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Süß, salzig, fettig: Werbeverbot für ungesunde Kindersnacks

Süß, salzig, fettig: Werbeverbot für ungesunde Kindersnacks

Bundesernährungsminister Cem Özdemir (Grüne) bringt ein Werbeverbot für ungesunde Lebensmittel auf den Weg. Kinder sollen vor Werbung für Süßes, Salziges und Fettiges geschützt werden. Das geplante Verbot ist sehr weitreichend.

Über dieses Thema berichtet: BR24 im BR Fernsehen am .

Eines bleibt unbestritten: Zu viele Kinder in Deutschland sind zu dick. 15 Prozent gelten als übergewichtig, das ist jedes siebte Kind. Die Kilos gehen im Erwachsenenalter selten weg. Stattdessen besagt die Statistik, wer als Kind schon dick war, bleibt es häufig auch als Erwachsener.

In jungen Jahren werden Geschmack und Essverhalten geprägt. Die Politik kann keinen Einfluss darauf nehmen, was Eltern im Supermarkt kaufen und zuhause kochen, aber sie kann die äußeren Einwirkungen beschränken. Werbung für die "wertvollen Frühstückcerealien" und "Naschen und Vitamine" sollen bald nicht mehr zu sehen sein, zumindest nicht für Kinder.

Feste Zeiten, keine Kinderdarsteller und kein Sponsoring mehr

Zwischen 6 und 23 Uhr soll nach dem Gesetzesvorhaben keine Werbung mehr für ungesunde Produkte gesendet werden dürfen, die sich speziell an Kinder richtet. Konkret heißt das, auch in der Fußball-Halbzeitpause am Abend muss dann etwa die Chips- oder Limowerbung auf Erwachsene ausgerichtet sein. Auch Influencer in sozialen Medien dürften dann nicht mehr für solche Produkte werben. Hier gibt das Ministerium offen zu, dass das nicht leicht zu überprüfen sein wird.

Weder Kinderdarsteller noch kindertypische Farben und Elemente dürfen den Plänen nach in den Spots und auf Plakaten vorkommen. Aufsteller und Werbebanner im Umkreis von 100 Metern von Kitas, Schulen und Spielplätzen sollen ebenso verboten werden. Auch Sponsoring mit entsprechenden Inhalten will das Ministerium unterbinden.

Özdemir: Kinder können nicht unterscheiden

Der Ernährungsminister ist überzeugt: Werbung zeigt Wirkung, und Kinder seien dafür besonders empfänglich. Im Durchschnitt sehen sie täglich 15 Werbespots und Anzeigen für Zuckerbomben und salzige Snacks, die Folgen könnten sie aber nicht abschätzen. Dass es den Unternehmen um den Verkauf ihrer Produkte geht, können sie noch nicht erkennen.

Die Schuld für dicke Kinder allein bei den Eltern zu suchen, hält der grüne Minister für unangemessen. Nicht alle Eltern seien dazu in der Lage, ihre Kinder gesund zu ernähren und für ausreichend Bewegung zu sorgen, so Özdemir. Familien und die Werbewirtschaft agierten nicht auf Augenhöhe.

Lebensmittel per se sollen nicht verboten werden, betont er. Niemand wolle Chips und Schokolade streichen. Aber die Hersteller könnten animiert werden, über den Zuckergehalt ihrer Produkte nachzudenken.

Grenzwert richtet sich an WHO-Leitlinien aus

Nicht jedes Frühstücksmüsli, das sich an Kinder richtet, ist auch wirklich ungesund. Welche Produkte von dem Werbeverbot betroffen sind, orientiert sich an den Vorgaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Entscheidend wird sein, ob die Produkte einen zu hohen Zucker-, Fett- oder Salzgehalt enthalten. Dafür gibt es Nährwerttabellen der WHO.

Özdemir: Gegenwind halte ich aus

Spannend dürfte nun werden, wie sich der Koalitionspartner FDP zu Özdemirs Plänen verhält. Der agrarpolitische Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion, Gero Hocker, kündigte an, Özdemir werde innerhalb der Koalition "keine Mehrheit finden".

Özdemir gibt sich standhaft. Den Gesundheitsminister habe er auf seiner Seite, sonstigen Gegenwind halte er aus. Er gehe davon aus, dass die Koalitionsvereinbarung von allen ernst genommen werde. Tatsächlich steht das Thema klar im Koalitionsvertrag: eine solche Werbung, wie Özdemir sie nun beschrieben hat, "darf es nicht mehr geben".

Zigarettenwerbung gibt es auch nicht mehr

Der Bundeslandwirtschaftsminister erinnert am Ende noch an seine Kindheit. Da ritt der Marlboro-Mann durchs Fernsehen, später sei der Darsteller an Krebs gestorben. Man habe sich in den 70er Jahren nicht vorstellen können, Werbeverbote für Zigaretten einzuführen. Özdemir sagte zum Thema ungesunde Lebensmittel voraus: "Wir werden über dieses Thema in einigen Jahren genauso reden." Der Zigarettenkonsum ist nach Zahlen des Statistischen Bundesamtes seit 1991 um die Hälfte zurückgegangen. Es gab in dieser Zeit aber auch kräftige Steuererhöhungen.

Die Süßigkeiten-Industrie boomt. Den Spruch mit der "extra Portion Milch" in einem sehr bekannten Schokoriegel, mit dem ganze Generationen aufgewachsen sind, gibt es zwar in der Werbung schon lange nicht mehr. Der Herstellermarke hat das aber nicht geschadet. Der Netto-Umsatz von Ferrero – verantwortlich für die Kinderschokolade – hat sich in den vergangenen zehn Jahren auf 14 Milliarden Euro verdoppelt.

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