Schloss Neuschwanstein im Winter.
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Bürgerinnen und Bürger in Schwangau sollen bei einem Ratsbegehren mitentscheiden, ob Neuschwanstein Weltkulturerbe werden soll.

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Schloss Neuschwanstein: Nicht alle wollen Weltkulturerbe-Titel

Schloss Neuschwanstein: Nicht alle wollen Weltkulturerbe-Titel

Bayern will die Königsschlösser auf die Welterbeliste setzen lassen. In Schwangau sind nicht alle davon begeistert. Deshalb sollen jetzt die Bürgerinnen und Bürger entscheiden, ob die Bewerbung für Neuschwanstein als Weltkulturerbe unterstützt wird.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Schwaben am .

Wenn es nach dem Freistaat geht, sollen die Bayerischen Königsschlösser Neuschwanstein, Herrenchiemsee, Schachen und Linderhof bald UNESCO-Weltkulturerbe werden. In Schwangau im Landkreis Ostallgäu – zu Füßen des weltberühmten Schlosses Neuschwanstein - sind davon aber nicht alle begeistert.

Der Gemeinderat hat deshalb am Montagabend mit großer Mehrheit beschlossen, dass die Schwangauer bei einem Ratsbegehren selbst abstimmen sollen, ob die Gemeinde die Bewerbung des Freistaats unterstützen soll.

Strenger Denkmalschutz als Hauptkritikpunkt

"Das ist schon eine Entscheidung mit großer Tragweite", sagt der Schwangauer Bürgermeister Stefan Rinke (CSU). Denn mit einem Welterbetitel seien gewisse Auflagen verbunden. In Schwangau geht es dabei vor allem um den Denkmalschutz: Um das Schloss herum würden eine Kern- und eine Pufferzone gezogen.

"Weite Teile der Gemeinde Schwangau würden dann in der Schutzzone liegen", sagt Bürgermeister Rinke. Die Sichtachsen zum Schloss müssten dort freigehalten werden. Für jedes Bauleitverfahren gebe es dann einen zusätzlichen Prüfungsschritt.

Touristenansturm durch den Welterbetitel?

Außerdem befürchten in Schwangau manche, dass ein Welterbetitel einen zusätzlichen Ansturm auf das Schloss auslösen könnte - das ohnehin schon fast 1,5 Millionen Besucher pro Jahr zählt. Der Bürgermeister glaubt das zwar nicht. Einige Schwangauer sehen die Bewerbung um den Titel deshalb aber kritisch.

Auch innerhalb des Gemeinderats ist umstritten, ob ein Welterbetitel für Neuschwanstein dem Ort mehr Vorteile oder mehr Nachteile bringt. Deshalb hat sich der Gemeinderat nun entschlossen, die Bürgerinnen und Bürger zu fragen. Sie sollen bei dem Ratsbegehren selbst entscheiden, ob die Gemeinde die Bewerbung unterstützt. "Demokratischer geht’s nicht", findet Bürgermeister Rinke.

Herrenchiemsee: Bürgermeister sieht Welterbe positiv

An den anderen Schlössern Ludwigs II. ist die Stimmung in Sachen UNESCO-Weltkulturerbe wesentlich eindeutiger: Der Bürgermeister von Prien am Chiemsee, Andreas Friedrich (ÜWG), sieht einen möglichen Weltkulturerbe-Titel für Schloss Herrenchiemsee durchweg positiv. Der Titel würde dem Schloss womöglich größeren internationalen Zuspruch bringen, was sich positiv auf die Übernachtungszahlen auswirken würde, so Friedrich. Er erhofft sich mehr Auslastung vor allem in der Nebensaison.

Mit eventuellen Auflagen gebe es beim Schloss Herrenchiemsee auch keine Probleme: Auf der Insel bestehe schon heute ein Bauverbot. Die Sichtachse auf das Schloss freizuhalten sei unproblematisch, denn es gebe gar keine freien Bauplätze im Uferbereich auf dem Festland, sagt der Bürgermeister.

Linderhof: Auflagen durch Naturschutz bereits jetzt sehr hoch

In der Gemeinde Ettal, wo das Schloss Linderhof liegt, sieht man die Bewerbung ebenfalls gelassen: Da das Schloss mitten im Naturschutzgebiet Ammergauer Alpen und gleichzeitig in einem FFH- und Vogelschutzgebiet liege, seien die Auflagen dort bereits schon jetzt sehr hoch, sagt Bürgermeisterin Vanessa Voit (FWG).

"Bauplanerisch haben wir sowieso nur sehr geringe Möglichkeiten", so Voit. Deshalb gebe es bei Linderhof auch keine Probleme mit verbauten Sichtachsen auf das Schloss. Der Ettaler Gemeinderat hat sich laut der Bürgermeisterin bereits im Jahr 2017 für die Bewerbung um das UNSESCO-Weltkulturerbe ausgesprochen – allerdings unter dem Vorbehalt, dass es für die Land- und Waldnutzung durch den Welterbetitel keine weiteren Auswirkungen gebe.

Schachen: Mögliches Welterbe auf 1.866 Metern

In Garmisch-Partenkirchen mit dem Königshaus am Schachen ist die Bewerbung laut einem Sprecher der Gemeinde derzeit kein großes Thema. König Ludwigs Berghaus liegt auf 1.866 Metern Höhe und ist nur nach einer dreistündigen Wanderung zu Fuß erreichbar. Deshalb dürfte es dort auch keine Probleme mit zugebauten Sichtachsen oder zu großen Touristenmassen geben.

Auch in Garmisch-Partenkirchen hat der Gemeinderat bereits 2017 der Bewerbung und den damit verbundenen Kern- und Pufferzonen um das Schloss herum zugestimmt.

Weltkulturerbe Königsschlösser: Verfahren läuft seit 2001

Bestrebungen, Neuschwanstein in die UNESCO-Weltkulturerbe-Liste aufnehmen zu lassen, gibt es schon seit 22 Jahren. 2007 hat der Landtag beschlossen, sich auch mit den anderen Königsschlössern Linderhof, Schachen und Herrenchiemsee zu bewerben. Seit 2015 stehen die vier Schlösser offiziell auf der deutschen Vorschlagsliste. Die Bayerische Schlösserverwaltung arbeitet derzeit die Bewerbung aus. Am 1. Februar 2024 soll sie der UNESCO-Kommission vorgelegt werden.

Eine Entscheidung, ob die Königsschlösser ins UNESCO-Weltkurerbe aufgenommen werden, könnte voraussichtlich im Sommer 2025 fallen. UNESCO-Welterbeanträge aus Bayern würden allerdings nur mit Zustimmung der beteiligten Gemeinden eingereicht, teilte eine Sprecherin des Wissenschaftsministerium dem BR auf Anfrage mit.

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