Bergungsarbeiter inspizieren am 16.11.2000 die verbrannten Reste der Gletscherbahn im Tunnel am Kitzsteinhorn.
Bergungsarbeiter inspizieren am 16.11.2000 die verbrannten Reste der Gletscherbahn im Tunnel am Kitzsteinhorn.
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25 Jahre nach Kaprun: Die quälende Frage nach dem Warum
Bildrechte: picture-alliance / dpa | epa apa Neumayr
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25 Jahre nach Kaprun: Die quälende Frage nach dem Warum

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25 Jahre nach Kaprun: Die quälende Frage nach dem Warum

25 Jahre nach Kaprun: Die quälende Frage nach dem Warum

Mit uns wird es niemals Frieden geben – das war aus dem Kreise der Angehörigen schon vor dem 25. Jahrestag des Seilbahnunglücks in Kaprun zu hören. Es ist eine Ansage in Richtung der Verantwortlichen. Bis heute gibt es offiziell keine Schuldigen.

Über dieses Thema berichtet: Abendschau - Der Süden am .

Am 11.11.2000 sterben 155 Menschen, als eine Standseilbahn in einem Tunnel auf dem Weg zum Berg in Brand gerät. Auf die Katastrophe folgt eine juristisch höchst umstrittene Aufarbeitung. Zwar gab es einen Prozess gegen 16 Personen. Die Mitarbeiter der Gletscherbahnen Kaprun, Beamte des Verkehrsministeriums und TÜV-Inspektoren wurden aber allesamt freigesprochen. Bis heute hat niemand Verantwortung für die Katastrophe übernommen. Offiziell gibt es keine Schuldigen.

"So viele Tote und niemanden, der Schuld ist"

Das ist ein quälender Gedanke für die Angehörigen. Eine von ihnen ist Ursula Geiger, die mit ihrem Mann wie jedes Jahr am 11. November nach Kaprun gefahren ist. Sie hat bei dem Brand ihren Sohn Sebastian verloren. "Warum gibt es hier keinen Schuldigen? Es gibt so viele Tote und es gibt niemanden, der Schuld ist an dieser Katastrophe." Es seien diese Gedanken, die an einem Jahrestag wieder auftauchten.

Ursula Geigers Sohn war bei der Katastrophe 14 Jahre alt – ein Talent im deutschen Skiverband, das mit seiner Mannschaft am Gletscher trainieren wollte. Aber dazu kommt es nicht.

Angehörige beklagen katastrophales Krisenmanagement

Der verheerende Brand in der Bahn geht damals von einem Heizlüfter in der talseitigen, bei der Bergfahrt unbesetzten, Fahrerkabine aus. Durch die Hitze reißt eine Leitung mit Hydraulik-Öl und setzt die gesamte Bahn schlagartig in Flammen. Als Ursula Geiger von dem Brand erfährt, macht sie sich auf den Weg nach Kaprun. Die Angehörigen werden in einem Jugendhaus abgeschottet. Zwar sind verschiedene Rettungskräfte vor Ort, von denen habe es aber nur spärliche Informationen gegeben. "Wir als Angehörige waren eigentlich isoliert und haben erst spät am Abend erst erfahren, was überhaupt los war", sagt Geiger. Das Krisenmanagement sei eine Katastrophe gewesen.

In der Bahn gab es keine Feuerlöscher, keine Fluchtwege – der Tod von 155 Menschen wäre leicht zu vermeiden gewesen. In den Zügen der Kapruner Gletscherbahn waren nachträglich Haushaltsheizlüfter verbaut worden, die weder zugelassen noch geeignet waren. Einer davon hat den Brand ausgelöst.

Nur eine Verkettung unglücklicher Umstände?

"Der Heizlüfter war an einer Stelle eingebaut, wo er niemals hätte sein dürfen", sagt Rechtsanwalt Gerhard Podovsovnik. Er hat 80 Hinterbliebene von Kaprun beim anschließenden Strafprozess vertreten. Laut Urteil war die Katastrophe nur eine Verkettung unglücklicher Umstände. Für Podovsovnik bis heute ein Skandal. "Wäre das Urteil anders ausgegangen, mit Verurteilungen wegen verschiedenster Straftatbestände, hätte das massivste Auswirkungen auf den Skitourismus in Österreich gehabt." Wie nachlässig angesichts dessen mit Opferrechten im Land umgegangen worden sei, sei schlimm.

Die Einfahrt in den Tunnel, in dem so viele Menschen gestorben sind, ist heute verschlossen und von der Natur überwuchert. Viele Wunden aber sind auch 25 Jahre nach der Katastrophe von Kaprun noch offen.

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