In einem Bogen zieht sich die 600 Meter lange Autobahnbrücke über das Kreuz Nürnberg-Ost. Allein die Stahlkonstruktion wiegt 9.000 Tonnen. Mit dem sogenannten Overfly sollen die Autofahrer über das Kreuz A6/A9 praktisch fliegen. Das Ziel: Die Brücke soll den Verkehrskollaps an diesem Knotenpunkt verhindern.
Tonnenschwere Brücke schiebt sich über Autobahn
Geht es um die Stahlkonstruktion hat, hat Richtmeister Manfred Lind das sagen. Er und sein Team haben die Brücke neben der Autobahn Stück für Stück zusammengebaut und Zentimeter für Zentimeter über die Autobahn geschoben – und das während des fließenden Verkehrs. Der letzte heikle Moment für Lind und sein Team: Die Brücke muss einen Meter auf ihre Endposition abgesenkt werden.
Eine Brücke, die "lebt"
Am Ende geht es um jeden Millimeter. Der Abstand zwischen der Brücke und dem Lager, auf dem sie aufliegt, darf nur hauchdünn sein. "Die Stahlbrücke muss auf einem Lager liegen, weil sie sich bewegt – sie 'lebt'. Wenn es warm wird, wird sie länger, wenn es kalt wird, kürzer", erklärt Manfred Lind. Mehr als zwei Jahre hat es gedauert, bis die Stahlkonstruktion an diesen Punkt angekommen ist.
Einzigartige Konstruktion an Bayerns Autobahn
"Dass diese Massen überhaupt bewegt werden, in dieser Kurve. Das ist etwas Besonderes", betont Projektleiter Marco Weber. Bei einem Rundgang erklärt er, warum es den Overfly braucht. Das Kreuz ist nämlich schon lange überlastet: Die Abfahrt in Richtung Berlin nehmen zu Spitzenzeiten 1.800 Fahrzeuge pro Stunde. Fast doppelt so viel, wie ursprünglich geplant. Der Overfly hingegen hat eine viel höhere Kapazität.
Unfallschwerpunkt soll aufgelöst werden
Außerdem ist das Kreuz ein Unfallschwerpunkt: Wer von der A9 kommt und auf die A6 in Richtung Prag einfädeln will, muss erstmal an einem Stoppschild anhalten. Häufig kracht es hier. Der Overfly wird das Stoppschild überflüssig machen, da der Verkehr schon vorher entflochten wird, erklärt Weber.
Nächster Meilenstein steht an
Bis der Overfly fertig ist, ist aber noch zu tun. Sobald die Brücke auf den Lagern liegt, legen die Betonarbeiter auf der Brücke los. Oberpolier Heinrich Lenhardt und sein Team haben alle Teile, angefangen von den Brückenpfeilern, betoniert. Auch für sie steht nun der letzte Schritt an. Stück für Stück gießen sie die Betondecke auf der Brücke. Zusammen mit dem Beton wird die Brücke am Ende 15.000 Tonnen wiegen.
Hitze und Starkregen als Hindernis
Die Arbeiten fallen dabei ausgerechnet in den Sommer. Das Problem: Mehr als 30 Grad darf es nicht haben, sonst drohen größere Risse im Beton, die ein Mangel wären. "Ist es zu heiß, weichen wir in die Nacht aus und betonieren zum Beispiel ab 22.00 Uhr", betont Oberpolier Lenhardt, der den Wetterbericht stets im Blick hat. Denn auch bei Starkregen können die Betonarbeiten nicht stattfinden.
Zeitplan für Millionenprojekt verzögert
Das Wetter kann den Zeitplan also noch durcheinanderwirbeln. Schon jetzt hat die Baustelle eine Verzögerung von einem Jahr. Durch die Corona-Pandemie waren Lieferketten gestört und durch den Ukraine-Krieg der Stahl weltweit knapp, erklärt Projekt-Leiter Marco Weber. Dazu kommt noch der Fachkräftemangel. Vor allem Schweißer fehlten. Die Eröffnung des 65 Millionen teuren Overflys ist für Anfang 2026 geplant.
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