Ein Luchs liegt auf einer Wiese
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Ein Luchs liegt auf einer Wiese (Symbolfoto)

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Wie Inzucht bei Luchsen vermieden werden kann

Wie Inzucht bei Luchsen vermieden werden kann

Im Bayerischen Wald sind alle Luchse miteinander verwandt. Der Genpool ist zu klein und es droht das Aussterben der Wildtiere. Doch es gibt Pläne, wie die Inzucht vermieden werden kann.

Über dieses Thema berichtet: regionalZeit - Südbayern am .

Grundsätzlich gibt es positive Nachrichten aus dem Bayerischen Wald: Hier wächst die Luchspopulation. 33 Tiere wurden im Nationalpark nachgewiesen. Doch das ist immer noch zu wenig. Der Genpool, also die gesamten Erbanlagen dieser Population, ist auf lange Sicht gesehen zu klein, sagt Luchsforscher Marco Heurich.

Herzfehler wegen Inzucht in der Schweiz

Alle Luchse im Bayerischen Wald sind wohl mit einander verwandt. Sie gehen auf eine Gründerpopulation von 17 Tieren zurück, die in den 70er Jahren ausgesetzt wurden.

Noch gibt es keine inzuchtbedingten Abnormalitäten. Doch bei Luchsen in der Schweiz seien schon Herzfehler aufgetreten - wohl aufgrund von Inzucht, so Heurich.

Im schlimmsten Fall stirbt die Population aus

Der Nationalpark Bayerischer Wald prüft regelmäßig, wie es um die genetische Vielfalt bei den Luchsen steht. Luchsforscher Marco Heurich nimmt beispielsweise Proben von Luchskot, die im Labor untersucht werden. Er will wissen: Wie häufig kommen bestimmte Gene vor.

Inzucht bei Tieren muss nicht automatisch ein Problem sein. Das wird es aber dann, wenn immer wieder schadhafte Gene weitervererbt werden, erklärt Marco Heurich: "Der worstcase wäre, dass sie Krankheiten bekommen, dass die Herzfunktion nicht mehr richtig funktioniert, dass sie keine Jungen mehr bekommen, dass die Population zurückgeht und im schlimmsten Fall ausstirbt."

Pläne gegen das Aussterben von Luchsen

Der Nationalpark Bayerischer Wald will das auf jeden Fall verhindern. Und es gibt auch schon konkrete Pläne. Heurich erklärt, erst wenn eine Population aus 500 Tieren, die an der Fortpflanzung beteiligt sind, besteht, gilt die genetische Vielfalt als gesichert.

Von so einer Populationsgröße ist die Bayerwald-Population noch weit entfernt. Abgesehen davon wäre hier kein Platz für 500 Tiere. Das bedeutet, die Luchse müssen sich mit anderen Populationen vernetzen. "Vernetzung bedeutet, dass quasi immer wieder Tiere von hier in die Nachbarpopulationen wandern und umgekehrt", sagt Heurich.

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Luchsforscher Marco Heurich nimmt eine Kot-Probe vom Luchs

Auf den Luchs lauern viele Gefahren

Doch das Wandern ist für die Luchse schwierig, denn es gibt viele menschengemachte Hindernisse, die die Luchse kaum überwinden können, etwa vielbefahrene Straßen oder Schienen. Grünbrücken über Autobahnen können da helfen.

Über die bewachsenen Brücken können die Wildtiere zum Beispiel Autobahnen gefahrlos überqueren. Doch in Bayern gibt es davon noch sehr wenige.

Man könnte auch Luchse aus anderen Regionen im Bayerischen Wald aussetzen und dann hoffen, dass es zu einem genetischen Austausch kommt. Das ist derzeit aber nicht geplant.

Thüringer Wald als Bindeglied zwischen zwei Populationen

Anderswo könnte das aber Realität werden - und zwar im Thüringer Wald: Es gibt im Bayerischen Wald und im Harz zwei voneinander isolierte Luchspopulationen. Dazwischen liegt der Thüringer Wald. Jetzt gibt es Pläne, auch dort Luchse aus dem Ausland anzusiedeln. Diese Thüringer Wald-Population könnte sich dann mit den beiden anderen - derzeit noch isolierten - Populationen verbinden.

Die Folge: Mehr genetischer Austausch. Marco Heurich und seine Forscher-Kollegen haben dieses Szenario einmal ausgerechnet: "Wenn wir 50 Jahre in die Zukunft schauen, dann sehen wir einen starken Anstieg der Population. Fast 900 bis 1.000 Tiere, sodass man sagen kann: Mit so einer gezielten Maßnahme, wie sie jetzt in Thüringen geplant wird, können wir die genetische Variabilität der Luchse in Zukunft erhalten."

Wann genau die Wiederansiedelung der scheuen Luchse im Thüringer Wald beginnen soll, ist noch nicht klar. Einer Forsa-Umfrage zufolge ist eine breite Mehrheit der Thüringer Bürgerinnen und Bürger dafür.

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Eine Karte zeigt die zwei isolierten Populationen. Dazwischen liegt der Thüringer Wald

Im Bayerischen Wald wächst die Luchspopulation. Vorletztes Jahr wurden 33 Tiere im Nationalpark nachgewiesen. Doch das sind immer noch zu wenige. Zudem ist ihr Genpool zu klein. So sind die Tiere von einer besonderen Gefahr bedroht - von Inzucht.
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Im Bayerischen Wald wächst die Luchspopulation. Vorletztes Jahr wurden 33 Tiere im Nationalpark nachgewiesen.