Seit Mai ist Dorothee Bär aus Franken an der Spitze des neu zugeschnittenen Ministeriums: Jetzt ist die CSU-Politikerin für Forschung, Technologie und Raumfahrt zuständig. Im ARD-Interview der Woche kündigt Bär eine BAföG-Novelle für das Wintersemester 2026/27 an. Ihr Ziel: schneller, digitaler und bekannter soll die staatliche Unterstützung werden – denn die Zahl der Geförderten war zuletzt auf den niedrigsten Stand seit 2000 gesunken.
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"Stipendiensystem" statt BAföG?
Auch ihre Vorgängerinnen im Amt wollten das BAföG verbessern. Bär will ein neues Image, "weil ich erlebe ganz oft, (…) dass das jetzt in Studierendenkreisen nicht den besten Ruf hat, was ich sehr schade finde, weil das nichts ist, wofür man sich schämen muss". Auch ein neuer Name wäre aus ihrer Sicht denkbar: Das Bundesausbildungsförderungsgesetz ist für Bär ein "Galgenmännchenwort", das nicht "total sexy" klinge. Ein neuer Begriff, etwa in die Richtung "Stipendiensystem", könnte vielleicht helfen, so Bär. Über Vorschläge wäre sie dankbar. Doch: Ob allein ein neuer Name tatsächlich etwas ändert – offen.
Im Fokus steht für Bär daher, "dass es nicht am Geldbeutel des Elternhauses scheitern darf, ob man ein Studium in Angriff nimmt oder nicht". Auch bei den Regelsätzen soll im Zuge der BAföG-Novelle nachjustiert werden. Derzeit beträgt der Höchstsatz maximal 992 Euro monatlich, das Wohngeld bei 380 Euro pro Monat – bei vielen BAföG-Beziehern reicht das angesichts hoher Mietkosten nicht aus.
ESA-Ministerratskonferenz: Bär rechnet mit 5 Milliarden Euro aus Deutschland
Auch die Forschungspolitik will Bär neu ausrichten, wie sie im ARD-Interview betont: mehr Hightech, mehr Raumfahrt – so die Vision. Derzeit bereitet sie die Ministerratskonferenz der Europäischen Weltraumorganisation (ESA) in Bremen vor – nach über 20 Jahren ist Deutschland wieder Gastgeber. Dort legen die über zwanzig Mitgliedsstaaten die Budgets und Programme der ESA für die nächsten Jahre fest. Bär bezeichnet den Vorsitz Deutschlands als "große Ehre". Hinter dem Treffen steckt aber auch politische Bedeutung: Es geht im Bereich Raumfahrt um Wirtschaft und Arbeitsplätze sowie Sicherheit und Verteidigung – im und aus dem All. Satelliten etwa gelten als kritische Infrastruktur – sie liefern Daten für Navigation, Kommunikation und auch für Banküberweisungen.
Erstmals nennt Raumfahrtsministerin Bär im Interview eine konkrete Summe als deutschen Beitrag zur ESA: "Ich denke, es schaut momentan ganz gut aus, dass wir auch auf fünf Milliarden kommen können." Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) hatte kürzlich 35 Milliarden Euro für militärische Raumfahrtprojekte angekündigt. Daher ergänzt Bär: "Vielleicht kann man da auch noch mal eine Lösung finden, um noch mal eine Schippe draufzulegen." Fest stehe: "Wir werden der größte Geber sein."
Fünf Milliarden Euro wären nach der CSU-Politikerin eine deutliche Steigerung, denn bislang liegt der deutsche Beitrag bei 3,5 Milliarden Euro. Bayern, Bremen und Baden-Württemberg – allesamt wichtige Raumfahrt-Standorte – fordern sechs Milliarden Euro. Nicht verwunderlich, denn: Der größte Teil des investierten Geldes fließt über Aufträge wieder zurück nach Deutschland.
Wissenschaftsfreiheit: Deutschland als "Sehnsuchtsort" für Forscher
Ein weiterer Schwerpunkt für Bär in ihrem neu zugeschnittenen Ministerium ist das Programm "1000 Köpfe Plus", mit dem internationale Spitzenforscher nach Deutschland geholt werden sollen – gerade in Zeiten, in denen die Wissenschaftsfreiheit weltweit unter Druck steht, nicht nur in den USA. Deutschland erscheine daher im Forschungsbereich als "ein Sehnsuchtsort" für Forscher, so Bär. Die Wissenschaftsfreiheit in Deutschland ist im Grundgesetz garantiert, was ein Standortvorteil sei, den nicht mehr alle Länder hätten.
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Dieser Artikel ist erstmals am11.10.2025 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel erneut publiziert.
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