Symbolbild: Comeback der Werkswohnungen - als Maßnahme gegen den Fachkräftemangel.
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"Mehr Sicherheit": Mit Werkswohnungen gegen den Fachkräftemangel

"Mehr Sicherheit": Mit Werkswohnungen gegen den Fachkräftemangel

Viele Firmen suchen Fachkräfte – das Unternehmen Wasserle aus Oberbayern findet immer welche. Es bietet zum Job auch eine bezahlbare Bleibe. Wohnraum ist knapp und die Idee der Werkswohnungen aus dem 19. Jahrhundert wird wieder interessant.

Über dieses Thema berichtet: Bayernmagazin am .

"Das Haus, in dem ich mit meiner Familie wohne, hat mein Chef gemietet", sagt Joszef Reti. Der gebürtige Rumäne fühlt sich sehr wohl in der Gemeinde Hurlach im Landkreis Landsberg. Als Vorarbeiter bei der Gebäudereinigung Wasserle im oberbayerischen Kaufering zahlt er fix 600 Euro Miete inklusive Nebenkosten für rund 100 Quadratmeter. Dann bleiben ihm noch 1.600 Euro übrig im Monat.

Diese günstigen Kosten sind nur möglich, weil sein Arbeitgeber ihm vertraglich eine dauerhaft niedrige Miete zugesagt hat, trotz Inflation. Das schätzt der 31 Jahre alte Vater – und bleibt seiner Firma treu. Er arbeitet schon fast zehn Jahre für den gleichen Chef.

Firma Wasserle tritt als Zwischenmieter auf

"Wenn ich meinen Mitarbeitern gleichzeitig Arbeit und Wohnraum biete, haben sie mehr Sicherheit im Leben", sagt Markus Wasserle, Chef der Gebäudereinigungsfirma. Von seinen 400 Mitarbeitern leben derzeit 50 in einer Werkswohnung. Das heißt konkret, die Firma tritt als Zwischenmieter auf, vermietet günstig weiter und zahlt selbst die Mehrkosten drauf.

Für den Einstieg in ein neues Unternehmen oder eine neue Stadt ist das ein Gewinn für beide Seiten: Chef und Arbeitnehmer. Denn wer sich erst einmal nicht um Wohnraum sorgen muss, gerade in einem Ballungsraum wie um die Millionenstadt München, der kann sich besser auf die Arbeit konzentrieren.

Zwischen Vorarbeiter Joszef Reti und seinem Chef Markus Wasserle ist über die Jahre auch eine persönliche Bindung entstanden, die beiden haben ein gutes Verhältnis. Langfristig empfiehlt Wasserle seinen Mitarbeitern aber, sich firmenunabhängigen Wohnraum zu suchen. Sonst sei die Gefahr der Abhängigkeit vom eigenen Chef zu groß.

Firma hilft auch bei Kita-Plätzen und Sprachkursen

Aktuell stellt das Unternehmen Schlafplätze in 21 Wohnungen und drei Häusern zur Verfügung. Damit das Bereitstellen von Arbeit und Wohnung so reibungslos klappt, hat die Firma Wasserle eine eigene Personalangestellte dafür eingestellt. Diese hilft nicht nur bei der Wohnungssuche, sondern zum Beispiel auch bei den Anträgen auf Arbeitsgenehmigung, auf einen Kindergartenplatz oder einen Sprachkurs.

Falls seine Mitarbeiter sich verschulden, dann stellt Wasserle ihnen auch Mikrokredite zur Verfügung. "Das gehört für mich zum Selbstverständnis als Unternehmer, dass wir eine Gemeinschaft sind und füreinander sorgen, Mitarbeiter und Chef." Mit seinem Rundum-Sorglos-Paket hebt sich die Firma vom Markt ab, das weiß Geschäftsführer Wasserle. Obwohl Fachkräfte derzeit rar sind, kennt seine Firma keinen Personalmangel.

Wohnraum: Idee des 19. Jahrhunderts

Die Idee, dass Firmen eine bezahlbare Bleibe bieten, ist alt: Schon Ende des 19. Jahrhunderts wurden in Deutschland Arbeiter-Wohnungen gebaut, etwa von der Eisenbahner-Genossenschaft oder der Postbaugenossenschaft. Auch Dax-Unternehmen wie BMW oder Siemens hatten früher viel Wohnraum. Heute ist fast alles verkauft, denn die Verwaltung von Immobilien ist aufwendig und zählt nicht zum Kerngeschäft der Konzerne. Im Wettbewerb um neues Personal etwa in der Pflege, an Kliniken, in Kindergärten könnten Werkswohnungen aber ein Vorteil sein.

Beispielhaft sind die Münchner Stadtwerke: Bis 2030 wollen sie jedem dritten ihrer 10.000 Beschäftigten einen Mietvertrag anbieten können, also 3.000 Werkswohnungen. Für Tobias Straubinger vom Verband bayerischer Wohnungsunternehmen ist das ein wichtiger Faktor gegen Wohnungsnot.

"Der Bau von bezahlbaren Wohnungen im Freistaat ist im Augenblick so dringend wie lange nicht mehr", sagt Straubinger. Das läge unter anderem am fortlaufenden Zuzug nach Bayern. Laut bayerischem Bauministerium verzeichnen derzeit 208 Städte und Gemeinden einen angespannten Wohnungsmarkt.

Stadt München: Forderung an Apple, BMW und Siemens

Die Stadt München steht in engem Austausch mit der Wirtschaft und der Baubranche. "OB Dieter Reiter und die SPD/Volt-Stadtratsfraktion haben auch die großen Unternehmen mehrfach in die Pflicht genommen, etwa durch Stadtratsanträge und in Gesprächen", sagt Christian Köning, Vorsitzender der Münchner SPD/Volt-Fraktion. So hat Apple ein 7.200 Quadratmeter großes Grundstück in der Nähe des Münchner Hauptbahnhofes erworben und wurde von der Stadt aufgefordert, in den Werkswohnungsbau zu investieren.

Dabei müssten die Firmen nicht selbst bauen. "Sie könnten zum Beispiel Belegrechte bei unseren kommunalen Wohnungsbaugesellschaften erwerben", so Köning. Hier brauche es kreative Lösungen, denn die Perspektiven in der Baubranche sind gerade nicht allzu rosig, mit gestiegenen Zins- und Baukosten.

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