Urne mit Blumenschmuck und brennender Kerze
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Ab 1. April wird in Bayern eine zweite Leichenschau bei Einäscherung Pflicht

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Zweite Leichenschau bei Einäscherung bald auch in Bayern Pflicht

Zweite Leichenschau bei Einäscherung bald auch in Bayern Pflicht

In allen anderen Bundesländern ist die zweite Leichenschau vor einer Einäscherung bereits seit längerem Pflicht. In Bayern gilt sie erst ab 1. April. Welche Vorteile das bringt und warum Feuerbestattungen nun vermutlich teurer werden.

Über dieses Thema berichtet: BR24 im BR Fernsehen am .

Bislang reichte es in Bayern, dass ein hinzugerufener Arzt oder eine Ärztin einen verstorbenen Menschen vor Ort untersucht und die Todesursache feststellt. Das Problem: Sie sind dafür nicht speziell ausgebildet. Schätzungen von Rechtsmedizinern zufolge bleiben deshalb weit über 1.000 Tötungsdelikte pro Jahr in Deutschland unentdeckt.

Verspäteter Start in Bayern

Um mögliche Straftaten aufzudecken, hatte der Bayerische Landtag bereits 2019 beschlossen, die zweite Leichenschau vor einer Feuerbestattung auch im Freistaat zur Pflicht zu machen. Ursprünglich sollte die entsprechend geänderte Bestattungsverordnung zum 1. Januar 2023 in Kraft treten, der Termin wurde aber mehrfach verschoben. Als Gründe wurden der nötige Umbau von Krematorien und das fehlende Fachpersonal angegeben.

Im Falle von Erdbestattungen ohne Einäscherung ist eine zweite Leichenschau dagegen nicht vorgesehen.

Ärzte mit besonderer Expertise

Nur Ärztinnen und Ärzte mit der Gebietsbezeichnung Rechtsmedizin, Pathologie, Öffentliches Gesundheitswesen oder einer vergleichbaren Qualifikation dürfen die zweite Leichenschau durchführen. Des Weiteren Angehörige von Instituten für Rechtsmedizin oder Fachkräfte, die über besondere Sachkunde im Bereich der Leichenschau verfügen. Zuständig sind laut der Bestattungsordnung die Gesundheitsämter, in deren Bereich wiederum die Krematorien fallen.

Mehr aufgedeckte Tötungsdelikte erwartet

Ergeben sich bei einer zweiten Leichenschau Anhaltspunkte für einen unnatürlichen Tod einer verstorbenen Person oder ist die Todesursache nicht klar, muss sofort die Polizei verständigt werden. Experten wie der Münchner Rechtsmedizin-Professor Oliver Peschel rechnen damit, dass durch die Neuregelung deutlich mehr Verbrechen ans Tageslicht kommen.

Nachteil: Feuerbestattungen vermutlich teurer

Die Stadt Nürnberg hat mitgeteilt, dass wegen der zweiten Leichenschau Feuerbestattungen ab 1. April um 119 Euro teurer werden. Demnach stellt das Krematorium die entsprechenden Arzt-Kosten für die zusätzliche Pflicht-Untersuchung den Auftraggebern in Rechnung. Nicht nur in Nürnberg müssen sich Angehörige wegen der neuen Regelung in Bayern vermutlich auf höhere Kosten einstellen.

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