"Es wird um die beste Lösung gerungen", sagt Henning Otte (CDU) im Interview mit dem BR-Politikmagazin Kontrovers. Doch unberührt lassen den erst im Juni vereidigten Wehrbeauftragten des Bundestages die Streitigkeiten rund um den neuen Wehrdienst dennoch nicht, das gibt er zu. Der Wehrdienstbeauftragte ruft auf, "Eile an den Tag zu legen, aber auch Sorgfalt."
Bundeswehr: Rund 80.000 Soldaten fehlen
Erst schienen die Koalitionspartner einen Kompromiss zum neuen Wehrdienst gefunden zu haben: Union und SPD wollten zunächst auf Freiwilligkeit setzen. Inzwischen scheint sich abzuzeichnen: Freiwilligkeit allein könnte den Bedarf der Bundeswehr nicht ausreichend decken. "Ich begrüße, dass im Parlament jetzt beraten wird, was ist, wenn wir diese Zahlen nicht erreichen", sagt Otte im Kontrovers-Interview. Doch der Streit der vergangenen Tage sei auch ihm nicht verborgen geblieben.
Rund 80.000 Stammsoldaten fehlen der Bundeswehr laut Otte, dazu kämen noch die Reservisten. Die sicherheitspolitische Lage sei angespannt, darum ist für den Wehrbeauftragten des Bundestags das Ziel klar: "Es geht darum, kämpfen zu können, um nicht kämpfen zu müssen", sagt Otte.
Im Video: Kontrovers – Die Story "70 Jahre Bundeswehr: Vom Kalten Krieg bis zum Fall der Mauer"
70 Jahre Bundeswehr
Kommt die Wehrpflicht für alle?
Das in den vergangenen Tagen debattierte Losverfahren bezeichnet Otte im Kontrovers-Interview dabei als "Plus", für den Fall, dass sich über das Prinzip der Freiwilligkeit nicht genug Soldaten finden. "Für mich als Wehrbeauftragter ist wichtig: Am Ende muss der personelle Aufwuchs gewährleistet sein."
Aber glaubt der Wehrbeauftragte, dass die Wehrpflicht für alle doch noch kommen wird? Otte bleibt vage – schließt sie aber zumindest nicht kategorisch aus: "Das hängt davon ab, welche Zahlen jetzt erreicht werden."
Am Donnerstag soll das das neue Wehrdienstgesetz erstmals im Bundestag beraten werden, trotz des Streits der vergangenen Tage. Und auch Änderungen könnten folgen. Viel Zeit bleibt jedoch nicht, wenn das Wehrdienstmodernisierungsgesetz bereits zu Beginn des neuen Jahres gelten soll. Otte jedoch ist "sehr zuversichtlich", dass das neue System schon zum Jahresbeginn 2026 in Kraft treten kann, "und dass wir dann die Abschreckung auch glaubhaft abbilden."
Teil zwei der Kontrovers-Doku "Die Bundeswehr: 70 Jahre einsatzbereit? – Von der Wiedervereinigung bis zur Zeitenwende"
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