Mehr als 50 Waldbesitzerinnen aus ganz Unterfranken, verteilt an neun Stationen unter dunkelgrünen Pavillons, mitten im sattgrünen Gramschatzer Wald. Auf die Frage, ob es etwas gibt, dass den Frauen im Wald schwerer fällt als Männern, so sind sich hier beim ersten unterfränkischen Waldbesitzerinnentag in Gramschatz bei Würzburg am Wochenende viele einig: "Wir Frauen können das genauso gut wie die Männer", sagt Jennifer Weidle aus Gemünden. Auch die Würzburgerin Franziska Dittmaier glaubt nicht, dass es für sie eine Herausforderung gibt, die sie als Mann nicht hätte.
Warum also sind nur so wenige der Waldbesitzerinnen bislang in ihren Wäldern selbst aktiv, wie es das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) beobachtet?
Fast die Hälfte des Privatwaldes in Frauenhand
Mit 40 Prozent des bayerischen Privatwaldes besitzen Frauen einen beträchtlichen Anteil. Die einen haben ihr Waldstück geerbt oder geschenkt bekommen. So wie die 36-jährige Franziska Dittmaier, der ihr Urgroßvater, ein Holzhändler, vor Jahren ein Stück schenkte. Oder eben wie die 46-jährige IT-lerin Jennifer Weidle: Sie hat sich vor kurzem selbst ein Stück gekauft. Die Gelegenheit sei günstig gewesen und Wald sei "ja irgendwie schön, auch aus Naturschutzgründen".
So verschieden die Waldbesitzerinnen, so unterschiedlich aktiv sind sie auch in ihren Wäldern: Franziska Dittmeier bewirtschaftet ihren Wald selbst und verwaltet zusätzlich noch 90 Hektar in Oberfranken. Jennifer Weidle überlegt noch, was sie genau machen wird in ihrem Wald.
Waldbesitzerinnentag soll Mut zu Waldarbeit machen
Veranstaltet hat das Treffen das AELF: Katja Sander von der überregionalen Waldbesitzendenfortbildung des Amts und Abteilungsleiterin Antje Julke vom AELF Kitzingen-Würzburg wollen damit mehr Frauen Mut machen, selbst im Wald aktiv zu werden. Viele würden sich die Waldarbeit nicht zutrauen – manchmal fehle es schlicht am Selbstbewusstsein.
Genau das soll das Treffen durch viel Fachwissen und den Kontakt mit anderen Waldbesitzerinnen aufbauen. "Selbstvertrauen gewinnt man, indem man selber tut", meint Antje Julke. Dafür solle der Waldbesitzerinnentag den Impuls geben.
Tipps vom Hohlspaten über Rückegassen bis zur Jagd
So buddeln die Frauen bei dem Treffen selbst mit wuchtiger Harzer Pflanzhaue und sperrigem Hohlspaten Löcher und erfahren dabei Tricks zur richtigen Handhabung, die eine möglicherweise geringere Muskelkraft schnell wett machen kann. Sie pflanzen junge Bäume ein, begutachten den Waldboden in mehr als ein Meter Tiefe und sprechen über Rückegassen und das Thema Jagd.
Die Regulierung des Wildbestands ist entscheidend, damit die Tiere die Baumsetzlinge nicht anfressen können – und die Frauen ihre Wälder überhaupt mit resistenten Baumarten zukunftsfähig aufstellen können.
Nicht immer nehmen männliche Kollegen Waldbesitzerinnen ernst
Was einige hier nicht wussten: Mit dem Waldbesitz sind die Frauen automatisch auch Jagdgenossinnen und haben ein Mitspracherecht. Bei dem Thema zeigt sich dann schnell einer der Gründe, warum es den Waldbesitzerinnen manchmal an Selbstbewusstsein mangeln mag: Fast jede hat hier schon Erfahrungen damit gemacht, dass die Männer im Wald sie nicht immer ernst nehmen.
Selbst top ausgebildete Frauen, wie die 28-jährige Lea Schönland aus Arnstein, haben das schon erlebt. Sie ist in einer Familie mit landwirtschaftlichem Betrieb und Wald aufgewachsen, hat einen Motorsägekurs und Jagdschein gemacht und Agrarwissenschaften studiert. "Man eckt natürlich auch mal an – gerade in den Dörfern, wo halt viel alteingesessen ist und doch noch die Männer die meisten Arbeiten auch im Wald machen", erzählt sie.
AELF: Frauen entscheiden gerne auf Basis von Fachwissen
Gut möglich also, dass nicht nur die Frauen selbst daran arbeiten müssen, dass sich künftig mehr von ihnen die Waldarbeit zutrauen. Vielleicht könnte dazu auch ein wenig mehr Offenheit bei dem ein oder anderen Mann beitragen?
Eines beobachtet Antje Julke bei ihren Fortbildungen für Waldbesitzende jedenfalls noch: "Frauen sind häufig sehr neugierig und wollen Dinge durchdringen und wollen tatsächlich ihre Entscheidungen, die sie immer für ihren Wald dann treffen müssen, auf einer guten Basis treffen." Vermutlich eher keine schlechten Voraussetzungen für die Waldbesitzerinnen, um ihre Wälder in Zeiten des Klimawandels fit für die Zukunft zu machen.
Im Video: Erster unterfränkischer Waldbesitzerinnentag
Im Video: Erster unterfränkischer Waldbesitzerinnentag im Gramschatzer Wald
Dieser Artikel ist erstmals am 21. Juli 2025 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel aktualisiert und erneut publiziert.
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