(Archivbild) Horst Seehofer und Markus Söder
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"Weltuntergangsstimmung": Wie Seehofer gegen Söder austeilt

"Weltuntergangsstimmung": Wie Seehofer gegen Söder austeilt

Den Namen seines Nachfolgers nimmt Ex-CSU-Chef Seehofer im BR-Interview nicht in den Mund – Kritik an Söder äußert er trotzdem gleich mehrfach: wegen Wahlergebnissen, Aussagen zur AfD, wegen Bürgergeld und Schuldenbremse. Die CSU schweigt dazu.

Über dieses Thema berichtet: Kontrovers am .

Markus Söder mit Lebkuchenherz und Influencerin Cathy Hummels, Söder mit Schweinshaxe oder Eiswaffel: Die Social-Media-Posts des bayerischen Ministerpräsidenten verfolgt Horst Seehofer nach eigenen Angaben nicht. "Wirklich nicht", sagt er im Interview mit dem BR-Politikmagazin "Kontrovers". Dazu, ob der Ministerpräsident bei "Cathy Hummels oder sonst wo" auftrete, werde es von ihm "nie eine Bewertung" geben.

Das politische Geschehen beobachtet Seehofer allerdings genau. Bei CSU-Vorstandssitzungen sucht man den Ehrenvorsitzenden zwar vergeblich, seine Sicht aber lässt er die Christsozialen immer wieder durch Interviews wissen. Seit der Bundestagswahl meldet sich der 75-Jährige verstärkt zu Wort: Zunächst warf er der Union Wortbruch bei der Schuldenbremse vor, geißelte dann die "Diffamierung" der Grünen und lässt nun in einem ausführlichen BR-Interview mehrere Seitenhiebe auf Söder folgen, ohne dessen Namen in den Mund zu nehmen.

Seehofer beklagt mangelnde Erfolge der CSU

Zentraler Kritikpunkt sind für Seehofer, der bisher letztmalig eine absolute Mehrheit in Bayern geholt hatte, Söders Wahlergebnisse. Ihn interessiere allein die Frage: "Haben wir als Union Erfolg?" Seine Antwort: "Da sind wir weit unter dem, was die Union, aber auch die CSU in Bayern bei Wahlen erreicht hat in der Vergangenheit." Die CSU schaffe es bei keiner Landtags- und keiner Bundestagswahl mehr über die 40-Prozent-Marke.

Seehofer selbst war seinerzeit als CSU-Chef aus den eigenen Reihen für Wahlergebnisse von weniger als 40 Prozent scharf kritisiert und zum Rückzug gedrängt worden. Unter Söder, der Ministerpräsidenten-Amt und Parteivorsitz übernahm, blieb die CSU abgesehen von der Europawahl 2019 immer unter dieser Marke.

Die CSU-Rechtfertigung, das liege an "veränderten Zeiten", lässt Seehofer nicht gelten. Wenn er das höre, "könnte ich aus dem Fenster springen". Er habe als Politiker ständig Veränderung erlebt: Euro-Krisen, Migrationskrisen, Bankenkrisen, militärische "Auseinandersetzungen vor unserer Haustür" und vieles mehr.

"Da kann ich nur den Kopf schütteln"

Kein Verständnis hat Seehofer für Söders Warnungen vor einem Ende der Demokratie wegen extremer Kräfte. "Da kann ich nur den Kopf schütteln", sagt er und zitiert Söder-Formulierungen wie "ein Hauch von Weimar" und "letzte Chance": "Das ist ja so eine Weltuntergangsstimmung, die ich überhaupt nicht teile."

Die Kritik aus CDU und CSU am Bürgergeld teilt Seehofer, stellt aber klar: "Das ist leider mit Zustimmung der Union geschaffen worden. Das wird immer verschwiegen in der Öffentlichkeit." Der Entscheidung, dass Ukrainer Bürgergeld bekommen, hätten auch die Ministerpräsidenten zugestimmt. Bei der Kritik an der schwarz-roten Einigung auf Milliardenschulden legt er nach: "Es war das Gegenteil dessen, was wir im Wahlkampf gesagt haben." Merz habe eingeräumt, dass er dadurch viel Vertrauen eingebüßt habe. Wieder fehlt Seehofers Hinweis nicht, dass "andere auch dabeisaßen, auch Bayern".

CSU reagiert zurückhaltend auf Seehofer-Spitzen

Die CSU-Granden halten sich mit Reaktionen auf Seehofers Wortmeldungen grundsätzlich zurück. Generalsekretär Martin Huber äußert sich auf BR-Anfrage auch dieses Mal nicht.

Als Moderatorin Caren Miosga im März in ihrem ARD-Talk Söder auf dessen Vorgänger ansprach, sagte der CSU-Chef: Seehofer und er hätten eigentlich vereinbart, "dass wir übereinander gar nichts sagen wollen". Er selbst halte sich daran. "Ich habe ihn seit über sechs Jahren nicht gesehen, und ich freue mich, dass er offenkundig noch ganz munter ist."

Das Verhältnis der beiden Politiker gilt seit Jahren als angespannt. Der Politikwissenschaftler und CSU-Experte Heinrich Oberreuter verwies kürzlich bei T-Online darauf, dass während der Koalitionsverhandlungen im Bund 2018 Söder den damaligen Parteichef "demontiert, beschädigt, belästigt und beleidigt" habe. Seehofers Äußerungen wertete Oberreuter daher als "wunderbaren Racheakt".

Lob für Dobrindt und Merz

Lob gibt es vom Politik-Ruheständler Seehofer für Bundesinnenminister Alexander Dobrindt ("macht es richtig"). Positiv äußert er sich auch über Friedrich Merz, der für ihn der selbstverständliche Unions-Kanzlerkandidat gewesen sei – obwohl Söder ebenfalls Ambitionen hatte.

Er zähle nicht zu jenen, die immer Leute aus der eigenen Partei für die stärksten halten, erläutert Seehofer. "Ich schaue mir an, was ein Politiker kann." Bayern komme zum Zug, wenn die CDU niemanden habe. Von Merz habe er gewusst: "Jawohl, der kann es."

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