht dem Ende zu. Für ihren Feierabend hat Walleitner schon Pläne: "Erstmal unter die Dusche, heiß duschen. Dann noch ein bisschen Couch und dann ins Bett. Und dann habe ich zwei Tage frei."

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