Die Wiederbelebung von stillgelegten Bahnstrecken – sie wäre ein Baustein zur Verkehrswende, da sind sich Bahnfreunde sicher. Aber ist sie auch realistisch? In Unterfranken etwa hängen zwei Projekte seit Jahren fest: die Mainschleifenbahn zwischen Würzburg und Volkach und die Steigerwaldbahn Kitzingen-Schweinfurt.
Warum die Reaktivierung oft nicht vorankommt
Oft macht die Reaktivierung von Regionalbahnstrecken keine Fortschritte, weil nicht geklärt ist, wer die Kosten für den Zugbetrieb der reaktivierten Strecken übernimmt. Viele Kommunen entlang der Strecken haben Angst vor einer hohen finanziellen Belastung durch den Bau von Haltestellen, Parkplätzen oder Bahnübergängen.
Oft scheitern die Bemühungen schon an Gutachten, die weniger als 1.000 Fahrgäste pro Werktag prognostizieren. Kritiker sagen: Bei geringer Auslastung sei es umweltfreundlicher, einen Bus entlang der Strecke einzusetzen.
Positive Bespiele in Franken und Schwaben
Doch es gibt Gegenbeispiele. Der Verkehrsclub Deutschland hat kürzlich zu einer Veranstaltung nach Unterfranken geladen, um zu zeigen, wie es klappen könnte. Drei Bahn-Projekte aus Schwaben und Mittelfranken sollen zeigen, dass die Wiederbelebung realistisch und praktisch umsetzbar sein kann. So wurde etwa die Regionalbahnstrecke zwischen Senden und Weißenhorn in Bayerisch-Schwaben bei Neu-Ulm 2013 erfolgreich wiedereröffnet.
Klappen könnte es laut Verkehrsclub auch bei der Staudenbahn im Landkreis Augsburg. Sie soll ab 2027 wieder fahren. Das dritte Beispiel, das Kommunalpolitiker und Verkehrsverantwortliche bei einem Termin in Gerolzhofen vorstellten, ist die Hesselbergbahn zwischen Wassertrüdingen und Gunzenhausen in Mittelfranken. Sie fährt seit dem letzten Jahr dort wieder regelmäßig.
Was eine Reaktivierung vorantreiben kann
Die Verantwortlichen aus Schwaben und Mittelfranken nennen eine Reihe von Faktoren, die bei der Reaktivierung ihrer Bahnstrecke geholfen haben - vor allem Beharrlichkeit. Man müsse "dranbleiben, denn aller Anfang ist schwer", rät der Stadtrat von Weißenhorn, Bernhard Jüstel. Nötig seien zunächst viel Kraft und Überzeugungsarbeit. Widerstände habe es auch bei den erfolgreichen Projekten reichlich gegeben, sagt Jüstel.
Die schon realisierten Projekte zeigen auch, wie wichtig Partner sind: Politik, Landkreise, Kommunen, Betreiber, Bürger und die Deutsche Bahn müssen an einem Strang ziehen. "Nur so geht es", sagt Stefan Ultsch, Bürgermeister von Wassertrüdingen. Ein Verein oder eine Kommune allein könne die umfangreichen Planungen und Gutachten nicht schultern. Wichtig sei auch, die Kosten realistisch einzuschätzen. Diese sind in den letzten Jahren mehrfach gestiegen.
Ein regional verankerter Partner wie die Bayernbahn oder die örtlichen Stadtwerke haben ein Interesse, Kunden langfristig an die Bahn zu binden. Auch die Einbeziehung der Bürger vor Ort und eine gute Öffentlichkeitsarbeit sind wichtig, um im Gespräch zu bleiben und Vorurteile abzubauen, so das Fazit.
Die Kommunalpolitiker und Verkehrsverantwortlichen der Gemeinden, in denen die Reaktivierung von Zugstrecken geklappt hat, betonten auch, dass der ÖPNV mitgeplant werden müsse - etwa durch ein vernetztes Bussystem oder Rufbusse, die Fahrgäste von kleineren Orten zum Bahnhof bringen.
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