Das Schloss Neuschwanstein von der Westseite her aufgenommen.
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Das Schloss Neuschwanstein - wenn es nach dem Freistaat geht, soll es bald UNESCO-Weltkulturerbe werden.

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Weltkulturerbe Neuschwanstein: "Ja, bitte" oder "Nein, danke"?

Weltkulturerbe Neuschwanstein: "Ja, bitte" oder "Nein, danke"?

Weltkulturerbe – ein Titel, mit dem sich sicher jeder schmücken will. Von wegen! Der Freistaat will die Königsschlösser Ludwigs II. in die UNESCO-Weltkulturerbeliste aufnehmen lassen - auch Neuschwanstein. In Schwangau sind nicht alle begeistert.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Schwaben am .

Geht es nach dem Freistaat, könnten die Königsschlösser Ludwig II. bald Weltkulturerbe werden. Eine entsprechende Bewerbung um die Aufnahme der Schlösser in die Weltkulturerbeliste der UNESCO ist in Arbeit. Doch in Schwangau – zu Füßen des Märchenschlosses Neuschwanstein – ist umstritten, ob so ein Titel dem Ort und seinen Bewohnern mehr Vor- oder mehr Nachteile bringt.

Anwohner fürchten Massentourismus

Direkt unterhalb des Schlosses wohnt Martin Kainz. Zwischen Pfingsten und September sei vor seiner Haustür vor lauter Massentourismus kaum mehr ein Durchkommen, sagt der Hohenschwangauer. Deshalb sieht er den Welterbetitel für das Märchenschloss kritisch. "Ich habe die Befürchtung, dass noch mehr kommen", sagt der Anwohner. Ein zumutbares Maß sei bereits überschritten. "Noch mehr geht in meinen Augen überhaupt nicht."

Bedenken wegen Denkmalschutz-Auflagen

Doch nicht nur ein möglicher zusätzlicher Besucheransturm schreckt beim Thema Weltkulturerbe einige Schwangauer auf, es geht auch um den Denkmalschutz. Rund um das Schloss würden eine Kern- und eine Pufferzone eingerichtet. Manch einer fürchtet in diesen Schutzzonen strenge Auflagen, vor allem was die Sichtachsen auf das Schloss angeht. In Schwangau, wo ohnehin schon für viele Häuser Denkmal- und Ensembleschutz gilt und es bereits großflächig Naturschutz-, Landschaftsschutz- und Wasserschutzgebiete gibt, ist das ein heikles Thema.

"Wenn man von den 80 Prozent geschütztem Gebiet, das wir bereits haben, noch einmal einen Kuchen abschneiden will, wo sollen wir denn dann noch leben?", fragt der Schwangauer Martin Mielich. "Wo sollen unsere Kinder und die Nachkommen sich entwickeln? Das ist unsere Sorge."

Ministerium: Genehmigung durch UNESCO selten nötig

Das für die Weltkulturerbe-Bewerbung zuständige Kunstministerium sieht dagegen keine allzu weitreichenden zusätzlichen Auswirkungen auf die Schwangauer zukommen. Lediglich große Infrastrukturmaßnahmen oder Ähnliches müssten in der Pufferzone vor der Genehmigung von der UNESCO freigegeben werden. "Dabei handelt es sich erfahrungsgemäß aber um äußerst seltene Einzelfälle. Bei den weit überwiegenden sonstigen Maßnahmen erfolgt keine Einbindung der UNESCO", heißt es aus dem Ministerium.

Schlösserverwaltung: Massentourismus eingrenzen

Die Bayerische Schlösserverwaltung rechnet nicht mit einer deutlichen Steigerung der Besucherzahlen durch den Welterbetitel. "Schloss Neuschwanstein ist bereits weltbekannt und zählt zu den beliebtesten Sehenswürdigkeiten für Touristen", teilt die Schlösserverwaltung mit. "Ein zentrales Bestreben aller Beteiligten dieses Welterbeprozesses ist es, den Massentourismus einzugrenzen und 'Overtourism' zu verhindern." Mit der Auszeichnung als Welterbe würden mehrere Mechanismen erst möglich, um negativen Entwicklungen entgegenzuwirken.

Befürworter: Langfristiger Schutz für besonderes Kulturgut

Die Befürworter der Weltkulturerbe-Bewerbung – darunter der Schwangauer Gemeinderat Michael Schroll - sehen deshalb eine große Chance in dem Titel für das Schloss. "Ich glaube, es ist die einzige Möglichkeit, dass wir dieses besondere Kulturgut - diese Landschaft mit dem Schloss – dauerhaft den künftigen Generationen in dieser Art und Weise sichern können", sagt Schroll.

Bürgermeister erwartet keine Verschärfung beim Denkmalschutz

Der Schwangauer Bürgermeister Stefan Rinke (CSU) erwartet nicht, dass sich die Schutzzonen um das Schloss spürbar auf die Schwangauer auswirken würden. Denn: "Auch wenn es heute Bauvorhaben gibt, wird natürlich immer schon geschaut - vom Landratsamt oder vom Freistaat - ob es die Sichtachsen stört", sagt der Bürgermeister. "Das ist bereits Status quo und wird sich nach meiner Ansicht auch nicht durch diesen Welterbetitel verschärfen."

Schwangauer sollen selbst entscheiden

Aber auch innerhalb des Gemeinderats ist der mögliche UNESCO-Weltkulturerbetitel für das Schloss umstritten. Eine eindeutige Mehrheit für oder gegen die Bewerbung gibt es nicht. Deshalb hat der Gemeinderat beschlossen, den Bürgern die Entscheidung zu übertragen: Bei einem Bürgerentscheid sollen die Schwangauer demnächst selbst abstimmen, ob die Gemeinde die Bewerbung des Freistaats um den Welterbetitel für die Königsschlösser unterstützen soll. Dann wird sich zeigen, ob es in Schwangau heißt: Weltkulturerbe Neuschwanschein – "Ja, bitte!" oder "Nein, danke!".

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