Sie entscheiden übers Geld, über kirchliche Immobilien oder übers Personal – anders als in der katholischen Kirche haben evangelische Kirchenvorstände breite Entscheidungsbefugnis, wie der Münchner Stadtdekan Bernhard Liess erklärt: "Unter dem Aspekt der Leitung einer Kirchengemeinde heißt es im Kirchengesetz ganz klar: Pfarrer, Pfarrerin und Kirchenvorstand leiten gemeinsam die Kirche."
Die evangelische Kirche sei damit ein "ausgesprochen demokratischer Ort". Es gehe um echte Partizipation und nicht nur um das "Abnicken" grundlegender Entscheidungen, die eine Pfarrerin oder ein Pfarrer eben nicht "autoritär" und "in Eigenregie" treffen könne.
Mangel an Kandidaten lässt Gemeinden kooperieren
Allerdings gibt es immer weniger Kandidierende für das auf sechs Jahre gewählte Ehrenamt. Denn eigentlich müssten mindestens doppelt so viele Kandidaten und Kandidatinnen benannt werden, wie es Sitze gibt – bayernweit sind es 8.500. Mit rund 14.000 Kandidierenden – darunter auch fast 80 Jugendliche zwischen 14 und 18 Jahren - stellen sich aber nicht mal doppelt so viele Menschen für das auf sechs Jahre gewählte Ehrenamt zur Verfügung, wie es Sitze gibt.
Inzwischen kooperierten 414 evangelische Gemeinden bei den Kirchenvorständen, vor sechs Jahren seien es nur 75 der insgesamt 1.530 evangelischen Kirchengemeinden in Bayern gewesen, teilt die Evangelische Landeskirche mit. Ist das, was das evangelische Landeskirchenamt als "klaren Trend zur regiolokalen Zusammenarbeit" lobt, also auch dem Mangel an Freiwilligen geschuldet?
Auf BR-Anfrage teilt das Landeskirchenamt dazu schriftlich mit: "Es gibt weniger Kandidaten, da es mehr Kirchenvorstands-Fusionen gibt, weswegen es weniger Kirchenvorstandsplätze zu vergeben gibt."
Wahlberechtigt sind 1,8 Millionen Protestanten
Noch bis heute können rund 1,8 Millionen evangelische Christen in Bayern ihre Stimme abgeben. Wahlberechtigt ist, wer über 16 Jahre alt ist oder 14 und schon konfirmiert.
Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.
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