Das Atomkraftwerk Isar 2 bei Landshut wurde am 15. April 2023 vom Netz genommen. Nun ist der Kühlturm ohne Rauchwolke.
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Das Atomkraftwerk Isar 2 bei Landshut wurde am 15. April 2023 vom Netz genommen. Nun ist der Kühlturm ohne Rauchwolke.

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Welche Zukunft hat das Kraftwerksgelände Isar 2 bei Landshut?

Welche Zukunft hat das Kraftwerksgelände Isar 2 bei Landshut?

Ministerpräsident Markus Söder will Bayerns letztes Atomkraftwerk wieder in Betrieb nehmen. Denkbar sei auf dem Gelände aber auch ein Forschungsstandort. Und was planen die Eigentümer? Auch die Gemeinde will mitreden – und kündigt Gegenwind an.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Niederbayern am .

Wenn es nach Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) geht, scheint sich die Frage kaum zu stellen: Was soll eines Tages aus dem Gelände von Isar 2 werden, jenem Kernkraftwerk, das bis zum bundesweiten Atomausstieg im April 2023 am Netz war? Söder will Atomenergie, hat dafür vielfältige Ideen. Er hält auch eine Reaktivierung der letzten drei abgeschalteten Meiler weiter für möglich. In diesem und im kommenden Jahr sei das noch machbar, so Söder erst in dieser Woche nach einer Kabinettssitzung.

Weiterbetrieb des AKW "kein Thema mehr"

Die Kraftwerksbetreiber von Isar 2 hingegen winken bekanntlich ab, ergänzen mittlerweile unaufgefordert auf eine BR-Anfrage hin: "Für Preussen Elektra ist der Weiterbetrieb kein Thema mehr." Der Rückbau habe begonnen, die Anlage sei damit praktisch nicht mehr reaktivierbar.

Mit Interesse nehme man aber etwas anderes zur Kenntnis: Eine weitere Idee nämlich, den Vorstoß der Staatsregierung, Kernfusionsforschung voranzubringen. "Für die strategische Energie-Unabhängigkeit Deutschlands sind in Zeiten des weltweit steigenden Energiebedarfs neben den erneuerbaren Energien nachhaltige, sichere und grundlastfähige Energiequellen notwendig", teilte die Staatsregierung am vergangenen Dienstag mit. Neue Wege müssten dafür gegangen werden. Auch damit ist Kernenergie gemeint, nur eben weitergedacht. Vom ambitionierten Ziel, "aus Bayern heraus einen signifikanten Beitrag zur Weiterentwicklung dieser Technologien zu leisten", ist die Rede.

Forschungseinrichtung auf dem Kraftwerksgelände?

Eine eigene Expertenkommission Kernfusion wurde dafür im April 2024 gegründet. Diese hat nun Empfehlungen vorgelegt, für die "Umsetzung des Masterplans Kernfusion". Im Mittelpunkt stehen Forschung und Ausbildung – hier kommt wieder das Kraftwerksgelände von Isar 2 ins Spiel.

Ein Fünf-Punkte-Plan der Staatsregierung sieht nämlich die Einrichtung eines sogenannten "Fusion Campus" vor, einer Forschungseinrichtung. Denkbar sei dafür das Gelände des Kernkraftwerks Isar 2, dessen Sicherung die Expertenkommission dem Freistaat empfiehlt. Die Betreiberfirma des stillgelegten Kraftwerks, Preussen Elektra, ist Eigentümerin des Areals.

Zwar steht bis Ende der 2030er-Jahre der Rückbau des Kraftwerks auf dem Plan, Gedanken über die künftige Nutzung des Areals macht sich das Unternehmen aber und deutet auf BR-Anfrage an: "Die Nachnutzung soll einen Beitrag zum Gelingen der Energiewende leisten und sich harmonisch in das Landschaftsbild eingliedern." Ideen prüfe man deswegen ergebnisoffen, man sei gesprächsbereit. "Eine energietechnische Nutzung unseres Standorts ist eine naheliegende Option", so ein Sprecher.

Forschungsstandort: Veto der Gemeinde Essenbach

Von der Gemeinde aber kommt Gegenwind. Das Kraftwerksgelände sei Gewerbegebiet, das auch Gewerbesteuer einbringen müsse, erklärt Dieter Neubauer (CSU), Bürgermeister der Gemeinde Essenbach, auf deren Gebiet das Kraftwerk liegt.

"Reine Forschungsstandorte, die uns zwar Prestige bringen, aber finanziell nichts, auf die können wir, auf gut-bairisch gesagt, verzichten", sagte Neubauer im BR-Interview. "In so einem Fall wäre das mein Veto an den Minister und ich gehe davon aus, der Gemeinderat würde das auch so sehen." Bayerns Wissenschaftsminister Markus Blume (CSU) habe vorab das Gespräch mit ihm gesucht, so Neubauer. Auch da habe er den Standpunkt der Gemeinde deutlich gemacht – auch, wenn es aktuell nur um Überlegungen und nicht um abschließende Entscheidungen gehe.

Kraftwerk als Industriedenkmal?

In einer nicht enden wollenden Debatte über eine mögliche Zukunft der Kernenergie in Bayern bleibt damit auch offen, wie es mit dem Kraftwerksareal im Landkreis Landshut weitergehen wird. Auch ein weiterer Vorschlag aus München ist in Essenbach nicht gut angekommen: Das Kraftwerk als Industriedenkmal zu erhalten, Museum inklusive. Hier wird der Bürgermeister noch deutlicher: "Wenn sie wollen, können sie statt der Sprengung den Kühlturm abbauen und in München wieder aufbauen, dann haben sie ihre Gedenkstätte." Dort dürfte der Gewerbegrund bekanntlich nicht weniger wertvoll sein.

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