Anlage zur Tröpfchenbewässerung in Iphofen (Lkr. Kitzingen)
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Im unterfränkischen Iphofen benötigen Winzer Wasser für ihre Weinreben. Es gibt die Überlegung, dafür den Main zu nutzen.

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Wein-Wasser-Leitung: Was geplant ist und was Experten sagen

Wein-Wasser-Leitung: Was geplant ist und was Experten sagen

Mindestens sieben Kilometer Leitung, um mit Mainwasser Reben zu gießen: Seit mehreren Monaten wird über ein Pilotprojekt zur Weinbergsbewässerung im Landkreis Kitzingen diskutiert. Zuletzt gab es vermehrt Kritik – doch Experten sehen Chancen.

Über dieses Thema berichtet: regionalZeit - Franken am .

Wasser aus dem Main für die Weinberge im unterfränkischen Iphofen: Seit April 2021 gibt es dafür eine Förderzusage des Freistaats. Winzer wollen das Wasser in trockenen Sommern für ihre Reben nutzen. Doch das Pilotprojekt nimmt nur langsam Fahrt auf. In und um Iphofen halten sich kritische Stimmen. Zuletzt unterlagen Gegner des Projektes im Kitzinger Stadtrat jedoch. BR24 hat mit Experten aus Weinbau, Wasserwirtschaft und Klimaforschung gesprochen. Die sind weniger skeptisch – vorausgesetzt, einige Bedingungen werden erfüllt.

Die Wassermenge und der Main

Eine wesentliche Frage, die in der Diskussion um die Wasserleitung immer wieder auftaucht, ist die Sorge, ob der Main die geplante Entnahmemenge entbehren kann. Dahingehend sieht Herbert Walter wenig Probleme. Bei der Regierung von Unterfranken leitet er die Koordinierungsstelle "Zukunftsstrategie Wasserwirtschaft Nordbayern". Geplant sind derzeit bis zu 195.000 Kubikmeter Wasser pro Jahr, die vom Main bei Kitzingen nach Iphofen fließen sollen.

Zum Vergleich: Bei Trunstadt (Landkreis Bamberg) hat der Main selbst bei Niedrigwasser einen mittleren Abfluss von 60 Kubikmeter pro Sekunde. Würde die Leitung vier Monate im Jahr laufen, müssten gerade einmal 0,02 Kubikmeter pro Sekunde gepumpt werden, rechnet Herbert Walter vor: "Die Entnahme, um die es für Iphofen geht, würde der Main nicht merken." Zumal die Pumpen lediglich in der Zeit von November bis April laufen sollen. Also zu Zeiten, in denen der Main viel Wasser führt.

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Geplanter Verlauf der Leitung vom Main nach Iphofen. Das Wasser soll dort in einem Becken gespeichert werden und dann in die Weinberge fließen.

Wissenschaftler: Auswertung der Entnahme wichtig

Auf diesen Umstand weist auch Heiko Paeth hin, Klimaforscher an der Universität Würzburg. Durch den Klimawandel wird sich die Verteilung der Niederschläge in Unterfranken voraussichtlich ändern. "Das heißt etwas mehr im Winter – und deutlich weniger im Sommer", sagt Paeth. Das mache es notwendig, Wasser saisonal anders zu verteilen. Im Rahmen des Pilotprojektes hält der Wissenschaftler die Entnahme aus dem Main für vertretbar. "Der sammelt das Regenwasser auf natürliche Art und Weise. Wenn er viel Wasser führt, sehe ich erstmal kein Problem, etwas davon zu entnehmen", sagt Paeth. Zumal sich im Weinbau mit vergleichsweise kleinen Wassermengen bereits große Effekte erzielen ließen.

Allerdings weist Paeth auch darauf hin, dass ein solcher Versuch Begehrlichkeiten wecken könnte. Wichtig sei es deshalb, das Pilotprojekt wissenschaftlich zu begleiten – um später eine Datenbasis zu haben, wenn andere Gemeinden über ähnliche Projekte nachdenken: "Das heißt, wir müssen schauen, ob Veränderungen zu beobachten sind."

Regenwasser eignet sich nicht immer

Doch Kritiker des Projektes stellten zuletzt auch die Frage, warum es denn gerade Wasser aus dem Main sein muss. Ob es also nicht einfacher wäre, in Iphofen Regenwasser zu sammeln und dieses zu nutzen.

Tatsächlich haben die Iphöfer Winzer über diese Option nachgedacht. Doch ein beauftragtes Ingenieurbüro hat in einer Machbarkeitsstudie davon abgeraten. Einer der Gründe: die Zusammensetzung des Wassers. Das Oberflächenwasser weist in Iphofen einen hohen Sulfatgehalt auf. Das liegt am dortigen Gips-Keuper-Boden, erklärt Daniel Heßdörfer von der Bayerischen Landesanstalt für Wein- und Gartenbau (LWG). An den Schläuchen der Tropfbewässerung könnten sich Ablagerungen bilden, die Leitungen verstopfen. Außerdem könnten die Sulfatgehalte zu einer starken Versalzung des Bodens führen. "Was natürlich die Wasseraufnahme sehr deutlich reduzieren würde", erklärt Heßdörfer.

Wein-Wissenschaftler: Neue Sorten genügen nicht

Daniel Heßdörfer hat eine klare Meinung zur Bewässerung im Weinbau: Ohne wird es in Franken langfristig kaum gehen. "Früher waren die langen Trockenperioden nicht so ausgeprägt wie heutzutage, wir hatten früher nicht diese Hitzeperioden." Seit 2016 gibt es an den Versuchslagen der LWG in Thüngersheim bei Würzburg einen Wasserspeicher. In diesem wird Uferfiltrat gesammelt, das Wasser stammt aus dem Main. Der Maßstab ist deutlich kleiner als in Iphofen. Lediglich 250 Kubikmeter passen in das Becken, 800 Meter ist die Leitung lang. Doch die Erfahrungen seien positiv.

In den Versuchsweinbergen testet die Landesanstalt neben der Bewässerungstechnik und Bodenbegrünung vor allem auch Sorten, die in Franken bislang selten angebaut werden. Doch auch Cabernet Sauvignon oder Sangiovese benötigen künstliche Bewässerung, resümiert Heßdörfer. Derartige Sorten seien zum Beispiel eine Alternative für die Steillagen in Franken, weil sie mit Hitze gut zurechtkommen. "Aber im Zuge Wassereinsparung sind sie keine Alternative", sagt Heßdörfer.

Winzer wollen Wasser bepreisen

Die Hälfte der Kosten für die Leitung will der Freistaat Bayern übernehmen. Allerdings ist der Zuschuss nach Angaben der Regierung von Unterfranken gedeckelt – auf maximal zehn Millionen Euro. Die übrige Hälfte wollen sich die Stadt Iphofen und die beteiligten Winzer teilen. Sie rechnen derzeit mit jeweils um die fünf Millionen Euro. Bedeutet für die Winzer: Pro Hektar Rebfläche erwarten sie Investitionskosten von etwa 20.000 Euro. Vorausgesetzt, die Leitung samt Speicherbecken und Verteilerstationen wird nicht noch teurer.

Wobei auf die beteiligten Winzer noch weitere Kosten zukommen würden. Denn sie haben angekündigt, das Wasser zu bepreisen, das sie tatsächlich nutzen. Wie Winzerin Andrea Wirsching erklärt, sei das notwendig, um die Instandhaltung der Leitung zu finanzieren. Eine Idee, die Klimaforscher Heiko Paeth begrüßt. Der Preis könne garantieren, dass mit dem Mainwasser sparsam umgegangen wird: "Beim Wasser soll eben nicht der Eindruck entstehen, dass es kein nach wie vor wertvolles Gut ist."

Ökologische Fragen, politische Entscheidung

Eine Entscheidung, ob und wie genau die Leitung gebaut wird, steht noch aus. Denn dass ein Antrag von Gegnern der Leitung im Kitzinger Stadtrat kürzlich abgelehnt wurde, bedeutet noch keine Zusage. Neben ökologischen Fragen geht es um kommunale Interessen. In Kitzingen kam zum Beispiel die Frage auf, ob auch andere Wasser aus der Leitung bekommen könnten – zum Beispiel eine Freiwillige Feuerwehr für einen Löschteich. Die Verhandlungen unter den beteiligten Kommunen beginnen nun.

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